Der Kindergeburtstag wird zum Event
Kletter- und Indoor-Spielhallen liegen bei Kindern und Jugendlichen, die ihre besten Freunde zu einer Party einladen, voll im Trend. Für Eltern kann das unter dem Strich teuer werden.
Topfschlagen ist ziemlich out, Flaschendrehen vielleicht auch. Der Kindergeburtstag ist längst zum Ereignis geworden. Eltern möchten dem Nachwuchs etwas Besonderes bieten, abseits von Kuchen mit Kakao und ein bisschen Spielen im Garten oder im Kinderzimmer. Besonders Düsseldorfer Eltern haben es dabei leicht oder eben auch nicht. Jedenfalls bietet sich ihnen eine Fülle an Möglichkeiten. Eine davon ist es, die Kinder hüpfen zu lassen.
Kletter- und Indoor-Spielhallen wie das Ginoland in Mörsenbroich oder das Rather Bobbolino boomen. Seit einem Jahr gibt es auch in Düsseldorf eine Filiale der reinen Trampolinhalle AirHop, auf Deutsch in etwa mit „Luftsprung“zu übersetzen, an der Fichtenstraße in Flingern-Süd. Dorthin hat es an diesem Samstagmittag auch die FamilieVasic verschlagen. Mutter Sabrina hatte ihrem neunjährigen Sohn Jerome diesen Wunsch nicht abschlagen wollen. Er habe das in einem Video vorher schon gesehen, erzählt der Neunjährige. Und damit der Mutter dann in den Ohren gelegen.
„Darüber wird dann schon in der Schule gesprochen. Und man möchte ja seinen Kindern auch etwas bieten“, sagt die 34-jährige Alleinerziehende. Günstig sei diese Feier nicht, sagt sie. Aber der Vater habe auch etwas dazugetan. Und ihr Sohn habe eingewilligt, dass im Gegenzug das Geschenk etwas kleiner ausfällt. Jerome bereut es nicht. „Es ist super“, lautet sein Zwischenfazit. Zwei Stunden können er, die 15-jährige Schwester Maria und seine Freunde springen, was das Zeug hält. Begleitet werden sie von einer Party-Betreuerin. Die 20-jährige BWL-Studentin Denise Franke macht diesen Job vor allem am Wochenende. Sie passt auf und greift zur Trillerpfeife, wenn es zu wüst wird. Und sie begleitet die Gruppe zum Schluss in den Partyraum, wo es dann noch ei- nen Imbiss gibt, je nach Gusto Hotdogs oder Muffins.
Viele Museen und vornehmlich kulturelle Einrichtungen haben den Geburtstag als Ereignis mittlerweile im Angebot. So auch das Schloss Benrath. Dort gibt unter anderem den Prinzessinnen-Geburtstag. Fast selbsterklärend, dass der in der Regel nur für Mädchen gebucht wird. „Es gibt auch schon mal einen Prinzen, aber doch selten“, sagt Lena Kawohl, die im Schloss die Abteilung Bildung und Vermittlung leitet. Die weibliche Geburtstags-Entourage darf sich dann in historische Gewänder kleiden und schlurft anschließend in viel zu großen Filzpantoffeln durchs Schloss. Bei diesen Führungen geht es dann weniger um geschichtliche Details als vielmehr um ganz praktische Dinge. Oft gestellte Frage: „Wo hatte die Fürstin hier eigentlich ihr Klo?“
Der Kindergeburtstag ist ein Wirtschaftsfaktor. Der Einzelhandel re- gistriert jedenfalls einen deutlichen Zuwachs bei dem Verkauf von Präsenten. Deutschlandweit wurden 2007 für rund 2,3 Milliarden Euro Geschenke gekauft. Gut zehn Jahre später wurden damit schon rund 3,2 Milliarden umgesetzt. Diese Zahlen nennt Rainer Gallus, Geschäftsführer des Handelsverbandes NRW mit Sitz in Düsseldorf. „Ob das an den Kindergeburtstagen liegt, ist schwer zu beziffern, aber der Anstieg ist schon deutlich.“Für die Betreiber der Indoorspiel- und Kletterhallen ist der Kindergeburtstag allemal so etwas wie die geschäftliche Grundlage. „Da unsere Zielgruppe Familien sind und diese die Kindergeburtstage fast ausschließlich am Wochenende feiern, sind Geburtstage schon ein elementares Tool in unserem Angebot“, sagt Jan-Marius Halbhuber, stellvertretender Parkleiter des AirHop.
Billig ist das Ereignis Kindergeburtstag dann nicht mehr. Im Air- Hop kostet beispielsweise das Geburtstagspaket „Gold“für zwei Stunden Hüpfen und eine Stunde im Partyraum samt Imbiss pro Kind 35 Euro, die Silber-Variante 20 Euro und das Prinzessinnen-Dasein im Schloss Benrath am Wochenende mindestens 180 Euro. Klar ist, wer zwei Kinder hat, der hat im Jahr rund 20 Geburtstage vor der Brust, inklusive der zwei selbst auszurichtenden. 500 Euro kommen da schnell zusammen, tendenziell dürfte es mehr sein. Eltern mit drei Kindern müssen entsprechend bis zu 1000 Euro kalkulieren. Müssen sie natürlich nicht, es lässt sich auch weiterhin zu Hause feiern. Auch das sei ein Trend, sagt eine Museumspädagogin, die mit folgender Aussage nicht namentlich genannt werden möchte: „Jedes Ereignis muss ja auch den Geburtstag davor und den anderer Kinder toppen.“Sie rät: Sich Ideen holen und einfach mal wieder daheim bleiben.