Rheinische Post

Der Kindergebu­rtstag wird zum Event

Kletter- und Indoor-Spielhalle­n liegen bei Kindern und Jugendlich­en, die ihre besten Freunde zu einer Party einladen, voll im Trend. Für Eltern kann das unter dem Strich teuer werden.

- VON RALPH KOHKEMPER

Topfschlag­en ist ziemlich out, Flaschendr­ehen vielleicht auch. Der Kindergebu­rtstag ist längst zum Ereignis geworden. Eltern möchten dem Nachwuchs etwas Besonderes bieten, abseits von Kuchen mit Kakao und ein bisschen Spielen im Garten oder im Kinderzimm­er. Besonders Düsseldorf­er Eltern haben es dabei leicht oder eben auch nicht. Jedenfalls bietet sich ihnen eine Fülle an Möglichkei­ten. Eine davon ist es, die Kinder hüpfen zu lassen.

Kletter- und Indoor-Spielhalle­n wie das Ginoland in Mörsenbroi­ch oder das Rather Bobbolino boomen. Seit einem Jahr gibt es auch in Düsseldorf eine Filiale der reinen Trampolinh­alle AirHop, auf Deutsch in etwa mit „Luftsprung“zu übersetzen, an der Fichtenstr­aße in Flingern-Süd. Dorthin hat es an diesem Samstagmit­tag auch die FamilieVas­ic verschlage­n. Mutter Sabrina hatte ihrem neunjährig­en Sohn Jerome diesen Wunsch nicht abschlagen wollen. Er habe das in einem Video vorher schon gesehen, erzählt der Neunjährig­e. Und damit der Mutter dann in den Ohren gelegen.

„Darüber wird dann schon in der Schule gesprochen. Und man möchte ja seinen Kindern auch etwas bieten“, sagt die 34-jährige Alleinerzi­ehende. Günstig sei diese Feier nicht, sagt sie. Aber der Vater habe auch etwas dazugetan. Und ihr Sohn habe eingewilli­gt, dass im Gegenzug das Geschenk etwas kleiner ausfällt. Jerome bereut es nicht. „Es ist super“, lautet sein Zwischenfa­zit. Zwei Stunden können er, die 15-jährige Schwester Maria und seine Freunde springen, was das Zeug hält. Begleitet werden sie von einer Party-Betreuerin. Die 20-jährige BWL-Studentin Denise Franke macht diesen Job vor allem am Wochenende. Sie passt auf und greift zur Trillerpfe­ife, wenn es zu wüst wird. Und sie begleitet die Gruppe zum Schluss in den Partyraum, wo es dann noch ei- nen Imbiss gibt, je nach Gusto Hotdogs oder Muffins.

Viele Museen und vornehmlic­h kulturelle Einrichtun­gen haben den Geburtstag als Ereignis mittlerwei­le im Angebot. So auch das Schloss Benrath. Dort gibt unter anderem den Prinzessin­nen-Geburtstag. Fast selbsterkl­ärend, dass der in der Regel nur für Mädchen gebucht wird. „Es gibt auch schon mal einen Prinzen, aber doch selten“, sagt Lena Kawohl, die im Schloss die Abteilung Bildung und Vermittlun­g leitet. Die weibliche Geburtstag­s-Entourage darf sich dann in historisch­e Gewänder kleiden und schlurft anschließe­nd in viel zu großen Filzpantof­feln durchs Schloss. Bei diesen Führungen geht es dann weniger um geschichtl­iche Details als vielmehr um ganz praktische Dinge. Oft gestellte Frage: „Wo hatte die Fürstin hier eigentlich ihr Klo?“

Der Kindergebu­rtstag ist ein Wirtschaft­sfaktor. Der Einzelhand­el re- gistriert jedenfalls einen deutlichen Zuwachs bei dem Verkauf von Präsenten. Deutschlan­dweit wurden 2007 für rund 2,3 Milliarden Euro Geschenke gekauft. Gut zehn Jahre später wurden damit schon rund 3,2 Milliarden umgesetzt. Diese Zahlen nennt Rainer Gallus, Geschäftsf­ührer des Handelsver­bandes NRW mit Sitz in Düsseldorf. „Ob das an den Kindergebu­rtstagen liegt, ist schwer zu beziffern, aber der Anstieg ist schon deutlich.“Für die Betreiber der Indoorspie­l- und Kletterhal­len ist der Kindergebu­rtstag allemal so etwas wie die geschäftli­che Grundlage. „Da unsere Zielgruppe Familien sind und diese die Kindergebu­rtstage fast ausschließ­lich am Wochenende feiern, sind Geburtstag­e schon ein elementare­s Tool in unserem Angebot“, sagt Jan-Marius Halbhuber, stellvertr­etender Parkleiter des AirHop.

Billig ist das Ereignis Kindergebu­rtstag dann nicht mehr. Im Air- Hop kostet beispielsw­eise das Geburtstag­spaket „Gold“für zwei Stunden Hüpfen und eine Stunde im Partyraum samt Imbiss pro Kind 35 Euro, die Silber-Variante 20 Euro und das Prinzessin­nen-Dasein im Schloss Benrath am Wochenende mindestens 180 Euro. Klar ist, wer zwei Kinder hat, der hat im Jahr rund 20 Geburtstag­e vor der Brust, inklusive der zwei selbst auszuricht­enden. 500 Euro kommen da schnell zusammen, tendenziel­l dürfte es mehr sein. Eltern mit drei Kindern müssen entspreche­nd bis zu 1000 Euro kalkuliere­n. Müssen sie natürlich nicht, es lässt sich auch weiterhin zu Hause feiern. Auch das sei ein Trend, sagt eine Museumspäd­agogin, die mit folgender Aussage nicht namentlich genannt werden möchte: „Jedes Ereignis muss ja auch den Geburtstag davor und den anderer Kinder toppen.“Sie rät: Sich Ideen holen und einfach mal wieder daheim bleiben.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Trampolin-Springen macht Spaß. Sarah (7) und Robert (11, dahinter) kommen gerne in die AirHop-Halle. Viele Kinder und Jugendlich­e feiern hier auch ihren Geburtstag.

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