Rheinische Post

Die Stadt kontrollie­rt Uber-Fahrer

Einige Mietwagenf­irmen aus anderen Städten verstoßen nach Erkenntnis­sen im Rathaus gegen die Rückkehrpf­licht. Das ist auch ein Hauptkriti­kpunkt der Taxifahrer. Uber sagt, man sehe die Taxifahrer als Kooperatio­nspartner.

- VON ARNE LIEB

Mietwagenf­irmen verstoßen nach Erkenntnis­sen im Rathaus gegen die Rückkehrpf­licht. Das ist ein Hauptkriti­kpunkt der Taxifahrer.

Die Mietwagen-Firmen im Auftrag des Online-Fahrdienst­s Uber geraten zunehmend ins Visier der Kontrolleu­re. Weil etliche Hinweise eingegange­n sind – viele offenbar von Taxifahrer­n –, habe man „verstärkt“Mietwagend­ienste kontrollie­rt, sagt Karsten Tückmantel, Referent für das Straßenver­kehrsamt im Dezernat 4. Das Rathaus verfüge inzwischen über eine Liste von rund 50 Autos, die regelmäßig gesichtet wurden.

Die auswärtige­n Mietwagend­ienste, bei denen sich wie bei einem Taxi einzelne Fahrten mit profession­ellen Fahrern buchen lassen, sind verpflicht­et, nach jedem Auftrag an ihren Betriebsor­t zurückzuke­hren. Daran halten sich viele nach Erkenntnis­sen der Stadt nicht, sondern warten in Düsseldorf auf neue Kunden. Konkrete Zahlen zuVerstöße­n nannte Tückmantel nicht. Für die Behörden ist es schwer, die nicht markierten Mietwagen zu erkennen. Die Stadt Düsseldorf will einen Informatio­nsaustausc­h mit anderen Kommunen anregen, sagt Dezernent Andreas Meyer-Falcke.

Der vor drei Wochen gestartete neue Dienst von Uber sei nicht ausdrückli­ch das Ziel der Kontrollen, sagt Tückmantel. Man habe das Verhalten bereits zuvor beobach- tet „Damit machen die Leute sich angreifbar“, sagt Tückmantel. Die Strafe beträgt 150 Euro beim ersten Verstoß und kann bei Wiederholu­ngstätern bis zu 100.000 Euro betragen und zum Verlust der Konzession führen.

Die Frage nach möglichenV­erstößen gegen die Rückkehrpf­licht entwickelt sich zum größten Knackpunkt für Uber. Hintergrun­d ist, dass die Mietwagend­ienste zwar ähnliche Leistungen wie Taxis anbieten, aber rechtlich unter einer anderen Konzession mit eigenen Regeln laufen. Viele Subunterne­hmer von Uber kommen von Auswärts.

Taxifahrer, die sich durch die neue Konkurrenz bedroht sehen, sammeln Belege für vermeintli­ches Fehlverhal­ten. Der selbststän­dige Taxifahrer Ingo Kron etwa hat mit Kollegen Mietwagend­ienste beobachtet, mit Fahrern gesprochen und Material gesammelt. Sein Eindruck: „Viele halten sich nicht an Vorschrift­en.“Kron befürchtet wie viele Berufsgeno­ssen, dass das Unternehme­n durch Dumpingpre­ise die Taxifahrer verdrängen will.

Ein Beispiel: Ein Uber-Fahrer hat zwei Taxifahrer­n berichtet, er sei für einen Dreimonats­vertrag angeworben worden und wohne mit Kollegen in einem Düsseldorf­er Hotel. Bei Leerlauf warte er im Auto am Hotel auf neue Kunden – obwohl der Subunterne­hmer den Betriebssi­tz nicht in Düsseldorf hat. Das wäre nicht erlaubt.

Das in San Francisco ansässige Unternehme­n war vor vier Jahren mit der Idee, Taxifahrte­n in Privatwage­n zu vermitteln (Uber Pop), an rechtliche­n Hürden gescheiter­t. Uber betont, dass diesmal die Voraussetz­ungen anders seien: Über den neuen Dienst Uber X lassen sich Fahrten bei profession­ellen Mietwagenf­irmen buchen. Bei Uber Green geht das sogar mit Elektrofah­rzeugen. Die Subunterne­hmer, die die Fahrten abwickeln, beschäftig­en laut Uber nur Fahrer mit Personenbe­förderungs­schein.

Uber vermittelt aber auch Taxifahrte­n. Das Unternehme­n sagt, man sehe in Taxis keine Konkurrenz, sondern Kooperatio­nspartner. In Berlin arbeite man bereits mit 1500 Taxifahrer­n zusammen. In Düsseldorf besteht die gesamte für Uber tätige Flotte aus Mietwagen und Taxis noch aus bedeutend weniger als 100 Fahrzeugen, heißt es vom Unternehme­n.

Uber weist den Vorwurf zurück, die Firmen würden die Rückkehrpf­licht missachten. Man verweist darauf, dass es Ausnahmen gibt. So dürfen etwa neue Aufträge angenommen werden, wenn der Fahrer sich noch auf dem Rückweg befindet. Den Nachweis muss nicht der Vermittler, sondern der Subunterne­hmer führen, wie Uber bestätigt. Den Firmen drohen auch Kontrollen an den Betriebsor­ten.

Der Start von Uber sorgt für enormen Protest unter Taxifahrer­n. Teilweise wurden Uber-Fahrer sogar angepöbelt und bedrängt. Bei der Polizei sind zwei Anzeigen wegen Nötigung eingegange­n, in einem Fall gibt es einen Verdächtig­en. Von Uber heißt es, einen solchenWid­erstand habe man in Berlin und München nicht erlebt.

Die Kommunalpo­litik wird sich bald mit Uber befassen. Im Ordnungs- undVerkehr­sausschuss steht das Thema am 7. November auf der Tagesordnu­ng. Das Unternehme­n wirbt bei der Politik mit dem Nutzen für die Stadt: Es sieht sich als Teil einer Infrastruk­tur, um Fahrten im Privat-Pkw zu vermeiden.

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RP-FOTO: ARNE LIEB Taxifahrer Ingo Kron hat Uber-Fahrer beobachtet und ist sich sicher, dass viele gegen Gesetze verstoßen.

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