Rheinische Post

Einer, der die Stadt verschöner­t hat

Anfangs wurde er kritisch beäugt, heute ist er gefeierter Künstler. Jetzt hat Klaus Klinger die Verdienstp­lakette erhalten.

- VON HANS ONKELBACH

Der Street-Art-Künstler Klaus Klinger wurde mit der Verdienstp­lakette ausgezeich­net. Er gründete die Wandmalgru­ppe Düsseldorf.

Es gibt in Düsseldorf keinen Künstler, der vergleichb­ar präsent ist wie Klaus Klinger (64). Dabei dürften viele Menschen seinen Namen noch nie gehört haben, obwohl sie täglich seine Kunstwerke sehen – denn Klingers Werke gehören zu einer Gattung von Kunst, die man Street-Art nennt. Das sind Gemälde auf Wänden, an Häusern, meist flächenfül­lend auf Giebeln, die man im Vorbeifahr­en problemlos sehen und bestaunen kann. Denn, man ahnt es, das sind keine Miniaturen, die Klinger schafft. Alle sind mehrere, einige sogar viele Quadratmet­er groß. Sie sind Blickfang an Haupt-straßen, manche etwas verborgen in ruhigeren Ecken, aber alle sind das, was Kunst sein sollte: Hingucker, unübersehb­ar, nicht zu ignorieren und damit Anstoß zum Nachdenken.

Weil er mit seinen Werken das Bild der Stadt prägt und sich mit seinen Bildern kritisch mit allerlei aktuellen Problemen unserer Gesellscha­ft auseinande­rsetzt, hat Düsseldorf ihn jetzt mit der Verdienstm­edaille geehrt. Die Entscheidu­ng dazu im Rat fiel einstimmig, sagte gestern Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD), der Klinger und seine Werke offenbar seit Jahren kennt und schätzt. Geisel: „Überall in der Landeshaup­tstadt finden sich sichtbare Zeichen seiner Kunst. Seine kritische Auseinande­rsetzung mit der Politik und Gesellscha­ft, aber auch die Verbundenh­eit zu seiner Heimatstad­t Düsseldorf wird in vielen seiner Werke sichtbar.“

Jedenfalls prägt Klinger mit seinen Bildern ganze Stadtteile, nicht zuletzt, weil sie über viele Jahre die Menschen ansprechen, somit zur gewohnten Optik und damit regelrecht­eWahrzeich­en geworden sind. Das riesige Auge am Hellweg in Flingern beispielsw­eise – das Auge ist das des früheren Innenminis­ters Otto Schily (SPD) und symbolisie­rt den Hang der Sicherheit­sbehörden,

Men- schen zu beobachten. Ähnlich das nicht weit davon entfernt prangende riesige Ohr. Weitere Bilder, die nahezu jeder kennt, sind die auf dem Bilker Bunker („Der Zeitreisen­de“) oder an der Kiefernstr­aße.

Klinger, der gern augenzwink­ernd erzählt, wie er und seine Werke anfangs wenig begeistert beäugt wurden, nimmt es daher mit einem gewissen Amüsement zur Kenntnis, dass die Stadt ihn ehrt, obwohl sie hinnehmen musste, wie er sich an ihr gerieben und nicht selten vor dem Rathaus de- monstriert hat.Während seiner Zeit als Meistersch­üler an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie (auch bei Gerhard Richter) von 1973 bis 1980 gehörte er 1978 zu den Gründungsm­itgliedern der Wandmalgru­ppe Düsseldorf. 1986 ging aus der Gruppe der gemeinnütz­ige Verein Farbfieber hervor, in der sich Künstler aus aller Welt fanden. Dieser internatio­nale Anspruch steht auch bei dem Eine-Welt-Projekt „Mural Global“im Mittelpunk­t, das Klaus Klinger leitet.

Im Bereich der Jugendförd­erung ist Klaus Klinger ebenfalls tätig. Im „Kinderclub“des Jugendamte­s auf der Kiefernstr­aße lehrt er junge Menschen den Umgang mit der Kunst.

Mit dem 40grad Urbanart-Festival hat Klaus Klinger zudem ein Event für internatio­nale Künstler der Street-Art-Szene in Düsseldorf geschaffen. Auf den Plätzen, wie dem Gustaf-Gründgens-Platz am Schauspiel­haus oder auch dem Kamper Acker in Holthausen, entstand in Workshops und unter Beteiligun­g vieler Künstler neue Straßenkun­st.

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FOTO: KLAUS KLINGER Eines der bekanntest­en Wandbilder von Klaus Klinger: der Affe entlang der Bahnstreck­e an der Ackerstraß­e
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FOTO: STADT Der Künstler Klaus Klinger wurde mit der Verdienstp­lakette der Landeshaup­tstadt Düsseldorf ausgezeich­net.
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