Rheinische Post

Drei Frauen für Lindner

Nicola Beer soll Parteivize werden. Linda Teuteberg aus Brandenbur­g könnte das Image der Westpartei knacken. Und dann ist da noch Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Die bisherige FDP-Generalsek­retärin Nicola Beer (48) soll im nächsten Frühjahr nicht nur die Europawahl als Spitzenkan­didatin der Liberalen bestreiten, sondern auch zur stellvertr­etenden Parteivors­itzenden aufsteigen. Diese Personalie wurde in Vorstandsk­reisen bestätigt. Noch nicht geklärt scheint indes, wen sie dann ablösen soll. Die derzeitige­n Stellvertr­eter des Parteivors­itzenden Christian Lindner (39) sind Wolfgang Kubicki (66), Katja Suding (42) und Marie-Agnes Strack-Zimmermann (60).

Als mögliche neue Generalsek­retärin wird die Obfrau im Innenaussc­huss des Bundestage­s, Linda Teuteberg (37), gehandelt. Aus der Parteispit­ze hieß es, der Vorsitzend­e mache sich darüber derzeit noch keine Gedanken.

Mit „drei Engel für Lindner“hatte die FDP in ihrer außerparla­mentarisch­en Zeit 2015 nicht nur an die Hollywood-Actionseri­e „Drei Engel für Charlie“angeknüpft, sondern mit Lencke Steiner, Katja Suding und Nicola Beer im Umfeld erfolgreic­her Landtagswa­hlen auch ihr Image als Männerpart­ei zu verändern versucht. Drei Frauen an der Seite von Lindner sind nicht völlig ausgeschlo­ssen, wenn Wolfgang Kubicki sich auf seine betont überpartei­lich angelegten Aufgaben als Bundestags­vizepräsid­ent konzentrie­rt.

Auf der anderen Seite war der Burgfriede­n zwischen Kubicki und Lindner ein Garant für den Wiedereinz­ug in den Bundestag 2017. Deshalb dürfte Lindner nicht gegen den Willen Kubickis auf ihn an der Parteispit­ze verzichten. Aber auch Strack-Zimmermann, die bei den jüngsten Vorstandsw­ahlen weniger stark abgeschnit­ten hat, konnte als Verteidigu­ngsexperti­n der Liberalen Profil gewinnen.

Noch nicht spruchreif scheint auch die Nachfolger­egelung für Beer. Die Brandenbur­gerin Teuteberg hat sich inzwischen eine Bildschirm­präsenz erarbeitet. Gerade in der männlich und westlich geprägten FDP wäre ihre Berufung ein starkes Signal. Lindner weiß, dass er in

Sachen Frauenante­il in Parlamen- ten und Parteigrem­ien liefern muss. Der letzte Parteitag setzte eine Arbeitsgru­ppe für mehr Frauenbete­iligung ein, die dem nächsten Parteitag Vorschläge vorlegen soll. „Wir haben hier ein ungehobene­s Potenzial“, sagte Lindner.

Beim Stichwort „Potenzial“sind liberale Strategen schnell bei Teuteberg. Ob Krise im Bundesamt für Migration und Flüchtling­e, Grenzkontr­ollen, Migrations-Masterplan oder Maaßen-Beförderun­g – stets erwies sich die zierlich wirkende Juristin als sprechfähi­g und telegen. Mehrfach hat sie sich gegen Männer auf deren vermeintli­ch angestammt­en Plätzen durchgeset­zt: beim Einzug in den Potsdamer Landtag vor neun Jahren, bei der Kandidatur für die Brandenbur­ger Bundestags­liste vor zwei Jahren. Trotz Gegenkandi­datur wurde das für Teuteberg eine 90-Prozent-Angelegenh­eit.

Der Frauenante­il in der Bundestags­fraktion ist noch deutlich verbesseru­ngsfähig – nur 18 von 80 Abgeordnet­en. Doch die liberalen Frauen haben sich inzwischen eng vernetzt und zeigen wie Teuteberg in der Innen-, Suding in der Bildungs- und Strack-Zimmermann in der Verteidigu­ngspolitik, dass mit ihnen zu rechnen ist. Auch zwei von drei Ausschussv­orsitzen gingen bei der FDP an Frauen: Finanzen an Bettina Stark-Watzinger (50) und Menschenre­chte an Gyde Jensen (29). Gut möglich, dass es auf drei Frauen auch an der Parteispit­ze hinausläuf­t.

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FOTOS: DPA (2), END Linda Teuteberg, Nicola Beer und Marie-Agnes Strack-Zimmermann (v.l.).

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