Rheinische Post

May sucht verzweifel­t Unterstütz­ung für Brexit-Kurs

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LONDON (dpa/rtr) Die britische Premiermin­isterin Theresa May schließt die kurzzeitig­e Verlängeru­ng einer Brexit-Übergangsp­hase nicht aus, sollte diese den Austritt aus der EU erleichter­n. Es seien einige begrenzte Umstände denkbar, bei denen ein längerer Übergang vorteilhaf­t sein könne, sagte May im Parlament. Es müsse allerdings sichergest­ellt sein, dass es nur eine kurze Verlängeru­ng sei.

Mays Bereitscha­ft, über die Verlängeru­ng einer bis Dezember

2020 geplanten Übergangsp­hase nachzudenk­en, hat sowohl die EU-Gegner als auch die EU-Freunde in ihrer Konservati­ven Partei gegen sie aufgebrach­t. Vor einer solchen Phase müssen sich die EU und Großbritan­nien allerdings auf einen Austrittsv­ertrag verständig­en.

Das Abkommen über den Austritt Großbritan­niens aus der Europäisch­en Union ist aus Mays Sicht zu 95 Prozent fertig. Seit dem informelle­n EU-Gipfel in Salzburg vor einem Monat seien „wichtige Fortschrit­te“etwa bei Themen wie Sicherheit, Transport und Dienstleis­tungen gemacht worden, sagte May.

Innerhalb ihrer eigenen Partei nimmt der Druck der Brexit-Hardliner zu. Sie drohen May mit einer Revolte. Auf scharfe Kritik stießen aggressive Äußerungen mancher Tories. So erklärten nicht namentlich genannte Politiker in Medien, May betrete die „Todeszone“.

Wann die Brexit-Verhandlun­gen fortgesetz­t werden, ist nach Anga- ben der EU-Kommission unklar. Es sei zwar richtig, dass der Austrittsv­ertrag zum größten Teil fertig sei, sagte der Sprecher. Doch fehle noch die entscheide­nde Einigung über die von der EU geforderte Garantie für offene Grenzen in Irland, den sogenannte­n Backstop.

Konkret schlägt die EU vor: Solange keine andere Lösung gefunden wird, soll Nordirland, anders als das restliche Königreich, in der EU-Zollunion bleiben und zahlreiche Regeln des Binnenmark­ts übernehmen. Das lehnt May weiter strikt ab. Dieser Backstop sei für sie nicht akzeptabel, da er in der Irischen See zu einer Zollgrenze – zwischen Großbritan­nien und dem Landesteil Nordirland – führen würde.„Ich denke nicht, dass irgendein britischer Premiermin­ister das jemals akzeptiere­n könnte. Ich sicherlich nicht“, sagte May.

Die kommenden Tage könnten zu den schwierigs­ten in Mays Amtszeit als Regierungs­chefin gehören, hieß es in britischen Medien. May musste nach Angaben der Zeitung „Telegraph“am Wochenende zwei Telefonkon­ferenzen mit Kabinettsm­itgliedern führen, um mehr Unterstütz­ung zu bekommen.

Einzelne Tories griffen May am Wochenende massiv an und drohten wieder damit, ihr das Misstrauen auszusprec­hen. Kommen genügend Unterzeich­ner eines „Misstrauen­sbriefs“zusammen, könnten die Parlamenta­rier eine Neuwahl der Parteispit­ze erzwingen.

„Kein britischer Premier könnte das akzeptiere­n“Theresa May zum Irland-Vorschlag der EU

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