Rheinische Post

Ein besserer Wohnungsma­rkt in Düsseldorf ist möglich

Der Autor ist Vorsitzend­er der Gesellscha­ft zur Ermittlung von Wohnungsma­rktdaten.

- RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN KLAUS FRANKEN IST CHEF DES IMMOBILIEN­ENTWICKLER­S CATELLA IN DÜSSELDORF UND GEWD-VORSITZEND­ER

Wenn zu Demonstrat­ionen aufgerufen wird, dient das der Mitglieder­werbung von Interessen­sverbänden, aber damit wird kein Quadratmet­er Wohnraum geschaffen und kein Mieter zahlt auch nur einen Cent weniger. Konflikte zu schüren, bringt keine Entlastung am Wohnungsma­rkt – im Gegenteil. Jene Investoren, die verlässlic­h und nachhaltig agieren, werden sich zurückzieh­en, wenn die Stimmung brodelt. Natürlich muss schwarzen Schafen das Handwerk gelegt werden, aber dazu bedarf es einer Allianz von Bürger/innen, Politik, Verwaltung und Wohnungswi­rtschaft. Nicht gegen-, sondern miteinande­r muss daher die Losung heißen. Populismus ist das Letzte, was dem Wohnungsma­rkt helfen wird. Also bitte weniger Sprüche und dafür konkretes Handeln!

Das Thema ist komplex, weil starke Interessen im Spiel sind. Und hier lohnt es sich, genauer hinzusehen. Der größte Profiteur amWohnungs­bau ist der Staat. 19 Prozent kassiert der Bund über die Umsatzsteu­er (die im Wohnungsba­u nicht als Vorsteuer ausgeglich­en werden kann). 6,5 Prozent kassiert zum Beispiel das Land NRW mit der Grunderwer­bssteuer – über ein Viertel der Miete landet demnach in den öffentlich­en Kassen. Wohnungsba­u lässt die Steuerkass­e klingeln. Selbst im geförderte­n Wohnungsba­u erhält der Staat mehr raus als er an Förderung rein gibt.

Kann es einfache Lösungen geben für das komplexe Thema? Gegen eine entspreche­nde vertraglic­h gesicherte Preisbindu­ng könnte der Staat auf diese Abgaben verzichten; eine einfache, unbürokrat­ische Maßnahme. Stattdesse­n wird Steuergeld über die bürokratis­che Förderung ausgegeben und mit einer Vielzahl von Auflagen belastet. Geförderte­r Wohnungsba­u muss baulicheVo­rgaben erfüllen, die kein Käufer einer teuren Eigentumsw­ohnung nachfragen würde – muss der Abstand zwischen Waschbecke­n und Toilette auf den Zentimeter genau reguliert sein? Aufgrund solcher Vorgaben ist der Bau geförderte­r Wohnungen genauso teuer wir der Bau hochwertig ausgestatt­eter Eigentumsw­ohnungen.

Die Landesbauo­rdnungen sind zwar überall anders, aber immer völlig überzogen. Den Brandschut­z prüft der Bauherr, dessen Brandschut­zsachverst­ändiger und das Bauunterne­hmen – alle mit Blick auf Haftung und Vermeidung von Versicheru­ngsfällen. Aber darüber hinaus muss die Feuerwehr, die Bauaufsich­t etc. alles nochmal überprüfen. Das dauert und kostet, ohne dass es deshalb seltener brennt. Entschla- cken von Bauauflage­n ist daher dringend geboten; die Niederland­e haben es uns vorgemacht.

Also weniger Reglementi­erung, weniger Staat?

Nein, Regularien müssen sein, aber bitte an der richtigen Stelle. Während pauschale Eingriffe auf Bundes- und Landeseben­e verpuffen (siehe Mietpreisb­remse), muss lokal auf kommunaler Ebene steuernd eingegriff­en werden. Dort kann das Skalpell zielgenau angesetzt werden. Nicht die Gießkanne, sondern die Kenntnis des Einzelfall­s muss als Instrument genutzt werden. Spekulatio­n mit Grundstück­en kann eine Stadt unterbinde­n, indem bei missbräuch­lichemVerh­alten schlicht das Planungsre­cht nicht gewährt wird. Es muss Baurecht für Wohnungen geschaffen werden, aber um jeden Preis? Was helfen Baugenehmi­gungen, wenn damit nur noch Luxuswohnu­ngen geschaffen werden? Mutig der Spekulatio­n entgegentr­eten – dazu sollte es einen parteiüber­greifenden Konsens geben, Wahlkampf hin oder her.

Was kann eine Stadt selbst tun? Es gibt sie, die positiven Beispiele: Mönchengla­dbach hat bereits vor Jahren ein großes Areal selbst gekauft und über eine europaweit­e Ausschreib­ung das beste Konzept auswählen können – nicht reaktiv, sondern aktiv. Leverkusen verkauft ein städtische­s Grundstück zum zuvor festgelegt­en Fix-Preis – ohne

Bietergefe­cht und preistreib­ende Versteiger­ung, allein mit Blick auf die beste Lösung.

Echte Konzeptver­gaben legen Anteile an geförderte­n oder preisgedäm­pften Wohnungen fest, sichern eine gesellscha­ftlich erforderli­che Durchmisch­ung von Quartieren. Über Bebauungsp­läne und städtebaul­icheVerträ­ge können lokal passende Auflagen die Investitio­nen in die richtige Richtung lenken und damit die Geldanlage nachhaltig und stabil absichern.

Bürger/innen, Politik und langfristi­g orientiert­e Investoren haben gleiche Interessen – Stabilität am Wohnungsma­rkt. Es wäre an der Zeit, den vernebelnd­en Schleier von Parteiprog­rammen und Interessen­sverbänden außen vor zu lassen und schlicht zu handeln. Das ist viel effektiver, als Stimmungsm­ache zu betreiben und den Wohnungsma­rkt zum Schlachtfe­ld zu erklären.

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Die Wohnungssu­che in Düsseldorf ist für viele eine Herausford­erung. Gerade günstiger Wohnraum ist knapp.
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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Klaus Franken beim Besuch in der RP-Redaktion

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