Arbeitsplatz unterm Sternenhimmel
Dieter Schmitz sorgt dafür, dass RP-Abonnenten ihre Zeitungen bekommen. Er ist einer von mehr als 3000 Zustellern. Neuzugänge sind willkommen.
(RP) Ein sternenklares Firmament wölbt sich über dem Platz, an dem Dieter Schmitz’ nächtliche Runde beginnt. Es ist 3.45 Uhr. Schmitz hebt ein Paket Zeitungen auf. Ein Lieferwagen hat es kurz zuvor aus der Druckerei der Rheinischen Post in Düsseldorf-Heerdt nach Mönchengladbach gebracht. Schmitz wirft einen kurzen Blick auf einen Begleitzettel, der unter einer Folie steckt. Heute sind es 69 RP-Exemplare, die der Zusteller zu verteilen hat. Schmitz reißt das Paket auf und steckt einige Zeitungen in die Satteltasche seines Fahrrades. Die übrigen legt er in einen kleinen Anhänger. Spätestens in zwei Stunden müssen Tasche und Anhänger leer sein – und die Briefkästen der RP-Abonnenten mit der Zeitung befüllt. „Dann mal los“, sagt der 56-Jährige.
Ein Navi braucht Schmitz nicht, um seine Arbeit zu erledigen. Nach gut zehn Jahren in seinem Zustellbezirk im Stadtteil Rheydt hat er die Tour und auch die mitunter wech- selnden Adressen der Bezieher im Kopf. Den Weg zu ihnen bestimmt er selbst. „Meine Route schreibt mir keiner vor. Die kann ich mir einteilen, wie ich am besten klarkomme“, sagt er.
Nicht nur diese Eigenverantwortung gefällt Schmitz an dieser Arbeit:„Man bewegt sich und ist an der frischen Luft“, sagt er, während er sein Fahrrad durch die menschenleere City schiebt. Normalerweise würde er jetzt auf dem Rad sitzen. Aber weil er heute ausnahmsweise mal einen Begleiter zu Fuß hat, legt auch Schmitz den Weg bis zum ersten Briefkasten seiner Tour per pedes zurück.
Kurz nach 4 Uhr: Schmitz stellt sein Fahrrad auf dem Bürgersteig ab. „Jetzt kommt die erste Aktion“, sagt er. Er greift eine Zeitung aus der Satteltasche, faltet sie noch einmal und überquert die Straße. In einem Mehrfamilienhaus klappert ein Briefkastendeckel. Das Geräusch ist leise. Aber weil die Stra- ße wie ausgestorben liegt und keine Autos verkehren, ist selbst das sachte Schließen eines Briefkastens noch vernehmbar.„Oft hört man morgens Vogelgezwitscher“, erzählt Schmitz. Kein Auge hat er aber für die vielen Sterne am Nachthimmel: „Ja, die sind schön. Aber ich bin hier unten beschäftigt.“
Schmitz hat sich für das Fahrrad als Transportmittel entschieden, weil er das praktischer findet. „Mit dem Auto müsste man immer einen Parkplatz suchen, mit dem Rad kann ich manchmal bis an den Briefkasten ran“, sagt er. Meist stellt er aber sein Rad am Wegesrand ab, nimmt sich ein paar Zeitungen und dreht zu Fuß eine kleine Runde zu mehreren Häusern.
Etwa 70 bis 75 Minuten braucht Schmitz, dann hat er seine Tour in aller Regel absolviert. Dann sind alle Bezieher der Rheinischen Post in seinem Bezirk versorgt. Ob er ein paar Minuten früher oder später startet als 3.45 Uhr, liegt in seiner Hand. „Hauptsache ist, um sechs Uhr haben alle die Zeitung“, sagt er. Dafür muss er zwar früh aufstehen, aber daraus macht Schmitz keine große Sache.„Daran gewöhnt man sich“, sagt der 56-Jährige und schiebt sein Fahrrad weiter. Etwa die Hälfte der Runde ist inzwischen geschafft. Noch ein paar Straßen, dann geht’s heim, zum Frühstück.