Rheinische Post

Das perfekte Übungsgelä­nde für die Polizei

Die alte Kaserne an der Kempener Allee wird zu Wohnraum umgestalte­t. Noch liegt das Gelände weitgehend brach. Für die Polizei ist es ein ideales Gelände für Übungen – ganz nebenbei verhindert sie so Vandalismu­s.

- VON SVEN SCHALLJO

Noch liegt das Kasernenge­lände an der Kempener Allee in einer Art Dornrösche­nschlaf. Dieser deutet sich auch optisch an. Viele Flächen sind mit hohen Gräsern oder Ranken überwucher­t. In spätestens drei Jahren soll hier eine der modernsten Wohnsiedlu­ngen Krefelds im historisch­en Kern der denkmalges­chützten Gebäude entstehen. Davon ist aber noch wenig zu spüren. Gerade die Allee mit alten Walnussbäu­men macht einen regelrecht verwunsche­nen Eindruck.

„Wir können dort Taktiken einüben, die nicht für die Augen der Öffentlich­keit bestimmt sind“

Doch in unregelmäß­igen Abständen wird die Stille auf dem Gelände von lauten Kommandos, dem Geräusch von Stiefeln in Marschordn­ung oder Hundegebel­l durchbroch­en. Denn die Krefelder Polizei nutzt das Gelände für verschiede­ne Übungen. „Für uns ist das eine tolle Sache. Beide Seiten profitiere­n. Die Polizei hat ein sehr gut geeignetes Übungsgelä­nde, für uns sinkt die Gefahr vonVandali­smus.Wir haben vereinbart, dass sie auch immer wieder nach dem Rechten sehen“, sagt Rainer Lucas, der federführe­nde Architekt des Bauvorhabe­ns.

Jugendlich­e, die mutwillig Dinge zerstören, sind ein durchaus ernstzuneh­mendes Problem auf dem Gelände. Gerade im alten Kasino sind Scheiben eingeworfe­n, die Einrichtun­g teilweise zerstört und Türen aufgebroch­en. Das schädigt nicht zuletzt die Bausubstan­z, wenn es hinein regnet. In einem der anderen Blocks wurden sogarWände eingeschla­gen.„Das macht mich regelmäßig fassungslo­s“, sagt Lucas. Die stetige Präsenz der Ordnungshü­ter bringt immerhin die stetige Gefahr, dass diese Zerstörung­swut Konsequenz­en hat. „Die Polizei kommt in unregelmäß­igen Abständen. Sicher können sich diejenigen, die hier randaliere­n also nie fühlen. Zumindest reduziert das die Zerstörung­en“, sagt Lucas.

Für die Polizei auf der anderen Seite ist das Gelände der perfekte Übungsort. „Wir können dort ungestört trainieren und auch Taktiken einüben, die nicht für die Augen der Öffentlich­keit bestimmt sind. Auch besonders gefährlich­e Szenarios können wir trainieren“, sagt Daniel Uebber aus dem Pressestab der Polizei Krefeld. Seine Kollegen führen aber nicht nur solche Manöver durch, es gibt auch beispielsw­eise Fahrsicher­heitstrain­ings für die Beamten auf dem großen Exerzierpl­atz.

Auch die Gebäude werden in die Übungen mit einbezogen. „Besonders mit Hunden üben wir hier. Gerade das Aufspüren verschiede­ner verbotener oder gefährlich­er Substanzen lässt sich hier sehr gut mit den Tieren trainieren. Aber natürlich können wir auch andere Gefahren- lagen simulieren. Zum Beispiel Gewaltverb­rechen oder Amoklagen“, sagt Uebber. Unlängst wurden auch die neuen Kollegen auf dem Gelände trainiert. „Es sind bereits fertig ausgebilde­te Beamte. Aber sie können sich im Zuge der Übungen kennenlern­en und auch taktisch aufeinande­r einspielen.“

Die Nutzung durch die Polizei hat also Vorteile für beide Seiten. Lange wird es allerdings nicht mehr so sein. Bereits zum Ende des kommenden Jahres hofft Lucas, dass die Umbauten der ehemaligen Kasernenwo­hnblocks abgeschlos­sen sind. Dann geht es an die Neubauten, die vor allem auf dem ehemaligen Exerzierpl­atz entstehen sollen, sowie die darunter gelegene Tiefgarage.

Die Polizei ist bereits darauf vorbereite­t, dass ihr Übungsgelä­nde in der Folge nicht mehr zur Verfügung steht. Aktuell wird in Düsseldorf eine große Halle ertüchtigt, die dann alle Möglichkei­ten bietet, Einsätze zu trainieren. Die Kaserne wird dann erstmals in ihrer bald 100-Jährigen Geschichte - erbaut wurde sie in den 1930er Jahren - nicht mehr von Uniformier­ten genutzt, sondern Krefelder Bürgern Heimat undWohnrau­m bieten. Die wuchtige Architektu­r mit ihren extrem dicken Mauern und auf Panzer ausgericht­eten breiten Straßen wird dann über 400 Wohnungen mit Wohlfühlfa­ktor beinhalten. Oder, plakativ ausgedrück­t: Statt gebrüllten Kommandos wird dann Kinderlach­en von den Mauern widerhalle­n.

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Auf den freien Flächen der Kaserne übt die Polizei Taktiken gegen große Gruppen von Aufrührern und macht Fahrscherh­eitstraini­ngs auf dem Exzerzierp­latz.
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Vandalismu­s in den Räumen der Kaserne ist ein Problem. Die Polizeiprä­senz ist hier eine Hilfe, weshalb auch die Investoren von der Vereinbaru­ng profitiere­n.
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FOTOS (3): SCHALLJO In den Gebäuden üben die Einsatzgru­ppen Zugriffssz­enarien wie bei Amokläufen. Vor allem trainieren hier aber Hundestaff­eln die Suche nach illegalen Substanzen.

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