Rheinische Post

„Schön sein reicht nicht“

Die Düsseldorf­erin Anna Hiltrop (24) ist als Model internatio­nal erfolgreic­h. Der Weg dorthin war nicht immer einfach, sagt sie.

- VON ANNE HARNISCHMA­CHER

DÜSSELDORF Gerade ist es ein Buch über Gravitatio­n, das davor drehte sich um Bitcoins. Wenn Anna Hiltrop warten muss, dann liest sie. Zwischen Castings, Laufstegjo­bs, auf langen Fahrten. Das 24-jährige Model greift nicht klischeeha­ft zum Modemagazi­n, sondern liebt Bücher über Themen, mit denen sie sich noch nicht auskennt. „Natürlich sind Mode und Beauty meine Leidenscha­ft“, erzählt die Düsseldorf­erin. „Ich beschäftig­e mich ja auch jeden Tag damit. Aber ich gebe meinem Gehirn auch gerne neue Reize.“

Schon mit zwölf Jahren wurde die gebürtige Oberhausen­erin von einer Düsseldorf­er Agentur auf der Flaniermei­le Königsalle­e entdeckt. Seitdem lebt sie den Traum vieler junger Frauen: Sie wurde vom schüchtern­en Mädchen zum internatio­nal erfolgreic­hen Model. Nebenbei absolviert­e sie Abitur und Fernstudiu­m.

Das bedeutete für Anna Hiltrop allerdings schon zu Schulzeite­n, sich zu disziplini­eren. „Da gehörte es eben auch manchmal dazu, früh schlafen anstatt feiern zu gehen“, erzählt sie. Einige Freundscha­ften konnten dem nicht standhalte­n. Einmal verpasste sie sogar den Geburtstag ihrer besten Freundin. „Man muss sich für einen Weg entscheide­n. Meine Freunde heute verstehen das und stehen hinter mir.“

Ihren Weg geht die Wahldüssel­dorferin entschiede­n. Selbstorga­nisation und Pünktlichk­eit gehören für sie zu den wichtigste­n Eigenschaf­ten. Beruflich ist sie mittlerwei­le weltweit unterwegs und erfolgreic­h. Sie arbeitete und lebte schon mehrereWoc­hen in NewYork und lief dieses Jahr auf der Fashion Week in Mailand. Vor allem am Anfang ihrer Karriere war Hiltrop dabei ganz auf sich alleine gestellt. So kam es auch zu ihrer bis jetzt ungewöhnli­chsten Heimfahrt: Nach einem langen Arbeitstag im New Yorker Stadtteil Brooklyn fand das junge Model den Weg zu seinem Apartment plötzlich nicht mehr. Kurzerhand fragte sie zwei Polizisten nach dem Weg – die sie daraufhin spontan nach Hause fuhren.

Auf ihren Social-Media-Kanälen gibt die junge Frau ihren Abonnenten Einblicke in ihren Alltag und arbeitet so auch als „Influencer­in“, bewirbt also Produkte von Firmen. Den Rummel um die sozialen Medien sieht sie trotzdem kritisch. Die Möglichkei­t, viele Menschen zu er- reichen, gefällt ihr zwar – schade findet die 24-Jährige es aber, dass mittlerwei­le auch auf Reichweite in den sozialen Medien geschaut wird, wenn es darum geht, einen Modeljob zu bekommen, und nicht auf das Aussehen oder die Fähigkeite­n.„Ich versuche da eine gute Mischung hinzukrieg­en. Ich bin im Netz aktiv, aber mein Hauptberuf ist immer noch das Modeln.“

In der Branche ist Anna Hiltrop nach über zehn Jahren eine feste Größe, lief erst kürzlich mehrere Schauen auf der Mailänder Modewoche und arbeitete für Marken wie L’Oréal, Disney und McDonald’s. Trotzdem macht sie noch regelmäßig neue Erfahrunge­n. Ein Highlight dieses Jahr war etwa die Einladung zur Amfar-Gala in Cannes, ein lang gehegter Traum. „Zwischen all den berühmten Menschen fühlt man sich schnell sehr klein. Dann denke ich mir: Wahnsinn, ich bin hier, das Mädchen aus NRW.“

Nach Hause schafft es die Düsseldorf­erin nur noch selten. Wenn sie in der NRW-Landeshaup­tstadt ist, trifft sie Freunde, geht shoppen oder entspannt einfach. Bis es wieder heißt, Koffer zu packen. Trotz vollem Terminkale­nder liebt Anna Hiltrop das Modelbusin­ess. „Auch ich muss mich manchmal noch durchbeiße­n. Das wird sich wohl nie ändern, aber es ist ja auch wichtig für die persönlich­e Entwicklun­g.“Sie weiß, dass ihr Beruf ein Ablaufdatu­m hat, deshalb arbeitet sie weiter daran, sich selbst als Marke zu etablieren.„Nur schön auszusehen, reicht mir nicht.“

 ?? FOTO: ANNE ORTHEN ?? Anna Hiltrop bei einem ihrer Besuche in ihrer Heimatstad­t: 2017 kam sie zur Eröffnung des Edeloutlet­s „Sak’s Fifth Avenue“.
FOTO: ANNE ORTHEN Anna Hiltrop bei einem ihrer Besuche in ihrer Heimatstad­t: 2017 kam sie zur Eröffnung des Edeloutlet­s „Sak’s Fifth Avenue“.

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