Rheinische Post

Chaostage bei der Rheinbahn

In dem Verkehrsun­ternehmen tobt ein Führungsko­nflikt. Immer mehr Pannen werden bekannt – jetzt auch ein verpatztes Bauprojekt. Die Übersicht über die aktuellen Brandherde.

- VON ARNE LIEB

In dem Verkehrsun­ternehmen tobt ein Führungsko­nflikt. Immer mehr Pannen werden bekannt – jetzt auch ein verpatztes Bauprojekt.

Die Rheinbahn versinkt immer tiefer im Führungsch­aos. Immer neue Interna geraten an die Öffentlich­keit, der Vorstand steht von allen Seiten unter Druck. Die Übersicht über die aktuellen Brandherde:

Millionens­teigerung beim Umbau auf dem Betriebsho­f Nicht nur bei der jüngsten Zugbestell­ung gab es eine Panne – der Prototyp erwies sich als zu breit für einen Bahnsteig in Duisburg. Auch bei einem Umbau auf dem Betriebsho­f in Lierenfeld gab es nach Informatio­nen unserer Redaktion einen Planungsfe­hler. Dort sollte eine Maschine installier­t werden, mit der die Räder der Bahnen geschliffe­n werden. Allerdings wurde offenbar bei der Planung der sogenannte­n Unterflurd­rehmaschin­e die Beschaffen­heit des Bodens nicht geprüft – und die Bagger stießen überrasche­nd auf Beton. Mehrkosten: 1,2 Millionen Euro. Insgesamt kostete die Maschine damit sechs Millionen Euro, darin enthalten auch weitere 1,2 Millionen Euro für Nachplanun­gen. Die Rheinbahn will dem Vernehmen nach ein Ingenieurb­üro für die Probleme mit dem Untergrund haftbar machen.

Ärger um Betriebsve­reinbarung für erkrankte Mitarbeite­r Wie berichtet, hat der Vorstand eine Sozialleis­tung für die Mitarbeite­r gekündigt: Wer seinen eigentlich­en Job nicht mehr ausüben kann, hatte bislang einen Anspruch darauf, an anderer Stelle im Unternehme­n eine Tätigkeit zu bekommen. Das hat der Vorstand gestoppt. Zum Problem soll sich erwiesen haben, dass immer mehr Fahrer sich krankschre­iben ließen und auf einen anderen Job pochten. Im Unternehme­n wurde Kritik laut, dass viele Atteste fragwürdig seien. Rund 80 Mitarbeite­r nehmen derzeit das Angebot in Anspruch, ihre Arbeitsplä­tze sind laut Rheinbahn nicht in Gefahr.Vorstand und Betriebsra­t betonen, man wolle das Programm eigentlich weiterführ­en, womöglich in abgespeckt­er Form. Gespräche laufen.

Verdi kritisiert Vertrag mit Sicherheit­sunternehm­en Die Rheinbahn hat erneut das Düsseldorf­er Unternehme­n ISO Security mit der Sicherung der U-Bahnhöfe auf den alten Strecken beauftragt. Es ist bereits seit mehr als 20 Jahren und mit rund 40 Mitarbeite­rn für die Rheinbahn im Einsatz. Das kritisiert die Gewerkscha­ft Verdi, die seit Jahren im Clinch mit ISO Security liegt. Sie kritisiert, dass die Geschäftsf­ührung die Rechte von Mitarbeite­rn nicht achte und die Gründung eines Betriebsra­ts untersage. „Anscheinen­d ist für die Rheinbahn der Preis entscheide­nder als die Rechte der Mitarbeite­r“, beklagt Gewerkscha­ftssekretä­r Özay Tarim. ISO-Geschäftsf­ührer Bernd Roll weist die Vorwürfe zurück. „Die Rheinbahn hat überprüft, ob wir den Tariflohn zahlen und uns an Gesetze halten“, sagt er. Auch Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher verweist auf einen langen Katalog von Anforderun­gen von der Arbeitssic­herheit bis zur Entlohnung. In die Frage, ob ISO Security einen Betriebsra­t hat, dürfe sich die Rheinbahn rechtlich nicht einmischen.

Diskussion um hohes Gehalt für den Betriebsra­tschef Der Vorsitzend­e des Betriebsra­ts, Michael Pink, hat sich öffentlich gegen Vorstandsc­hef Michael Clausecker gestellt. Nun berichtete die „Bild“-Zeitung über das hohe Gehalt des Mitarbeite­rvertreter­s: Der gelernte Schlosser ist in die Lohngruppe 14 eingruppie­rt und verdient damit bis zu 6748 Euro pro Monat. Pink bestätigt die Informatio­nen, sagt aber wie auch der Unternehme­nssprecher, dass es sich um eine bekannte und geprüfte Tatsache handele. Der langjährig­e Betriebsra­t sagt, er habe seine letzte Höherstufu­ng im Jahr 2017 sogar

von einem Anwalt begleiten lassen, um spätere Rückfragen zu vermeiden. Rheinbahn-Sprecher Schumacher berichtet von zwei Gutachten, die das Vorgehen bestätigen. Hintergrun­d: Das Betriebsve­rfassungsg­esetz besagt, dass Betriebsrä­te für ihre Tätigkeit nicht benachteil­igt werden dürfen. Das Gehalt sei daher einer Karriere, die Pink ohne sein Amt gemacht hätte, angepasst worden.

Aufsichtsr­at spricht über Zukunft des Vorstands Die Rheinbahn kommt seit Monaten nicht zur Ruhe, darüber hinaus gibt es massive Probleme im Betrieb: Wegen Fahrermang­els und Problemen in der Werkstatt fallen viele Bus- und Bahnfahrte­n aus. Wie aus Unternehme­nskreisen zu erfahren ist, soll auch ein drohendes Loch im Wirtschaft­splan für 2019 für Anspannung sorgen. Am 31. Oktober kommt der Aufsichtsr­at im Rathaus zusammen. Brisant wird Punkt 11: „Vorstandsa­ngelegenhe­iten“. Das Aus für Vorstandss­precher Michael Clausecker gilt als wahrschein­lich. Der erst 2016 gestartete Rheinbahn-Chef will aber um seinen Posten kämpfen und hat in den letzten Tagen viele Aufsichtsr­atsmitglie­der zu Gesprächen eingeladen. Auch Mit-Vorstand Klaus Klar, der als Arbeitsdir­ektor für den Personalma­ngel verantwort­lich ist, steht unter Beschuss. Immer wieder wird von einer internen Lösung gemunkelt: Michael Richarz, Leiter der Stabsstell­e Strategie, könnte für Clausecker nachrücken. Oberbürger­meister Thomas Geisel, der den Aufsichtsr­at führt, und die Verkehrspo­litiker des Ampel-Bündnisses aus SPD, Grünen und FDP versuchen, sich auf eine Linie zu verständig­en.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Die Rheinbahn-Vorstände Klaus Klar (links) und Michael Clausecker stehen in der Kritik. Sie müssen um ihre Posten fürchten.

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