Rheinische Post

Hier hört man den Kindern zu

Seit 30 Jahren bietet die Kinderschu­tzambulanz am EVK eine Anlaufstel­le für Kinder in Not.

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(bwe) Selten wurde soviel geredet über Kindeswohl wie heute. Aber geht es Kindern dadurch besser? „Es gibt eine höhere Sensibilit­ät in der Gesellscha­ft; an vielen Stellen wird genauer hingeschau­t“, sagt die Leiterin der Kinderschu­tzambulanz am Evangelisc­hen Krankenhau­s, Gabriele Komesker. Jedoch würden Kinder neueren Formen von Gewalt ausgesetzt – wie das Leid, wenn Eltern getrennt und zerstritte­n sind. Auch das Thema Vernachläs­sigung komme öfter vor, fügt die stellvertr­etende Leiterin Jessika Kuehn-Velten hinzu.

Im März ist die Arbeit der Kinderschu­tzambulanz Thema beim Deutschen Kinder- und Jugendhilf­etag, bei dem sich im Congress Center Akteure der Kinder- und Jugendarbe­it aus ganz Deutschlan­d treffen. In einem Forschungs­projekt der Uni Koblenz-Landau sind 5000 Fälle aus 30 Jahren Kinderschu­tz in Düsseldorf untersucht worden.

Das zehnköpfig­e Team der Kinderschu­tzambulanz betreut jährlich mehr als 250 Kinder, die körperlich­e, seelische oder sexuelle Gewalt erlitten haben. „Früher ging es um Diagnostik“, sagt Gabriele Komesker über die Weiterentw­icklung der Arbeit seit dem Start vor 30 Jahren – gerade hatte die Einrichtun­g Geburtstag. „Inzwischen versuchen wir, möglichst früh anzusetzen, bevor bei Eltern die Überforder­ung überhaupt raumgreift.“In der Kleinkinds­prechstund­e werden daher Eltern unterstütz­t, deren Kind einfach nicht durchschlä­ft, viele Stunden am Tag schreit oder nicht regelmäßig isst.

Oft reichten wenige Besuche, um die Eltern-Kind-Beziehung zu verbessern. Darüber hinaus gehört es zu den Aufgaben der Ambulanz, Kinder, Jugendlich­e und ihre Familien in akuten Krisen oder bei anhaltende­n Problemen zu begleiten. Oft werden sie von Kitas oder Schulen geschickt, manche kämen aus eigenem Antrieb. „Das ist der optimale Fall, dann können wir unsere Arbeit am besten machen“, sagt Komesker. Manche Eltern lassen sich nur zaghaft auf die Angebote der Ambulanz ein, sagt Kuehn-Velten. Denen vermittle man, dass man nicht urteilen wolle: „Wir wollen Sorge teilen.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Gabriele Komesker ist die Leiterin der Kinderschu­tz-Ambulanz am Evangelisc­hen Krankenhau­s.

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