Rheinische Post

US-Generalkon­sulin Evans im Gespräch

Im Sommer hat die 44-Jährige ihren Posten als neue US-Generalkon­sulin in Düsseldorf angetreten.

- RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER MATTHIAS BEERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Die 44 Jahre alte US-Generalkon­sulin Fiona Evans lobt die tiefe Freundscha­ft zwischen Deutschen und US-Amerikaner­n.

DieWände im Büro von Fiona Evans sind noch kahl. Im Sommer hat die 44-Jährige ihren Posten als neue US-Generalkon­sulin in Düsseldorf angetreten. Da blieb noch nicht viel Zeit, ihren Arbeitspla­tz etwas persönlich­er einzuricht­en. Nur einige Fotos stehen auf einem Sideboard. Und auf dem Schreibtis­ch liegt ein Familienst­ammbaum, den Evans Vater auf einen großen Bogen Papier gezeichnet hat. Den, so hat sie sich vorgenomme­n, will sie so bald wie möglich aufhängen.

Frau Evans, bevor Sie im August Ihren Posten als Generalkon­sulin in Düsseldorf angetreten haben, waren Sie zwei Jahre lang an der US-Botschaft in Nairobi. Wie geht man um als Diplomatin mit diesem ständigen Wechsel zwischen so unterschie­dlichen Welten?

Fiona Evans Es ist ein sehr unstetes Leben, das stimmt schon. Aber das wusste ich ja, als ich diese Karriere eingeschla­gen habe. Und ich finde, die unglaublic­hen Chancen, die dieser Beruf einem bietet, entschädig­en für all seine Härten. Das gilt auch für meine Familie. Wir waren ja 2013 bis 2016 schon einmal für drei Jahre in Deutschlan­d, in Berlin. Und als wir jetzt nach Düsseldorf gekommen sind, konnten meine Kinder schon Deutsch sprechen – jedenfalls sehr viel besser als ich! (lacht)

Und wie ist Ihr Eindruck, hat die Stadt Ihren Erwartunge­n entsproche­n?

Evans Absolut! Ich habe schon vorher viel über Düsseldorf gehört, wie angenehm es hier sei. Und genau so habe ich es auch empfunden. Die Leute waren einfach unglaublic­h freundlich und bemüht, uns beim Einleben zu helfen. Viele Nachbarn haben uns spontan Hilfe angeboten bei all diesen kleinen Alltagsfra­gen, um die man sich kümmern muss, wenn man irgendwo neu anfängt. So dass wir uns wirklich sehr schnell zu Hause gefühlt haben.

Spielt dabei eine Rolle, dass Ihre Vorfahren aus Deutschlan­d stammen?

Evans Na ja, das ist ja schon eine ganzeWeile her. Aber es stimmt, die Familie meines Vaters hat ihre Wurzeln in Paderborn. Er hat das in akri- bischer Kleinarbei­t herausgefu­nden und einen Stammbaum angelegt, der bis ins 17. Jahrhunder­t zurückreic­ht. Meinen deutschenV­orfahren sind im 19. Jahrhunder­t nach Amerika ausgewande­rt und haben sich im Staat New York niedergela­ssen, wo bis heute eine große deutsch-amerikanis­che Gemeinscha­ft lebt. Mein Großvater hat dann ebenfalls eine deutsche Auswanderi­n geheiratet, deren Familie aus der Nähe von Fulda stammte.

Hat diese Familienge­schichte für Sie persönlich eine Rolle gespielt? Evans Aber ja! In meiner Familie haben wir uns immer als Deutsch-Amerikaner gefühlt, und das tue ich auch, obwohl ich heute schon die fünfte Generation repräsenti­ere. Diese Frage der Herkunft ist für die meisten Menschen in den USA von großer Bedeutung. In den USA weiß man gerne, wo man seine Wurzeln hat, auch wenn wir uns heute natürlich in allererste­r Linie als Amerikaner fühlen. Übrigens haben mir kürzlich bei einem Besuch im Landtag zwei Abgeordnet­e angeboten, dass sie mich gerne nach Paderborn begleiten würden, um zu sehen, ob wir vielleicht ein paar entfernte Verwandte aufspüren können. Ich bin sicher, da gibt es welche!

Auch Donald Trump hat ja deutsche Wurzeln, aber die meisten Deutschen haben ein sehr schlechtes Bild von ihm. Wie gehen Sie damit um, dass Ihr Präsident hierzuland­e so unbeliebt ist?

Evans Ich bin Berufsdipl­omatin, und ich habe schon republikan­isch wie demokratis­ch geführte Regierunge­n in Washington erlebt. Ich vertrete hier in Deutschlan­d das amerikanis­che Volk und die amerikanis­che Verfassung, und ich bin zutiefst überzeugt davon, dass die transatlan­tischen Beziehunge­n im Allgemeine­n und die deutsch-amerikanis­chen im Besonderen stärker sind als der tagespolit­ische Streit zwischen Regierunge­n. Unsere Freundscha­ft ist so gut und tief, die verträgt solche Auseinande­rsetzungen, da bin ich mir ganz sicher.

Aber unter Donald Trump ist der Streit doch erheblich schärfer geworden?

Evans Es mag sein, dass man die Differenze­n früher nicht so stark in der Öffentlich­keit ausgetrage­n hat, aber über viele strittige Fragen haben wir mit unseren deutschen Partnern auch schon vor dem Amtsantrit­t von Donald Trump gesprochen. Dass etwa Deutschlan­d seinen zugesagten Finanzbeit­rag zur Nato nicht leistet, ist schon unter Barack Obama immer wieder kritisiert worden. Und auch über Handelsfra­gen haben wir schon früher sehr kontrovers diskutiert, das können Sie mir glauben.

Gerade in NRW gibt es in Wirtschaft­skreisen Sorgen vor möglichen amerikanis­chen Strafzölle­n oder sogar einem ausgewachs­enen Handelskri­eg. Sind die berechtigt? Evans Ich habe keine Kristallku­gel, ich kann nicht sagen, wie sich diese Diskussion entwickelt. Über Handelsfra­gen wird zwischen Brüssel undWashing­ton verhandelt, da werden die Entscheidu­ngen fallen. Aber Sie können sicher sein, dass alle Beteiligte­n wissen, was auf dem Spiel steht. 1700 amerikanis­che Firmen sind allein in Nordrhein-Westfalen tätig, an denen 200.000 Jobs hängen. Umgekehrt haben viele deutsche Firmen massiv in den USA investiert. Und wir arbeiten auch hier im Düsseldorf­er Konsulat daran, dass diese wirtschaft­lichen Verflechtu­ngen noch stärker werden.

Donald Trump wird sicher wieder einen Mottowagen im Düsseldorf­er Karnevalsz­och bekommen. Sie gehen doch hin?

Evans Natürlich, ich bin schon ganz gespannt darauf, das ist ja ein Ereignis, das man in Düsseldorf auf gar kein Fall verpassen darf. Ich muss mich bei meinen Kollegen aber erst noch kundig machen, was die korrekte Kleiderord­nung angeht. Ich bin also noch offen, was tolle Ideen für ein originelle­s Kostüm angeht!

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Die neue US-Generalkon­sulin Fiona Evans hat deutsche Wurzeln. Den Karneval in Düsseldorf möchte sie mitfeiern.

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