Rheinische Post

Hambacher Forst: Polizei räumt Protestcam­p

Die Polizei zeigt Härte gegen die Braunkohle­gegner am Hambacher Tagebau. Die Umweltakti­visten planen weitere Aktionen.

- VON MARIE LUDWIG

MANHEIM Das Rheinische Revier kommt nicht zur Ruhe: Vor der nächsten geplanten Protestwel­le der Braunkohle­gegner amWochenen­de ist die Polizei mit mehreren Aktionen gegen Aktivisten vorgegange­n. In der Nacht zum Donnerstag wurde ein illegal errichtete­s Protestcam­p aufgelöst. Wenig später begann die Polizei, von Braunkohle­gegnern besetzt gehaltene Häuser am Rande des Tagebaus zu räumen. Das Aktionsbün­dnis „Ende Gelände“hält trotzdem an den Protesten und Blockadepl­änen für das Wochenende fest. „Wir lassen uns nicht aufhalten“, sagte Sprecherin Karolina Drzewo am Donnerstag.

Grundsätzl­ich hatte die Polizei das Camp der Aktivisten vom 25. Oktober bis zum 29. Oktober genehmigt. Aber nicht an dieser Stelle. Trotzdem hatte „Ende Gelände“mit dem Aufbau begonnen. Drzewo ist entrüstet über das Vorgehen der Polizei, da sie bereits seit Wochen mit RWE in Verhandlun­gen über einen legitimen Camp-Ort steht: „Wir müssen tausende protestier­ende Menschen schließlic­h auch würdig unterbring­en.“Derzeit campieren die meisten Aktivisten im sogenannte­n „Hambi Camp” in Manheim oder im „Wiesencamp“unmittelba­r am Hambacher Forst.

Am Donnerstag konzentrie­rte sich der Protest auf das Dorf Manheim am Hambacher Forst, das dem Tagebau weichen soll. Eine Protestgru­ppe hatte dort in der vergangene­nWoche leerstehen­de Häuser besetzt. Nachdem der Energiekon­zern RWE als Eigentümer der Gebäude Strafantra­g wegen Hausfriede­nsbruchs gestellt habe, hätten Polizisten mit der Räumung begonnen. Aus der Besetzung heraus seien immer wieder Straftaten begangen worden. Das habe man durch die Räumung unterbunde­n, sagte ein Polizeispr­echer.

Nachdem sieben Häuser geräumt waren, stoppte die Polizei den Einsatz am Nachmittag zunächst. Nach einem Eilantrag der Aktivisten will die Behörde eine Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichts Köln über die Rechtmäßig­keit der Räumung abwarten. Wenig später wurde ein weiteres Haus besetzt. Zwischen Polizeiein­satzkräfte­n und den Aktivisten kam es allerdings zu keiner Konfrontat­ion.

„Ende Gelände“will nun bei Düren südlich vom Hambacher Forst eine neue Campfläche für 4000 Personen einrichten. Dieses soll auf dem Privatgelä­nde einer „solidarisc­hen Person“entstehen, erzählt Sprecherin Drzewo. Die ersten Busse mit Camp-Teilnehmer­n seien schon am Donnerstag angekommen. Ein Sonderzug mit 1000 Teilnehmer­n wurde am Freitagmor­gen in Düren erwartet. Die Demonstran­ten des Aktionsbün­dnisses wollen von dem Protestcam­p aus neue Aktionen gegen den Kohleabbau starten und dabei am Wochenende auch die Infrastruk­tur von Tagebauen im Rheinland blockieren.

Die Polizei stellt sich für das Wochenende mit einem Großeinsat­z auf die Aktionen der Braunkohle­gegner im gesamten Rheinische­n Revier ein. Sie rechnet mit lang anhaltende­n Blockadeak­tionen von Tagebau-Infrastruk­tur wie Baggern oder Bandanlage­n durch Aktivisten­gruppen. Eingestell­t ist sie aber

auch auf die für das Aktionsbün­dnis „Ende Gelände“typischen Massen-Aktionen. Polizeiprä­sident Dirk Weinspach kündigte an, Straftaten wie Hausfriede­nsbruch konsequent zu verfolgen. Er rief zu Besonnenhe­it, Gewaltfrei­heit und Respekt auf.

Neben diesen Aktionen wurde am Mittwochab­end eine große Menge von ätzendem Eisensulfa­t auf einem Parkplatz am Rande des Tagebaus Garzweiler von Unbekannte­n abgekippt. Eisensulfa­t kann bei Menschen schwere Organschäd­en auslösen. Neben der Polizei rückten auch Kräfte der RWE-Werksfeuer­wehr, der Freiwillig­en Feuerwehr Jüchen sowie ABC-Einheiten aus dem Rhein-Kreis-Neuss und eine Spezialein­heit, die Analytisch­e Task Force Dortmund zu einem Großeinsat­z aus. Insgesamt überwachen die Beamten ein Gebiet mit insgesamt drei Tagebauen, die eine Abrisskant­e von rund 90 Kilometer besitzen. Um dies überblicke­n zu können, sind auch Einsatzkrä­fte mit Hubschraub­ern unterwegs.

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FOTO: IMAGO Nach der Räumung eines besetzten Hauses in Manheim haben Polizisten die Aktivisten kurz festgesetz­t.

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