Größte Nato-Übung seit 1989
Bei „Trident Juncture“üben 50.000 Soldaten – Ziel: Abläufe trainieren, aber auch Stärke zeigen.
OSLO Wenn die Nato ins Großmanöver zieht, dann richtig. Generalsekretär Jens Stoltenberg listet am Morgen im neuen Nato-Hauptquartier noch einmal die Zahlen auf: 65 Schiffe, 250 Flugzeuge, 10.000 Fahrzeuge, 50.000 Soldaten. Alles penibel vorbereitet. Seit August verlegen alle 29 Mitgliedstaaten Personal und Gerät nach Norwegen, zugleich die Heimat Stoltenbergs.Von San Diego in Kalifornien tief im Westen bis Izmir im Osten zieht die Allianz Truppen zusammen.
Am Donnerstag begann die Nato mit ihrer Übung „Trident Juncture“ („DreizackigerVerbindungspunkt“) das größte Militärmanöver seit Ende des Kalten Krieges. Bis zum 7. November dauert es. Deutschland ist mit 8000 Soldaten, 2000 Fahrzeugen, darunter auch Kampfpanzer, einer der größten Truppensteller in Norwegen.
Dabei betont Stoltenberg den weiter defensiven Charakter des Bündnisses. Er sagt aber auch:„Wenn sich die Welt verändert, muss sich auch die Nato verändern.“Russland sei im Nato-Russland-Rat über das Großmanöver informiert und eingeladen worden, ebenso wieWeißrussland, Beobachter zu der Übung zu schicken. Die Nato setze dabei auf Transparenz. Russland habe die Einladung auch angenommen. Erst im September hatte Russland mit einer eigenen Großübung „Wostok 2018“(„Osten 2018“) mit angeblich bis zu 300.000 Soldaten, 80 Schiffen, 1000 Flugzeugen sowie 36.000 Panzern und Militärfahrzeugen für Schlagzeilen gesorgt. Ein Manöver dieser Größenordnung, an dem auch Soldaten der Mongolei und Chinas teilnahmen, hatte es selbst zu alten sowjetischen Zeiten, als der Westen noch erklärter Feind war, nicht gegeben. Im Jahr zuvor hatte Russland mit einem Manöver „Sapad 2017“(„Westen 2017“) nahe der Grenze zum Baltikum, dessen Staaten alle Nato-Mitglieder sind, für Unruhe im westlichen Bündnis gesorgt. Stoltenberg betont, die Übung „Trident Juncture“finde nicht direkt an der russischen Grenze statt.
Nun also sammelt die Nato ihre Kräfte, stimmt Abläufe ab und zeigt dabei auch militärisch Muskeln. Bei der Übung „Trident Juncture“trainiert das Bündnis seine Fähigkeiten, Truppen aus anderen Teilen Europas sowie aus den Vereinigten Staaten und Kanada schnell zusammenzuziehen. Dabei ist der Angriff auf einen Nato-Verbündeten simuliert, was den Beistandspakt nach Artikel fünf des Nato-Vertrages auslösen würde.