Es war einmal eine Metro . . .
Eineinviertel Jahre nach der Aufspaltung des Handelskonzerns sind die beiden neuen Gesellschaften problembeladen. Die Aktienkurse sind abgestürzt, der Ceconomy-Chef musste gehen, der Metro-Chef ist umstritten. Die jüngsten Zahlen überzeugen nicht.
DÜSSELDORF Die Aufspaltung der Metro im Sommer 2017 sollte ein Neuanfang sein. Sie sollte Investoren anziehen, denen - so das Kalkül - das Geldgeben leichter fallen könnte als zu Zeiten des alten Mischkonzerns, der gleichzeitig ein Schwergewicht im Lebensmittel- und im Elektrohandel sein wollte. Gut eineinviertel Jahre später fällt die Bilanz ernüchternd aus: Die neue Metro und die Elektronikhandelsgesellschaft Ceconomy sind nach Anfangserfolgen an der Börse abgestürzt; beide kämpfen mit Umsatzproblemen; beide tun sich schwer, den Akteuren an den Finanzmärkten ihre Strategie als zukunftstauglich zu verkaufen, beiden verhageln gleichzeitig permanent externe Faktoren wie die Währungsproble mein Russland und in der Türkei das Zahlenwerk. Ceconomy hat jüngst seinen Chef Pieter Haas rausgeworden, Finanzchef Mark Frese hält den Stuhl nur noch für einen Nachfolger warm. Bei Olaf Koch, dem Vorstandsvorsitzenden der Metro, fragen sich manche nicht mal mehr ob, sondern nur noch wann er seinen Platz räumen muss.
Die neuesten Zahlen sind auch nicht berauschend.. Bei Ceconomy bleiben die Kunden in Deutschland und einigen Nachbarländern weg. Der Umsatz allein auf dem Heimatmarkt ist im Geschäftsjahr 2017/18 (bis Ende September) nach vorläufigen Zahlen um 3,8 Prozent auf fünf Milliarden Euro gesunken, der Vorsteuergewinn Ebit um 19 Prozent eingebrochen. Die Metro beklagt nach Rückschlägen im Russland-Geschäft ein leichtes Umsatzminus auf 36,5 Milliarden Euro. Während das Großhandelsgeschäft noch Wachstum verzeichnet, fallen bei Real die Erlöse weiter -– diesmal um 1,7 Prozent. Deras operative Ergebnis soll währungsbereinigt leicht steigen. Erfolgsgeschichten sehen anders aus. Freilich ist es auch nicht so, dass der Niedergang erst mit der Teilung begonnen hätte. Umgekehrt ist die Spaltung der bislang erfolglose Versuch, diesen Niedergang aufzuhalten. Das, was man als Erfolgsgeschichte verkaufen kann, liegt weit mehr als ein Jahrzehnt zurück, und es hat vor mehr als einem halben Jahrhundert begonnen – mit dem legendären Otto Beisheim als Me- tro-Pionier, finanziert von den Familien Haniel und Schmidt-Ruthenbeck. Mit deren Geld wurde die Metro zu einem machtvollen Global Player, der mit mehr als 250.000 Mitarbeitern in Hochzeiten 70 Milliarden Euro umsetzte. Heute sind es aufaddiert 58,5 Milliarden Euro. Im Laufe der Jahre wurde die Gruppe zu einem Konglomerat einzelner Handelsmarken, die aber irgendwann alle wieder losgeschlagen wurden. Kaufhof, Praktiker, Adler, Allkauf, Real, Extra – das meiste ist schon wieder weg, und für die Real-SB-Warenhäuser sind die Tage im Konzernverbund der neuen Metro auch gezählt.. Das Problem der Metro ist vielschichtig, aber gravierend ist auf jeden Fall, dass die Gruppe den rechtzeitigen Einstieg ins Online-Geschäft verschlafen hat und sie seit Jahren mit einem Management besetzt ist, das zwar fit im Zahlenwerk ist, dem es aber emotionaler Bindung zum Handelsgeschäft fehlt. Am deutlichsten sichtbar ist das bei Kochs Vorgänger Eckhard Cordes gewesen, den das Unternehmen Ende 2011 vom Hof jagte – nachdem er die Haniel-Oberen dazu überredet hatte, ihren Anteil an der Metro aufzustocken - dummerweise zum Höchstkurs und ohne dass Cordes wirklich eine Strategie hätte vermitteln können. Sein Nachfolger Koch hat ebenfalls wenig glücklich agiert. Nun gibt es bei der Metro einen neuen Großaktionär namens Daniel Kretinsky, von dem die Öffentlichkeit noch nicht weiß, was er vorhat. Ende offen.
Bei Ceconomy sind die alten Anteilseigner noch an Bord. Noch, möchte man sagen, denn wirklich vertrauenswürdig war der Auftritt des bisherigen Managements im Jahr 2018 nicht. Natürlich haben Haas und Frese auch die Sünden der Vergangenheit ausgebadet, beispielsweise den scheinbar ewigen Konflikt mit dem mittlerweile verstorbenen Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals. Aber auch die Übernahme von Altlasten befreit einen Vorstand nicht von vertrauenswürdiger Kommunikationspolitik, und die ist nach mehreren Gewinnwarnungen nicht mehr gegeben. Erst recht nicht, wenn man wie Haas Umsatzschwund mit zu warmem Wetter begründet. Dass ander auch so argumentieren, macht es nicht besser.