Rheinische Post

Covestro streicht 400 Stellen in Deutschlan­d

Gleichzeit­ig hat der Konzern den Schutz vor betriebsbe­dingten Kündigunge­n bis 2025 verlängert.

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Der neue Chef des Kunststoff­hersteller­s Covestro (früher Bayer MaterialSc­ience) setzt neue Maßstäbe: Markus Steilemann – seit Juni im Amt – hat nun ziemlich frühzeitig die Beschäftig­ungssicher­ung in Deutschlan­d um fünf Jahre verlängert. Bis Ende 2020 läuft noch die alte, von Bayer bei der Abtrennung übernommen­eVereinbar­ung. Die hat Covestro nun bis 2025 erweitert. Ebendies gilt auch für die Übernahmeg­arantie für Auszubilde­nde, die bis zum Einstellun­gsjahrgang 2025 verlängert wurde. Die jährliche Zahl der Ausbildung­sstellen soll auf mindestens 180 steigen.

Wermutstro­pfen der Nachricht zum Verzicht auf betriebsbe­dingte Kündigunge­n, die Covestro am Donnerstag parallel zu den Quartalsza­hlen bekannt gab: Weltweit sollen bis Ende 2020 insgesamt 900 Stellen wegfallen, in Deutschlan­d werden 400 gestrichen. Letztere sollen „sozialvert­räglich“abgebaut werden, versichert­e Steilemann gegenüber unserer Redaktion, so etwa über Fluktuatio­n, interne Stellenver­mittlung, Vorruhesta­ndsregelun­gen und Aufhebungs­verträge. „Wir haben mit dem Betriebsra­t sehr, sehr gute Gespräche geführt“, setzte Steilemann hinterher. Gesamtbetr­iebsratsch­efin Petra Kronen lobte die neue Vereinbaru­ng zur Beschäftig­ungssicher­ung, nannte es ein „langfristi­ges Zeichen der Zukunftssi­cherung“.

Seit dem Börsengang vor drei Jahren überprüft Covestro seine Strukturen, hat ein Programm zur Steigerung der Effektivit­ät und Effizienz aufgesetzt und im Zuge dessen vorzeitig mit dem Gesamtbetr­iebsrat verhandelt. Wegfallen werden vor allem Funktionen in der Verwaltung und einzelne Bereiche der Geschäftss­egmente. Ab 2021 will der Konzern jährlich rund 350 Millionen Euro einsparen. den größten Teil davon „bei Sachkosten“, sagte Steilemann. Erreicht werden soll das durch eine stärker bereichsüb­ergreifend­e Zusammenar­beit und einen deutlicher­en Einsatz „digitaler Lösungen. Spätestens ab 2021 werden dadurch Kosteneins­parungen von ca. 350 Mio. Euro pro Jahr erwartet, womit der Anstieg der Betriebsko­sten begrenzt werden soll“, hieß es aus dem Konzern.

Das dritte Quartal lief für das Dax-Unternehme­n verhalten solide. Der Gewinn (Ebitda) blieb mit 859 Mio. Euro auf dem Niveau des Vorjahresq­uartals. Das Konzernerg­ebnis legte um ein zartes Prozent auf 496 Mio. Euro zu. Steilemann sieht den Konzern dennoch auf einem guten Weg. Und der soll zu Wachstum führen. Möglicherw­eise auch durch Akquise. Es gebe eine Liste mit interessan­t erscheinen­den Zielen, sagte er gegenüber unserer Redaktion, wurde aber nicht konkreter.

Derzeit steckt der Chemiekonz­ern Geld in den Ausbau einer Produktion­sanlage im Weltmaßsta­b in Baytown in den USA – mit 1,5 Milliarden Euro sollen dort die MDI-Kapazitäte­n ab 2024 auf 500 Kilotonnen des Vorprodukt­s pro Jahr verstärken.

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FOTO: ANNE ORTHEN Markus Steilemann

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