Rheinische Post

Mario Draghi sorgt sich um sein Heimatland

Der EZB-Präsident sagt: „Natürlich müssen Haushaltsr­egeln eingehalte­n werden.“Wann finden Rom und Brüssel eine Lösung?

- VON MISCHA EHRHARDT

FRANKFURT Der Haushaltss­treit der italienisc­hen Regierung ist in vollem Gange. Und der Italiener Mario Draghi an der Spitze der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) steuert dazu moderat mahnende Worte für die Regierung seiner Landsleute in Rom bei. „Natürlich müssen Haushaltsr­egeln eingehalte­n werden“, sagte Draghi am Donnerstag in im Anschluss an die Ratssitzun­g der Währungshü­ter in Frankfurt. Er persönlich sei in der Sache aber zuversicht­lich, dass die EU-Kommission und die italienisc­he Regierung im Gespräch zu einer Lösung finden würden.

Beobachter sorgen sich, weil die Zinsen italienisc­her Staatsanle­ihen im Zuge des Haushaltss­treits kräftig gestiegen sind. Mehr als 3,5 Prozent muss Italien mittlerwei­le für zehnjährig­e Staatspapi­ere zahlenn. Vor wenigenWoc­hen waren es nur rund zwei Prozent. Damit steigen die Kosten der Regierung in Rom, wenn sie sich bei Anlegern am Kapitalmar­kt Geld besorgen will. Und das wiederum vergrößert das ohnehin immense Schuldenpr­oblem. DieWährung­shüter wiederum sollen solche Dinge im Auge behalten, weil dieser Effekt auch auf andere Länder übergreife­n kann, auf Spanien und Portugal. Die Zentralban­k sieht das Problem, aber sie sieht noch kaum Anzeichen auf Ansteckung­seffekte. „Wir haben in letzter Zeit steigende Anleihezin­sen in einigen Randländer­n beobachtet. Der Effekt war da, er war aber nicht substantie­ll“, sagte Draghi.

Die Sorgen kommen dennoch zur Unzeit für die EZB, weil sie eigentlich auf dem Weg ist, die Geldpoliti­k zu normalisie­ren.. Zum Jahresende will sie damit aufhören, monatlich Staatsanle­ihen aus der Eurozone aufzukaufe­n. Ab 2019 sollen die Zinsen langsam wieder steigen. An diesem Kurs hält die Notenbank fest, hat allerdings auch die aktuellen Risiken im Auge – den Handelskon­flikt zwischen den USA und Chi- na, Probleme in Schwellenl­ändern, Gegenwind bei den europäisch­en Exporten, der ungelöste Brexit und die Probleme in der deutschen Autoindust­rie. Diese Effekte seien aber nicht oder noch nicht ausreichen­d, den Kurs zu ändern.

Auch die jüngst schwächere­n Wirtschaft­sdaten hat die Zentralban­k wahrgenomm­en, sieht aber noch keinen Grund, gegenzuste­uern. Die Wirtschaft­sdaten seien zwar schwächer als erwartet, der grundsätzl­iche Aufschwung in der Eurozone sei aber noch intakt. „Wir reden nicht über Abschwung, sondern über weniger Schwung“, sagte Draghi.

So bleibt alles beim Alten – noch. Denn natürlich unterstric­h Draghi auch: Sollten sich die Aussichten verschlech­tern, habe die Zentralban­k ausreichen­d Werkzeuge, um gegenzuste­uern. Im Dezember könnte es in dieser Hinsicht spannend werden. Denn dann liegen der Notenbank mehr Prognosen und neue Schätzunge­n für das künftige Wirtschaft­swachstum vor.

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RTR Mario Draghi ist seit November 2011 Chef der EZB. iFOTO:

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