Rheinische Post

Rentnerin verprügelt Kind mit Leine

Eine 75-Jährige steht vor Gericht, weil sie einen Elfjährige­n mit einer Hundeleine verprügelt haben soll. Da sie nicht zum Prozess erschien, wird sie bald vorgeführt.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Eine 75-jährige Rentnerin steht in Düsseldorf vor Gericht, weil sie einen Jugendlich­en mit einer Hundeleine verprügelt haben soll. Das sei nicht der Stil einer 75-Jährigen im Umgang mit fremden Kindern, hatte die Rentnerin lange vor einem Prozess beim Amtsgerich­t versichert. Doch als der Richter dazu die alte Dame persönlich anhören wollte, blieb die Anklageban­k leer. Weder die Seniorin noch ihr Anwalt ließen sich blicken. Also wird die Rentnerin, die mit 75 Jahren erstmals mit der Justiz zu tun hat, rechtzeiti­g vor dem nächsten Prozessver­such von der Polizei abgeholt und dann auf der Anklageban­k abgeliefer­t.

Die Besitzerin von zwei kleinen Hunden war an einem Februar- nachmittag in einem nördlichen Düsseldorf­er Stadtteil mit ihren Vierbeiner­n beim Gassigehen, als sie auf zwei Jungen traf. Der Elfjährige und sein kleiner Bruder (8) hatten Flatterban­d als symbolisch­e Barriere quer über eine Straße gespannt, wollten damit „Narrenzoll“kassieren. Was als kindlicher Jux traditione­ll eher harmlos ausgeht, rief vor acht Monaten jedoch die 75-Jährige auf den Plan.

Weil sie die Aktion der Kinder als „gefährlich“empfand, habe sie die Brüder zur Rede gestellt. Die Kinder hätten aber nicht einsichtig reagiert, sondern „aufmüpfig“, gab die Seniorin hinterher an. Laut Anklage wegen gefährlich­er Körperverl­etzung (Mindeststr­afe: sechs Monate Freiheitss­trafe) soll sie den Elfjährige­n dann mit der Hundeleine (samt Karabinerv­erschluss am Ende) verprügelt haben. „Mehrfach“habe sie, so der Vorwurf, mit der Leine auf den Kopf und den Körper des Kindes eingeschla­gen, dem Jungen dann zuletzt noch vor das Schienbein getreten.

Das bestritt die 75-Jährige in einer ersten Vernehmung, sie habe die Kinder nicht mal „angeschrie­en“. Die Mutter der beiden jetzt als Zeugen geladenen Brüder betonte in der Verhandlun­g am Donnerstag, für sie sei der Vorfall „erledigt“– wenn sich die alte Dame von ihren Jungs künftig fernhalte.

Vor leerer Anklageban­k verhallte die Bitte der Mutter allerdings ungehört. Das soll sich beim nächsten Prozesster­min ändern. Dann wird die Seniorin von der Polizei zu Gericht gebracht.

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