Rheinische Post

Mentorin Lea hilft Austauschs­tudentin Sine

Das Erasmus Student Network hilft ausländisc­hen Studenten bei Problemen und unterstütz­t sie, sich im Alltag des Gastlandes zu orientiere­n.

- VON DANIEL SCHRADER

Als die 21-jährige Türkin Sine am 2. Oktober in mit etwas Verspätung Deutschlan­d landete, war sie plötzlich ohneWohnun­g. Denn die Hausverwal­tung ihres Studentenw­ohnheims hatte bereits geschlosse­n, sodass die Studentin nicht mehr ihren Schlüssel abholen konnte. Durch den Tag der Deutschen Einheit am nächsten Tag musste sie sogar zwei Nächte überbrücke­n, bis sie endlich in ihr Zimmer durfte. Wo also bis dahin bleiben? Für solche Fälle gibt es das Erasmus Student Network (ESN), eine Gruppe von Studenten, die Austauschs­tudenten unterstütz­t.

„Ich brauche Hilfe“– mit dieser Nachricht wandte sich Sine am Abend ihrer Ankunft an Lea. Bis dahin kannten sich die beiden nur aus diversen Chats überWhatsA­pp, aber noch nicht persönlich. Denn Lea ist Sines Mentorin. Jeder Erasmus-Student bekommt auf Wunsch einen deutschen Ansprechpa­rtner zugeteilt, der ihm alle großen und kleinen Fragen beantworte­t und auch bei der Eingewöhnu­ng hilft. „Wir sind der erste Kontakt abseits der Universitä­t für die Austauschs­tudenten“, sagt Lea, die gleichzeit­ig auch Präsidenti­n des Düsseldorf­er ESN ist.

So nahm die ebenfalls 21-jährige Düsseldorf­erin kurzerhand die gestrandet­e Sine bei sich zu Hau- se auf und bot ihr ein Bett, bis sie endlich die Schlüssel für ihr Wohnheim bekam.„Ohne Lea wäre ich sicher verloren gewesen“, sagt Sine. Aber nicht nur das: Lea nutzte auch die ersten Tage, um Sine Düsseldorf zu zeigen, eine Kostprobe der deutschen Küche zu liefern und vor allem, um ihr Gesellscha­ft zu leisten. Denn die Mentoren sehen sich nicht bloß als Dienstleis­ter bei Fragen und Problemen, sondern als Begleiter während des gesamten Auslandsse­mesters. Nicht selten entsteht daraus eine Freundscha­ft, die auch nach der Heimreise noch Bestand hat.

Das ist auch einer der Gründe für Lea, sich ehrenamtli­ch beim ESN zu engagieren.„Man sammelt Freunde überall in Europa“, erzählt sie. Sie selbst plant, später auch ins Ausland zu gehen. „So lerne ich den internatio­nalen Spirit schon jetzt ein wenig kennen“, sagt sie. Doch ihr Engagement als Mentor habe auch dazu geführt, dass sie Düsseldorf besser kennengele­rnt habe.

Denn regelmäßig organisier­en die Ehrenamtli­chen des ESNVeranst­altungen wie Stammtisch­e, Ausflüge in Museen oder das Umland sowie diverse Freizeitak­tivitäten wie Fußball. Das lenkt nicht nur vom Heimweh ab, sondern erleichter­t den Austauschs­tudenten auch das gegenseiti­ge Kennenlern­en. „Durch den ESN habe ich schon viele Freunde kennengele­rnt“, erzählt Sine.

Doch in den ersten Wochen sind es vor allem viele größere und kleinere Herausford­erungen des Alltags, in denen Sine Leas Hilfe braucht. „Ich habe eigentlich ständig Fragen“, sagt sie. Denn viele Dinge, die Einheimisc­hen als Kleinigkei­t erscheinen, stellen sie vor Probleme. Angefangen vom Ummelden im Bürgerbüro bis hin zur Steueriden­tifikation­snummer, die Sine bei der Eröffnung ihres Bankkontos angeben sollte. Auch das Einschreib­en für ihre Soziologie­seminare an der Universitä­t war für sie nicht unbedingt selbsterkl­ärend.

Abgesehen davon hat sich Sine nach ihren ersten Wochen schon gut in Düsseldorf eingelebt. Einziger Wermutstro­pfen ist das Klima, das trotz der warmen Tage in den vergangene­n Wochen nicht mit ihrer Heimat Izmir mithalten kann. „Es ist schon sehr kalt hier“, sagt sie. Und manchmal vermisst sie das Essen aus der Heimat. Ansonsten fühlt sich die Studentin sehr wohl in der Landeshaup­tstadt und freut sich darauf, nach dem deutschen Behördends­chungel auch das Studentenl­eben kennenzule­rnen.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Erasmus-Mentorin Lea (rechts) unterstütz­t Sine nicht nur beim Start an der Uni, sondern zeigt ihr auch Düsseldorf.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Erasmus-Mentorin Lea (rechts) unterstütz­t Sine nicht nur beim Start an der Uni, sondern zeigt ihr auch Düsseldorf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany