Die Retter in der Arena
Schnittwunden, Kreislaufprobleme oder zu viel Alkohol: Die Sanitäter des DRK kümmern sich im Stadion um die medizinische Versorgung der Fußballfans während des Spiels.
Samstag, 12.30 Uhr. Während sich die ersten Fans langsam auf denWeg zum nächsten Heimspiel der Fortuna machen, sind bereits einige Menschen in dem sonst noch ruhigen Stadion. Einer von ihnen ist Patrick Becker vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Zusammen mit Angehörigen von Feuerwehr, Polizei, Security und Veranstaltern trifft er sich zur Einsatzbesprechung. Dort reden die jeweiligen Verantwortlichen der einzelnen Bereiche über die Koordination des bevorstehenden Einsatzes beim Heimspiel. Bei über 40.000 Menschen im Stadion ein anspruchsvoller Job.
Aufgabe des DRK ist es, für Notfälle eine medizinische Versorgung von Fans aber auch Spielern zu gewährleisten. Während die Einsatzleiter noch über die letzten Details sprechen, treffen nach und nach die ehrenamtlichen Helfer ein, um sich für ihren Einsatz vorzubereiten.
Die Menge der Einsatzkräfte richtet sich nach verschiedenen Faktoren: die Anzahl der erwarteten Zuschauer, Gegner und Gewaltbereitschaft der Fans. Darüber wird bereits zwei Wochen vor Anpfiff in einem ersten Planungstreffen entschieden.„Je mehr Leute im Stadion sind, desto mehr bekommen wir zu tun“, sagt Patrick Becker. Beim vergangenen Heimspiel gegen Schalke galt beispielsweise wegen der hohen Stadionauslastung die erhöhte Gefahrenstufe 2-III, sodass insgesamt 68 Helfer vor Ort im Einsatz waren. Nicht alle davon gehören zum DRK. Zwar trägt das Rote Kreuz die organisatorische Leitung, jedoch wird es von Ehrenamtlichen anderer Organisationen wie beispielsweise den Johannitern unterstützt.
Sobald die ehrenamtlichen Sanitäter eingetroffen sind, begeben sie sich auf ihre Positionen. Erst danach werden die Zuschauer in das Stadion hereingelassen. Um im Ernstfall schnell einsatzbereit zu sein, sind auf allen Ebenen des Stadions Sanitäterteams verteilt. Ein Teil davon sitzt in einem der acht Erste-Hilfe-Räume, ein anderer Teil ist als so genannter Erstversorgungstrupp in den Gängen des Stadions unterwegs. Unterstützt werden sie von insgesamt vier Notärzten. Von Kreislaufproblemen über Schnittwunden bis zu Alkoholimissbrauch ist die Bandbreite an Einsätzen groß. Auch Schlägereien kommen hin und wieder vor.„In solchen Fällen werden wir von der Security unterstützt, damit die Situation schnell deeskaliert wird“, erzählt Stefan Winkler, der zu den Sanitätern gehört. Je nach Schwere des Problems werden die Patienten entweder direkt vor Ort oder in einem der Behandlungsräume versorgt. In besonders schweren Fällen stehen jederzeit jeweils zwei Rettungsund Krankenwagen sowie Notarzteinsatzfahrzeuge zur Verfügung, die die Patienten in kürzester Zeit vom Stadion ins Krankenhaus bringen können.
Auch wenn die Helfer die gesamte Zeit in großer Nähe zum Fußballspiel sind, bekommen sie nur wenig vomVerlauf mit.„Ab und zu können wir mal ein paar Minuten reinschauen“, sagt Justin Beyen. Denn häufig werden die Sanitäter direkt von Passanten angesprochen und um Hilfe gebeten. Ansonsten bekommen sie ihre Einsätze aus der Leitstelle. Dort sitzt hoch oben im Stadion Einsatzleiter Patrick Becker, um die Einsätze zu koordinieren. Seit dem Umzug in die neue Arena im Jahr 2004 unterstützt er das DRK ehrenamtlich.„Ich helfe gerne Menschen und mag die Kollegialität“, sagt er. Und die braucht es auch, da er mit seinen Kollegen ständig in Kontakt steht und die Kommunikation schnell laufen muss.
Zwei Räume weiter sitzt Massimo Simon. In dem so genannten Interorganisationsraum ist als Verbindungsmitarbeiter Ansprechpartner für dieVerantwortlichen von Feuerwehr, Polizei und Veranstalter, damit schnelle Absprachen möglich sind. Hektisch geht es dort trotzdem nicht zu, jeder sitzt konzentriert an seinem Platz.„Die Atmosphäre hier ist immer sehr ruhig“, sagt Massimo Simon.
Mit dem Spielabpfiff endet auch die Arbeit des DRK, sofern es beim Verlassen des Stadions zu keinen Vorfällen kommt. So bleiben einzelne Sanitäter noch so lange vor Ort, bis alle Zuschauer das Stadion verlassen haben. Doch nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Das gilt auch für die Einsatzkräfte, denn bereits wenige Tage später beginnt das erste Vorbereitungstreffen für das nächste Heimspiel.