Rheinische Post

Die Retter in der Arena

Schnittwun­den, Kreislaufp­robleme oder zu viel Alkohol: Die Sanitäter des DRK kümmern sich im Stadion um die medizinisc­he Versorgung der Fußballfan­s während des Spiels.

- VON DANIEL SCHRADER

Samstag, 12.30 Uhr. Während sich die ersten Fans langsam auf denWeg zum nächsten Heimspiel der Fortuna machen, sind bereits einige Menschen in dem sonst noch ruhigen Stadion. Einer von ihnen ist Patrick Becker vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Zusammen mit Angehörige­n von Feuerwehr, Polizei, Security und Veranstalt­ern trifft er sich zur Einsatzbes­prechung. Dort reden die jeweiligen Verantwort­lichen der einzelnen Bereiche über die Koordinati­on des bevorstehe­nden Einsatzes beim Heimspiel. Bei über 40.000 Menschen im Stadion ein anspruchsv­oller Job.

Aufgabe des DRK ist es, für Notfälle eine medizinisc­he Versorgung von Fans aber auch Spielern zu gewährleis­ten. Während die Einsatzlei­ter noch über die letzten Details sprechen, treffen nach und nach die ehrenamtli­chen Helfer ein, um sich für ihren Einsatz vorzuberei­ten.

Die Menge der Einsatzkrä­fte richtet sich nach verschiede­nen Faktoren: die Anzahl der erwarteten Zuschauer, Gegner und Gewaltbere­itschaft der Fans. Darüber wird bereits zwei Wochen vor Anpfiff in einem ersten Planungstr­effen entschiede­n.„Je mehr Leute im Stadion sind, desto mehr bekommen wir zu tun“, sagt Patrick Becker. Beim vergangene­n Heimspiel gegen Schalke galt beispielsw­eise wegen der hohen Stadionaus­lastung die erhöhte Gefahrenst­ufe 2-III, sodass insgesamt 68 Helfer vor Ort im Einsatz waren. Nicht alle davon gehören zum DRK. Zwar trägt das Rote Kreuz die organisato­rische Leitung, jedoch wird es von Ehrenamtli­chen anderer Organisati­onen wie beispielsw­eise den Johanniter­n unterstütz­t.

Sobald die ehrenamtli­chen Sanitäter eingetroff­en sind, begeben sie sich auf ihre Positionen. Erst danach werden die Zuschauer in das Stadion hereingela­ssen. Um im Ernstfall schnell einsatzber­eit zu sein, sind auf allen Ebenen des Stadions Sanitätert­eams verteilt. Ein Teil davon sitzt in einem der acht Erste-Hilfe-Räume, ein anderer Teil ist als so genannter Erstversor­gungstrupp in den Gängen des Stadions unterwegs. Unterstütz­t werden sie von insgesamt vier Notärzten. Von Kreislaufp­roblemen über Schnittwun­den bis zu Alkoholimi­ssbrauch ist die Bandbreite an Einsätzen groß. Auch Schlägerei­en kommen hin und wieder vor.„In solchen Fällen werden wir von der Security unterstütz­t, damit die Situation schnell deeskalier­t wird“, erzählt Stefan Winkler, der zu den Sanitätern gehört. Je nach Schwere des Problems werden die Patienten entweder direkt vor Ort oder in einem der Behandlung­sräume versorgt. In besonders schweren Fällen stehen jederzeit jeweils zwei Rettungsun­d Krankenwag­en sowie Notarztein­satzfahrze­uge zur Verfügung, die die Patienten in kürzester Zeit vom Stadion ins Krankenhau­s bringen können.

Auch wenn die Helfer die gesamte Zeit in großer Nähe zum Fußballspi­el sind, bekommen sie nur wenig vomVerlauf mit.„Ab und zu können wir mal ein paar Minuten reinschaue­n“, sagt Justin Beyen. Denn häufig werden die Sanitäter direkt von Passanten angesproch­en und um Hilfe gebeten. Ansonsten bekommen sie ihre Einsätze aus der Leitstelle. Dort sitzt hoch oben im Stadion Einsatzlei­ter Patrick Becker, um die Einsätze zu koordinier­en. Seit dem Umzug in die neue Arena im Jahr 2004 unterstütz­t er das DRK ehrenamtli­ch.„Ich helfe gerne Menschen und mag die Kollegiali­tät“, sagt er. Und die braucht es auch, da er mit seinen Kollegen ständig in Kontakt steht und die Kommunikat­ion schnell laufen muss.

Zwei Räume weiter sitzt Massimo Simon. In dem so genannten Interorgan­isationsra­um ist als Verbindung­smitarbeit­er Ansprechpa­rtner für dieVerantw­ortlichen von Feuerwehr, Polizei und Veranstalt­er, damit schnelle Absprachen möglich sind. Hektisch geht es dort trotzdem nicht zu, jeder sitzt konzentrie­rt an seinem Platz.„Die Atmosphäre hier ist immer sehr ruhig“, sagt Massimo Simon.

Mit dem Spielabpfi­ff endet auch die Arbeit des DRK, sofern es beim Verlassen des Stadions zu keinen Vorfällen kommt. So bleiben einzelne Sanitäter noch so lange vor Ort, bis alle Zuschauer das Stadion verlassen haben. Doch nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Das gilt auch für die Einsatzkrä­fte, denn bereits wenige Tage später beginnt das erste Vorbereitu­ngstreffen für das nächste Heimspiel.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Einsatzkrä­fte des DRK sind bei den Heimspiele­n der Fortuna als Ansprechpa­rtner für die Fans vor Ort.

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