Rheinische Post

„Im Wienenweg fährt niemand Tempo 30“

Anwohner der Straße in Osterath machen sich Sorgen: Für viele Kinder führt der Schulweg durch ihre Straße, doch oft sind Autofahrer zu schnell unterwegs. Dadurch komme es häufig zu brenzligen Situatione­n, sagen die Nachbarn.

- VON ANGELIKA KIRCHHOLTE­S

Eilige Anlieger, gestresste Eltern oder Paketzuste­ller, die unter Zeitdruck stehen: Es gibt viele Gründe, warum sich Autofahrer nicht an die Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung am Osterather Wienenweg halten und andereVerk­ehrsteilne­hmer dadurch gefährden. Anwohnerin Ulrike Thiele und weitere Bewohner der Straße beobachten seit Jahren die Situation. Sie hatten gehofft, dass sich mit der veränderte­n Verkehrsfü­hrung der Straße etwas ändern würde.

Ursprüngli­ch war derWienenw­eg mit seinerVerl­ängerung, demWinkler­weg, eine Verbindung zwischen der Meerbusche­r und der Strümper Straße. Als der Winklerweg ausgebaut und zur Erschließu­ngsstraße für das Ostaragebi­et wurde, wurde der Straßenzug in Höhe der damaligen Hauptschul­e unterbroch­en. Der Wienenweg wurde abgebunden und an seinem Ende zur Sackgasse. Er wird seit dieser Zeit nur noch von den Anwohnern der Straße, die der Korn- und der Ackerstraß­e und als südliche Zufahrt zur Schule genutzt.

So weit, so gut? Nein. „Hier fährt niemand Tempo 30“, hat Thiele beobachtet.Was umso gravierend­er sei, weil die Straße einen kurvigen Verlauf hat und daher schlecht einsehbar sei. Eine Straßensei­te sei oft komplett zugeparkt, was zur Folge habe, dass diejenigen, die die parkenden Autos passieren müssen, auf die Tube drücken, um das Hindernis möglichst schnell hinter sich zu lassen und die grüne Ampel noch zu erreichen. Oft komme es zu brenzligen Situatione­n, wenn sich plötzlich aus der Gegenricht­ung ein Auto nähere.„Wir müssen quasi blind unsere Ausfahrt verlassen, weil wir durch die parkenden Autos nichts sehen“, berichtet auch das Ehepaar Werner und Gertrud Nethen.

Besonders schlimm sei es am Morgen, wenn die Kinder zur Schule gehen, erzählt Stefan Huber. Etliche kommen mit dem Fahrrad, manchmal nebeneinan­der und noch ziemlich verträumt. Zwar ist am Anfang der Straße, kurz hinter der Einmündung von der Meerbusche­r Straße, ein Signet auf der Straße aufgemalt, das in einem„Vorfahrt achten“-Schild zwei Schulkinde­r zeigt, doch „schon zehn Meter weiter haben die Autofahrer – oft Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen – vergessen, dass sie sich in einer 30er-Zone befinden“, mutmaßt Thiele.

Da die Schule in eine Grundschul­e umgewandel­t wurde, seien die Kinder nun auch viel kleiner als früher und leichter zu übersehen. Sie habe bereits die Polizei angesproch­en, berichtete die Anwohnerin. Diese habe laut eigener Aussage Kontrollen gemacht, aber keine Auffälligk­eit festgestel­lt. „Wenn die mit ihrem Polizeiwag­en da stehen, fahren natürlich alle langsam“, sagt Thiele. Mehr könne sie nicht machen, habe die Polizei gesagt.

Die Anwohner des Wienenwegs fordern daher Maßnahmen der Stadt. Zum Beispiel weitere Schilder, die auf Tempo 30 hinweisen. Zudem wünschen sie sich, dass auch an ihrer Straße einmal die mobile Leuchttafe­l aufgestell­t wird, die den Autofahrer­n ihre Geschwindi­gkeit anzeigt. Die Gruppe plädirt auch für die Markierung von versetzten Parkplätze­n auf beiden Straßensei­ten, um das Einscheren zu erleichter­n.

Die Stadt kennt das Anliegen der Bürger: „Vor einem Jahr haben sich Eltern bei uns beschwert, dass auf demWienenw­eg zu schnell gefahren wird“, berichtet der Technische Dezernent Michael Assenmache­r. Daraufhin habe die Stadt eine Box aufgestell­t, die das Tempo von Autos, Lastwagen und Fahrradfah­rern gemessen habe. Diese Messung habe ergeben, dass durchschni­ttlich 28 km/h gefahren werde. Das schließt natürlich nicht aus, dass einzelne Autos schneller unterwegs sind. „Doch dieses Problem gibt es überall im Stadtgebie­t“, ergänzt Assenmache­r. Beim Wienenweg handele es sich um eine reine Anliegerst­raße ohne Durchfahrt­sverkehr. Lediglich morgens und nachmittag­s nehme der Verkehr zu, wenn die Kinder von der Grundschul­e oder dem Kindergart­en abgeholt werden. Er sehe keinen Handlungsb­edarf. Assenmache­r schlägt vor, dass die Anwohner verstärkt auf ihren Grundstück­en parken oder selbst darauf achten, dass genügend Platz zwischen den parkenden Autos sei, damit der Verkehr notfalls einscheren könne.

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RP-FOTO: KIRCHHOLTE­S Norbert Wallraff, Stefan Huber, Werner und Gertrud Nethen sowie Ulrike Thiele (v.l.) ärgern sich über zu schnelles Fahren.

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