Instagram bestimmt das Leben
Soziale Netzwerke nehmen eine wichtige Rolle im Leben von Teenagern ein und beeinflussen dadurch viele Bereiche des Alltags. Darauf weisen Beobachtungen, Studien und Experten hin.
Viele Eltern wissen nicht, was die sozialen Netzwerke für die meisten Jugendlichen bedeuten. Die meisten jungen Menschen bestimmen ihre Identität durch ihr Profil auf Instagram, Snapchat und Co. Die Freundschaften, die auf den Profilen prä- sentiert werden, sind meistens emotional übertrieben und inszeniert. Die Jugendlichen lassen sich durch die Meinung anderer auf Social Media definieren.
Die sozialen Medien werden immer mehr von Kindern und Jugendlichen genutzt. Laut einer Studie der Krankenkasse DAK müsste es in Deutschland etwa 100 000 Kinder und Jugendliche geben, die süchtig nach den sozialen Netzwerken sind. Es wurden für die Studie Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren befragt. Viele Jugendliche in diesem Alter bekommen wegen der so- zialen Medien zu wenig Schlaf, haben Streit mit ihrer Familie und Freunden oder flüchten mithilfe der sozialen Netzwerke vor der Realität. Ihr Handy ist ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens und sie gaben in der Umfrage an, unruhig und unsicher zu werden, wenn es sich nicht in ihrer unmittelbaren Nähe befindet. Dadurch, dass sie durch ihr Smartphone ständig erreichbar sind, entsteht leicht die Angst, etwas zu verpassen, wenn sie nicht permanent an den Chats teilnehmen. Mädchen sind laut der Studie etwas öfter in den sozialen Netzwerken unterwegs als Jungen. Es sind drei Stunden, die sie am Tag an ihrem Smartphone verbringen. Drei Stunden, in denen sie sich der Realität stellen und sich verabreden könnten.
Für viele der Mädchen ist ihre Selbstdarstellung auf den eigenen Profilen sehr wichtig. Hinter ihrer scheinbaren Selbstständigkeit und Selbstsicherheit verbirgt sich Unsicherheit und Gruppenzwang. Laut Elke Stolzenburg, einer Sozialpädagogin aus Bayern, „zeigen sie nicht ihre eigene Identität, sondern sich selbst so, wie sie gesehen werden wollen“. Sie inszenieren eine Natürlichkeit, bei der man oft vergisst, dass der Beitrag, den sie posten, genau ausgesucht und bearbeitet ist. Schwierig ist ebenfalls, dass Freundschaften in den sozialen Netzwerken durch inszenierte Emotionalität aufrechterhalten werden sollen. Kommentare wie „Süße, du bist so hübsch“sind für viele der Gradmesser für Beliebtheit. Sie lassen sich durch die Anerkennung von Dritten definieren. Freundschaften und gemeinsame Erlebnisse werden immer mehr mittels inszenierter Bilder und übertriebener Emotionalität in den sozialen Netzwerken gelebt.
Eine weitere Herausforderung, die Instagram, Snapchat und Co. mit sich bringt, ist das Schönheitsideal, das durch Trends und Challenges in den sozialen Netzwerken bestimmt wird. Es werden Beiträge mit körperbezogenen Trends gepostet und viele Mädchen haben dann das Gefühl, diesen Anforderungen standhalten zu müssen.
Es sind Trends wie zum Beispiel die „Collarbone Challenge“, bei der es das Ziel war, möglichst viele Geldmünzen entlang des hervorstehenden Schlüsselbeins aufzureihen. Ein anderer erschreckender Trend war die „A4 Challenge“, bei der ein DINA4-Blatt hochkant vor den Körper gehalten wurde und die Taille höchstens genauso breit sein durfte wie das Blatt. Diese Art von Challenges und Trends sind laut Ernährungstherapeuten eine Verfremdung des normalen Körperbilds. Doch wie sollen jugendliche Mädchen wissen, dass es nicht normal ist, diesem „Ideal“zu entsprechen, wenn es ihnen in den sozialen Netzwerken vorgelebt wird?
Viele Jugendliche definieren sich über Kommentare, Likes und Trends auf Instagram und Co. – und büßen dadurch an Selbstsicherheit und Unabhängigkeit ein.