Ex-Mitarbeiter wettert gegen WDR
Uni-Professor Hektor Haarkötter kritisiert ein „System der Scheinselbstständigkeit“.
KÖLN Den Großteil der journalistischen Arbeit beimWDR leisten freie Journalisten und diese werden vom Sende rauch noch schlecht behandelt– das sind die zentralen Vorwürfe, die ein früherer freier Mitarbeiter des WDR im Branchen magazin„ Medien korrespondenz“erhebt. Hektor Haarkötter war bis 2011 als Journalist tätig und ist aktuell Professor für Komm unikat ions wissenschaft an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
In seinem Artikel behauptet Haarkötter unter anderem, dass das WDR-Programm in vielen Bereichen zu mehr als 90 Prozent von freien Mitarbeitern gemacht werde. „Dass ein fest angestellter Redakteur noch ‚nach draußen‘ geht, selbst recherchiert, ist in diesen Programm bereichen eigentlich nicht mehr vorgesehen .“Journalistische Kompetenz spiele für eine Karriere beim WDR nahezu keine Rolle. Denn die journalistische Kompetenz sei fast ausschließlich in den Kreisen der freien Mitarbeiter zu finden. Zudem könntenWDR-Redakteure willkürlich Bekannte undVerwandte als freie Mitarbeiter beschäftigen.
Laut Haarkötter fördert dieses System auch den Machtmissbrauch. Zumindest mit diesemVorwurf steht der Professor indes nicht alleine da. Erst kürzlich war eine Untersuchung zu den Fällen sexueller Belästigung im WDR zu dem Ergebnis gekommen, dass es bei dem Sender Machtmissbrauch und Diskriminierung gebe.
Ein weiterer schwerer Vorwurf: Eigentlich müssen freie Mitarbeiter dem Sender garantieren, dass sie nicht mehr als zehn Tage für ihn arbeiten, doch viele arbeiteten deutlich mehr. Laut Haarkötter dürften freie Mitarbeiter in vielen Fällen sogar nicht einmal für andere Sender tätig sein. Zum Beispiel sei es nicht zugelassen gewesen, für den eben- falls in Köln ansässigen Sender RTL zu arbeiten. Haarkötter spricht von einem System der Scheinselbstständigkeit.
WDR-Sprecherin Ingrid Schmitz hält die Vorwürfe, die Haarkötter in seinem Text erhebt, für unberechtigt und vermisst Belege für seine Behauptungen. Zum Vorwurf, es gebe im WDR ein System der Scheinselbstständigkeit, sagt sie: „Wir empfehlen unseren frei- en Mitarbeitern immer, ein zweites oder auch drittes Standbein aufzubauen.“Selbstverständlich sei es erlaubt, auch für andere Sender zu arbeiten, schließlich seien freie Mitarbeiter freie Unternehmer. Dem Vorwurf, dass 90 Prozent der journalistischen Arbeit im WDR von freien Mitarbeitern geleistet werde, entgegnet Schmitz.„Unsere Redakteure und Korrespondenten arbeiten rund um die Uhr journalistisch.“