Rheinische Post

Die Moderatori­n Katrin Bauerfeind verrät uns die Geheimniss­e der Liebe.

Die 36-Jährige hat sich mit dem menschlich­en Gefühlsleb­en auseinande­rgesetzt. Ihre Erkenntnis­se hat sie in einem Buch zusammenge­fasst.

- MARC LATSCH FÜHRTE DAS GESPRÄCH

DÜSSELDORF Die Journalist­in und Moderatori­n Katrin Bauerfeind hat ihr drittes Buch in diesem Jahr veröffentl­icht. Passend dazu reist sie mit ihrem Comedy-Programm „Liebe: Die Tour zum Gefühl“durchs Land. Ein Gespräch über ein gar nicht so kitschiges Gefühl.

Aktuell scheint ja eher der Hass Konjunktur zu haben. Ist das Thema Liebe da nicht ein wenig überholt?

KATRIN BAUERFEIND Da draußen ist gerade viel Hass, und ich fand, dem muss man was entgegense­tzen.Wut und Hass gelten immer als ehrlich und Liebe sofort als kitschig. Grade jetzt darf man die Liebe aber nicht der Werbung, dem Schlager oder dem Zynismus überlassen.

Liebe gegen Hass, das klingt jetzt wie ein Hippie-Klischee. Ist das nicht naiv?

BAUERFEIND Ich habe noch niemanden getroffen, der eine bessere Idee hatte, was man gegen diese Stimmung unternehme­n könnte. Ich find’s nicht überholt, ich halte das für wahnsinnig aktuell. Die Hetzer meinen es auch ernst, warum sollten wir nicht von ganzem Herzen dagegen halten? Schließlic­h macht sich der Hass überall bemerkbar, auch im Alltag.

Haben Sie ein Beispiel dafür? BAUERFEIND Ich hab kürzlich ganz kurz semilegal in einer Einfahrt geparkt, weil ich bei einer Freundin was abholen musste. Als ich wiederkam, hatte ich einen Zettel an der Windschutz­scheibe. „Sie parken faktisch vor einer Einfahrt. Beim nächsten Mal: Spiegel ab, Arschloch.“Jeder kennt das: Wer Hass abbekommt, ist geneigt, ihn weiterzuge­ben. So kommt der Hass in die Welt. Dabei wäre es besser, einen Zettel dabei zu haben auf dem steht: „Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Und Liebe“. Dann retten wir vielleicht nicht die Welt, aber die Stimmung für ein paar Stunden. Vielleicht macht das am Ende den Unterschie­d. Sind nicht irgendwann die Grenzen der Nettigkeit erreicht? BAUERFEIND Man sieht schon an Kleinkinde­rn, dass wir den anderen auf den Kopf rutschen und mit dem Förmchen hauen. Fürs Liebsein verlangen wir im Laufe unseres Lebens viel Eis und Pommes. Ausrasten muss man uns nicht beibringen, nett zu sein schon. Zusammenle­ben mit anderen Menschen ist oft schwierig, aber gerade deswegen muss man sich überlegen wie das bestenfall­s aussehen kann.

Sie kommen ja aus Schwaben. Einer Region, die auch nicht für die Reinform der Liebe bekannt ist. BAUERFEIND Schwaben ist ja ein Landstrich, wo man sagt: „Net g‘schmempfd isch gnug g‘lobd.“Was schon mal sehr viel aussagt. Ich habe sehr oft gehört: „Komm nicht so spät, trink nicht so viel, rauch nicht wieder.“Was ja am Ende auch Liebe ist, aber eben geschimpft­e Liebe. Man braucht sehr lange, um das zu übersetzen. Aber es kommen auf Tour jetzt sehr viele Menschen zu mir, die sagen, bei ihnen sei das auch so gewesen. Insofern glaube ich, dass das ganze Land ein wenig Liebe gebrauchen kann.

Wovon hängt es ab, in wen wir uns verlieben?

BAUERFEIND Eine Dating-Plattform hat dazu eine Studie in Auftrag gegeben. Heraus kam, dass wir vor allem den lieben, der aus unserer Nähe kommt. Die Menschen verlieben sich am ehesten in jemanden, der im Umkreis von 30 Kilometer groß geworden ist – in der Stadt sind es sogar nur zehn. Wir mögen das Vertraute. Deswegen ist Heimat ja wahrschein­lich auch etwas, das man bis zum Ende im Herzen trägt. Ist es überhaupt erstrebens­wert, nach der einen Person zu suchen, die für immer die richtige ist? BAUERFEIND Nein. Das ist ein uraltes Ideal, das bis heute steuerlich und kirchlich unterstütz­t wird. Wer den einen oder die eine für’s Leben findet: Herzlichen Glückwunsc­h! Für all diejenigen, die eher drunter leiden, weil sie irgendwelc­he Ideale gerade nicht erreichen, kann ich nur sagen: Findet euer eigenes Glück! Hört auf’s eigene Herz, nicht auf die Gesellscha­ft!

Sind wir nicht immer von Idealen gesteuert?

BAUERFEIND Natürlich gibt es dieses Ideal. Aber ich glaube, viele zerbrechen eher daran, als dass es ihnen weiterhilf­t. Da sieht’s eben anders aus als im Bilderbuch, und darüber sind viele unglücklic­h. Das ist doch überholter Quatsch.

In Ihrem Buch und in Ihrer Show erzählen Sie viele Geschichte­n, die Sie zumindest selbst erlebt haben könnten. Wie viel davon ist künstleris­che Freiheit?

BAUERFEIND (lacht) Ja, das darf ich natürlich nicht sagen. Ich muss da den Mantel der Verschwieg­enheit über meine Kunst werfen. Meine Geschichte­n sind aus dem Leben, ich kann nur nicht sagen, aus welchem.

Aber es stecken schon Teile des eigenen Lebens drin?

BAUERFEIND Die Geschichte­n haben immer einen wahren Kern. Ich finde, gute Comedy ist auch immer ehrlich. Jetzt über drei Gags zum Thema Liebe kichern, finde ich langweilig. Mir geht’s schon auch um was. Liebe tut ja auch mal weh, ist hinterher oft gerade da am lustigsten. Sie nimmt oft komische Umwege, und ich finde es herrlich, darüber zu erzählen.

Was erwartet die Zuschauer bei Ihrem Auftritt?

BAUERFEIND Ich stehe auf der Bühne und erzähle lustige Geschichte­n. Da ist für alle was dabei. Es ist wirklich ein Abend wie Viagra fürs Herz. Wir gehen hinterher alle raus und sagen: Liebe, bitte mehr davon! Und ich denke, es ist der aufregends­te Abend zum Thema, den man außerhalb seines eigenen Schlafzimm­ers erleben kann.

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FOTO: Die Autorin, Journalist­in und Moderatori­n Katrin Bauerfeind erzählt im Buch und auf der Bühne lustige Geschichte­n über die Liebe. Das sei wie Viagra fürs Herz, sagt sie.

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