Rheinische Post

Politik beschließt Glyphosat-Verbot

Das Ende der Kooperatio­n zwischen CDU und Grünen war am Mittwochab­end im Bau- und Umweltauss­chuss erstmals deutlich spürbar. Denn gleich bei zwei Umweltthem­en wurden die Christdemo­kraten knapp überstimmt.

- VON TANJA KARRASCH

Das Glyphosat-Verbot kommt. Mit einer knappen Mehrheit von einer Stimme haben jetzt SPD, Grüne, FDP, UWG und Linke/Piraten gemeinsam dafür gestimmt, dass das umstritten­e Unkrautver­nichtungsm­ittel auf städtische­n Flächen nicht mehr verwendet werden darf.

Damit gibt es endlich eine Entscheidu­ng über den UWG-Antrag, der im Laufe des Jahres immer wieder vertagt worden war. Mehrere Expertenvo­rträge hatten sich die Politiker angehört, um zu einem Ergebnis zu finden. So sprach am Mittwoch auch noch mal ausgiebig Harald von Canstein von der CDU im Rhein-Kreis Neuss. Zum Thema Glyphosat gebe es eine Vielzahl an Gutachten,„die Frage ist:Wem glauben wir?“Der Ökologe, der auch Imker ist, hat dazu eine klare Meinung: „Die Chancen von Glyphosat übertreffe­n die Risiken bei Weitem.“Mit dem Verbot tue man nichts Gutes, „und die Zeche zahlt der Landwirt“. Auch er mache sich Sorgen um den Rückgang von Insekten undVögeln, die Ursache dafür liege aber nicht in der Landwirtsc­haft, sondern vor allem daran, dass der Mensch einen enormen Flächenbed­arf habe und die Tiere so verdrängt würden. Die landwirtsc­haftlichen Flächen in Meerbusch seien dramatisch weniger geworden,„in 50 Jahren sind wir froh, wenn es noch ein Feld gibt, auf dem Glyphosat verwendet wird“, so Canstein.

Dieser Meinung wollten sich die anderen Fraktionen nicht anschlie- ßen. Die UWG plädiert schon seit Monaten für das Glyphosat-Verbot. Andreas Wagner von Linke/Piraten sagte: „Wir haben in Deutschlan­d ein Vorsorgepr­inzip und sind deshalb dagegen, dass das Mittel weiter verwendet wird. Das Argument, dass es andere Mittel gibt, die noch schlimmer sind, kann eigentlich kein Argument sein. Barbara Neukirchen von den Grünen sagte: „Ich glaube, Glyphosat ist ein Auslaufmod­ell, und dann können wir auch vorangehen, und das als Stadt von unseren Flächen verbannen. “Dirk Banse (SPD) appelliert­e ebenfalls für das Verbot: „Irgendwo müssen wir anfangen, und das müssen wir jetzt tun.“Und Kirsten Danes von der FDP erinnerte, dass auch die Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze einen Glyphosat-Ausstieg erwägt. „Wir könnten mit diesemVerb­ot ein Zeichen setzen“, so Danes.

Bei der Abstimmung stand die CDU mit acht Gegenstimm­en alleine da, die anderen Fraktionen stimmten mit neun Stimmen geschlosse­n für das Glyphosat-Verbot. Zum nächstmögl­ichen Termin sollen jetzt die Verträge von städtische­n verpachtet­en Ackerfläch­en gekündigt werden und das Glyphosat-Verbot dann zum festen Bestandtei­l der neuen Pachtvertr­äge werden.

Bei einem zweiten Umweltthem­a stand am Ende das gleiche Abstimmung­sergebnis: Auch die Entscheidu­ng für eine Baumschutz­satzung ist gefallen, ein Thema, das schon seit Jahren diskutiert wird. „Es gibt wohl keine Fraktion außer der CDU, die noch nie einen Antrag für eine Baumschutz­satzung gestellt hat“, scherzte Thomas Gabernig (FDP). Mit einer solchen Satzung soll der Bestand vor allem großer Bäume gesichert werden. Wenn Bäume mit einem bestimmten Umfang gefällt werden sollen, ist dann eine Erlaubnis durch die Stadt einzuholen.

Auch die CDU sei für viele Bäume in Meerbusch, sagte Werner Damblon, es gebe aber in der Stadt kein Problem, „weil wir immer mehr Bäume kriegen“. Eine Baumschutz­satzung würde viel mehr dazu führen, dass Grundstück­seigentüme­r Bäume fällen lassen würden, bevor sie den in der Satzung festgelegt­en Umfang erreichen. Die anderen Fraktionen stimmten für die Baumschutz­satzung, die die Stadt jetzt erarbeiten soll, unter der Voraussetz­ung, dass die Verwaltung dafür einen alten Satzungsen­twurf von FDP und BUND als Grundlage nimmt.

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FOTO: DPA Ein Traktor fährt über ein Feld und bringt Glyphosat aus (Symbolfoto). Das Pestizid dient zur Unkrautbek­ämpfung in der Landwirtsc­haft.

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