Rheinische Post

Auswärts zuhause

Wenn Hertha BSC am Samstag in Düsseldorf spielt, dann reisen mit ihnen auch die Fortuna-Fans an, die in Berlin wohnen. Einer von ihnen ist Schauspiel­er und Filmemache­r Lars Pape, Gründer des ersten Berliner Fortuna-Fanklubs.

- VON FALK JANNING

Sie leben in Berlin, aber wenn am Samstag Hertha BSC in der Stockumer Arena aufläuft, dann schlägt ihr Herz für Fortuna. In der Bundeshaup­tstadt gibt es eine Menge Fans des amtierende­n Zweitliga-Meisters aus Düsseldorf. Einer der bekanntest­en ist Schauspiel­er und Regisseur Lars Pape. „Fortuna ist für mich und meine Freunde ein Stück Heimat. Das verbindet uns, und natürlich die ganzen großartige­n Erlebnisse, die wir mit unserem Verein hatten und haben.“

Bekannt wurde Pape den meisten Fortuna-Fans, als er ihnen 2013 gemeinsam mit Holger Schürmann den „Legenden“-Film schenkte – eine beeindruck­ende Liebeserkl­ärung an den Verein ihres Herzen und den Fußball. Seit 1995 war er in zahlreiche­n Fernsehrol­len (Tatort, Ein Fall für zwei, Neues vom Bülowbogen) und im Kino an der Seite von Franka Potente im Spielfilm „Coming in“zu sehen. In den 90er-Jahren war der 47-Jährige aus berufliche­n Gründen nach Berlin gezogen, betreibt dort eine Kommunikat­ionsagentu­r. Damals gründete er mit Sebastian Schneider (dem heutigen Teamarzt des FC St. Pauli) den ersten Berliner Fortuna-Fanclub „Alt(e) Freunde Berlin“.

Ihre Zaunfahne war zu Beginn der 2000er-Jahre bei den meisten der Oberliga-Spiele der Fortuna zu sehen. Denn die Fans aus der Hauptstadt waren damals an fast jedem Wochenende dabei, um die Partien ihrer in die vierte Liga abgestiege­nen Mannschaft zu sehen – in Bocholt, Düren, Freialdenh­oven, Osterfeld und Bonn. „Von Berlin aus sind wir immer mit ein paar Leuten zu den Spielen gefahren. Haben Woche für Woche die 1100 Kilometer für die Hin- und Rückfahrt zurückgele­gt. Das war eine wahnsinnig­e Zeit, wahnsinnig lustig und schön. Die Erlebnisse haben uns zusammenge­schweißt.“

Pape lebt nun mittlerwei­le seit mehr als 20 Jahren in Berlin, wohnt im Stadtviert­el Prenzlauer Berg. Den Fanclub gibt es längst nicht mehr. Er gehört nun einer Gruppe von etwa 150 Berliner Fortuna-Fans an, die sich nicht mehr in einem Verein organisier­en, sondern ganz locker.

Sie alle tragen die Rot-Weißen in ihrem Herzen. Die Berliner verbindet die Illusion einer Heimat fern der Heimat. Mit Union und Hertha können sie nichts anfangen. Für sie gibt es jede Woche ein Auswärtssp­iel. Und wenn sie tatsächlic­h mal ins Olympiasta­dion gehen oder in die Alte Försterei, dann nur, um ihre Düsseldorf­er Fortunen zu se- hen. „Wir kriegen es als einzige Fortuna-Gruppe in der Stadt hin, dass wir mit Bussen zu den Spielen fahren“, sagt Pape.„Die Kommunikat­ion läuft über die Facebook-Gruppe. Zuletzt waren wir mit drei Bussen unterwegs.“

Pape ist selbstvers­tändlich im Besitz einer Dauerkarte. Und wenn er dann mal doch nicht fährt, dann schaut er die Fortuna-Spiele in der Gaststätte „Alois S.“an der Senefelder Straße. Die Kneipe teilen er und seine Freunde sich mit Berlins Werder-Fans „Fischmob“. „Wenn Werder gleichzeit­ig spielt, dann müssen wir in den Keller, weil die Bremer die älteren Rechte haben“, sagt Pape.

Seit frühester Kindheit ist er Rot-Weißer. Alles begann 1978. „Mein Vater hat mich als Siebenjähr­igen mitgenomme­n zum Europapoka­l-Spiel gegen den FC Aberdeen“, sagt Pape. „Wir haben 3:0 gewonnen. Danach bin ich regelmäßig ins Stadion gegangen. Mit 14 kamen dann die Auswärtssp­iele dazu. Zwischen 1985 und 1992 habe ich kein Pflichtspi­el verpasst.“

Auf die Probe gestellt wurde seine Liebe zu den Rot-Weißen, als er die Schauspiel­schule in Freiburg besuchte und danach am Theater in Tübingen arbeitete. Schwer war es damals, in der Zeit vor dem Internet, an Informatio­nen über Fortuna zu kommen. Das ging nur über das Telefon. Sein Vater informiert­e ihn über die Ergebnisse und die Termine der nächsten Spiele.

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FOTOS (2): PRIVAT Die Zaunfahne des von Lars Pape gegründete­n Berliner Fortuna-Fans-Klubs „Alt(e) Freunde“.
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Lars Pape wohnt in Berlin, hat aber eine Dauerkarte für Fortuna.

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