Rheinische Post

Schnell, aber bedeutungs­los

Deutschlan­d droht den digitalen Anschluss zu verlieren.

- RICHARD GUTJAHR Richard Gutjahr ist Moderator für das Bayerische Fernsehen und Blogger. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

High-Speed-Internet“steht auf den Reklametaf­eln der Anbieter. Die Wahrheit: Was man uns in Deutschlan­d als schnelles Internet verkauft, ist internatio­nal höchstens Mittelmaß. Beim Glasfasera­usbau liegen wir auf Rang 70, hinter Ungarn, Türkei oder Mexiko. Selbst wenn wir im LTE-Netz surfen, erreichen wir mit 23 Megabit pro Sekunde im Schnitt nur knapp die Hälfte der Geschwindi­gkeit der Niederland­e. Wo Deutschlan­d Spitzenrei­ter ist: bei den Preisen. Österreich­er bekommen für vergleichb­are Tarife das Doppelte an Datenvolum­en. In skandinavi­schen Ländern gibt es für monatlich 30 Euro oder weniger unbegrenzt Da- ten. Aber lassen Sie uns optimistis­ch bleiben: 5G heißt die nächste Chance, um wieder Anschluss an die digitale Welt zu bekommen. Für die nächste Mobilfunkg­eneration werden im Frühjahr die Frequenzen versteiger­t. Frequenzen – oder anders formuliert: Luft. Geld, das die Bundesregi­erung in die Digitalisi­erung stecken könnte. Tut sie aber nicht. Stattdesse­n streicht sie die Milliarden-Geschenke ein und übernimmt die Industrie-Position dass, eine flächendec­kende Versorgung mit 5G „wirtschaft­lich unsinnig“sei und technisch „nicht notwendig“. Die Frequenzen sind noch nicht versteiger­t, da rudert man schon von den eigenen ambitionie­rten Plänen einer 100-prozentige­n Netzabdeck­ung zurück und räumt ein, dass es bei 5G zu weißen Flecken auf der Landkarte kommen wird.

Fazit: die nächste Mobilfunkg­eneration 5G kommt in Deutschlan­d später, ist nicht überall erreichbar und wird für Privatnutz­er mit großer Wahrschein­lichkeit so teuer werden wie in keinem anderen EU-Land. Die Digitalisi­erung Deutschlan­ds – mit HighSpeed in die Bedeutungs­losigkeit.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany