Straffer Zeitplan
Im Oktober 2020 soll das sanierte und zum Museum erweiterte Schumann-Haus an der Bilker Straße wiedereröffnet werden.
Bonn und Düsseldorf haben manche Gemeinsamkeit: nicht nur den Vater Rhein, sondern auch einen gemeinsamen Sohn. Zwar ist Robert Schumann in Zwickau geboren, aber am Rhein verbrachte er mehrere Jahre. Diejenigen in Düsseldorf waren überaus produktiv, diejenigen in Bonn waren deprimierend. Schumann war dort (nach seinem legendären Düsseldorfer Selbstmordversuch) in einer Privatheilanstalt untergebracht und erlag dort den Folgen seines Syphilisleidens und seiner Herzerkrankung.
Beide Städte erinnern an den Komponisten auch in Gedenkstätten. Während das Bonner Schumannhaus in den Räumen jener Heilanstalt eine schmucke Villa im Stil eines klassizistischen Landhauses ist und auch die städtische Musikbibliothek beherbergt, ist die Aktenlage in Düsseldorf diffus. Zwar sind die Musikhochschule und der Konzertsaal im Museum Kunstpalast nach Schumann benannt; zwar residiert in Düsseldorf auch die Robert-Schumann-Forschungsstelle. Aber das Schumann-Haus auf der Bilker Straße, in dem die vielköpfige Familie wohnte, befindet sich in einem fürchterlichen Zustand. Das Haus ist baufällig, wird von Stützpfeilern zusammengehalten und ist vom Einsturz gefährdet, wenn es nicht kernsaniert wird.
Dort soll ein Museum eingerichtet werden, aber der im zweiten Stockwerk wohnende Mieter, der Cellist Thomas Beckmann, blockiert seit Jahren alle Vorhaben. Selbst die Tatsache, dass das Haus einsturzgefährdet ist, hat Beckmann nicht animiert, sich eine andere Bleibe zu suchen. Zwar sollte er niemals so obdachlos werden wie die Menschen, für die er in„Gemeinsam gegen Kälte“-Konzerten spielt“(die Stadt bot ihm mehrere alternative Wohnungen zu günstigen Konditionen an), trotzdem beharrte er auf seinem Mietrecht. Nun wird um Beckmann herum saniert, und das Haus soll auch einen separaten, an ihm vorbeiführenden Zugang bekommen.
Unterdessen gründete sich ein Verein hochmögender Bürger, die sich vornahmen, nicht nur zu reden, sondern auch zu handeln. Sie gründeten einen Förderverein, der das Schumann-Haus retten und dort eine würdige Erinnerungsstätte mit Museum schaffen will. Das ist auch nötig: Viele für Schumann relevante Archivalien sind derzeit im Keller des Heinrich-Heine-Instituts gegenüber gelagert. Zur Unterstützung des Bauvorhabens will der Verein 530.000 Euro sammeln, eine Summe, die jene Enthusiasten (es sindWulff Aengevelt, Dan Georg Bronner, Bernhard Dieckmann, Dirk Grolman, Friedrich-Wilhelm Hempel, Herbert Hennig, Manfred Hill und Edgar Jannott) aber nicht abgeschreckt hat:. Die ersten Wochen des Kollektierens waren bereits erfolgreich.Von der Gesamtsumme ist man natürlich noch entfernt.
Das Ziel ist aber nicht nur das Sammeln, sondern das Wiedererrichten. Vor allem haben sie die Stadt – mit Oberbürgermeister Geisel und Kulturdezernent Lohe – für das Projekt gewonnen und wohl auch in die Pflicht gerufen. Die Stadt hat bis jetzt bereits zugesagt, die Renovierung durchzuführen – also die Hardware des Schumannhauses in Angriff zu nehmen. Über die Innenausstattung, die Software eines Museumsbetriebs, soll im Januar beraten werden. Die räumliche Nähe von Heine-Institut und Schumannhaus ergäbe einen kuturellen Synergieef-
fekt von erheblicher Tragweite. Das Heine-Institut gewönne darüber hinaus Archivfläche, die jetzt durch Schumanniana blockiert sind.
Die Pläne sind ehrgeizig: Im Oktober 2020 soll die Erinnerungsstätte eröffnet werden. Sollte alles nach diesem straffen Zeitplan funktionieren, dürften die Düsseldorfer ihre Bonner Nachbarn überflügeln. Die wollten bis 2020 ihre Beethovenhalle sanieren, ein Unternehmen, dessen Zeitplan zwischenzeitlich für unrealistisch erklärt worden ist.
Info In den nächsten Tagen soll ein Flyer über das Projekt und den „Förderverein Schumann-Haus Düsseldorf“informieren, er soll in allen relevanten Kulturinstitutionen der Stadt ausliegen. Ebenso gibt es im Internet einen Vereinsauftritt mit Mail-Formular unter der Adresse www.schumann-haus-duesseldorf.de. Wer jetzt schon spenden möchte, kann das tun. Empfänger ist der „Förderverein Schumann-Haus“. Die IBAN-Nummer ist DE21 3005 0110 1007 8470 05, die BIC lautet DUSDEDDXXX.