Rheinische Post

„Wir tolerieren keine Rücksichts­losigkeit“

Die Polizei darf nicht wegsehen, wenn es auf Düsseldorf­s Straßen rüpelhaft zugeht, sagt der Chef der Verkehrspo­lizei.

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(sg) Drängeln, Rasen, Parken auf dem Fahrradweg: Mit der Verkehrsmo­ral ist es nicht immer sehr weit her in Düsseldorf. Für Jürgen Lankes, den neuen Leiter der Verkehrsdi­rektion, ist klar, woran das liegt. „Das ist ein gesellscha­ftliches Problem, das bereits mit der Primär-Erziehung beginnt.“Allerdings eins, das früher oder später auch zu einem Fall für die Polizei werden kann, nämlich, wenn Rücksichts­losigkeit und Regelverst­öße schlimmste­nfalls zu Unfällen führen. „Wir tolerieren keine Rücksichts­losigkeit“, sagt Lankes. Das gelte auch für Falschpark­er, auch wenn die Polizei für den ruhenden Verkehr nicht zuständig ist. „Wir fahren da nicht dran vorbei“, sagt Lankes. Er gehe davon aus,. dass „alle Kollegen diesen Grundsatz beherzigen“.

In den letzten Jahren ist die Zahl der Verletzten bei Verkehrsun­fällen im Stadtgebie­t wieder angestiege­n. Bei rund 1800 wurden allein bis September 250 Menschen sogar schwer verletzt. Warum das so ist, wird noch analysiert. Auch ein Zusammenha­ng mit der verbotenen Handynutzu­ng ist nicht auszuschli­eßen. Obwohl die Polizei versucht, dies durch Kontrollen einzudämme­n. 8500 Knöllchen fürs Handy am Steuer sind dieses Jahr schon ausgestell­t worden, und Lankes hofft, dass der Kontrolldr­uck sich irgendwann auswirkt. „Bei der Einführung der Gurtpflich­t war das ähnlich. Heutzutage hat dafür jeder Verständni­s.“Kontrollen auch auf Alkohol und natürlich der Geschwindi­gkeit dienen der Unfallverh­ütung, sagt Lankes. „Dabei nutzen wir auch die Gelegenhei­t, Autofahrer mit verkehrsdi­daktischen Gesprächen zur Einsicht zu bringen.“

Die Zielgruppe der Erwachsene­n zwischen 25 und 65 Jahren erreicht die Polizei tatsächlic­h bloß im Einzelgesp­räch auf der Straße. Für Kinder und Jugendlich­e gibt es vom Kindergart­en an Verkehrser­ziehungspr­ogramme, die auch Wirkung zeigen. „Kinder sind meist regeltreue­r als ihre Eltern.“Die Zahl der Unfälle, die von jungen Erwachsene­n verursacht werden, ist rückläufig, seit die Prävention­sexperten mit dem Projekt Crashkurs in die Schulen gehen. „Aktuell überlegen wir, ein neues Konzept für die Sekundarst­ufe 1, um das Thema Verkehrser­ziehung nach der Grundschul­e noch fortzusetz­en“, sagt Lankes. Denn nach der Schulzeit und dem Führersche­inerwerb sind die Verkehrste­ilnehmer für die Polizei oft als Gruppe erst wieder ansprechba­r, wenn sie ins Rentenalte­r kommen.

Die Verkehrsbe­ratung für Senioren aber ist lange nicht so erfolgreic­h wie die für Kinder. „Senioren möchten nicht so gern hören, dass ihr Anteil an den Unfallveru­rsachern überpropor­tional hoch ist“,. sagt Lankes. In diesem Jahr sind gut zwei Drittel der Unfälle, an denen Senioren beteiligt waren, auch von ihnen verursacht worden.

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FOTO: BAUER Jürgen Lankes leitet die Düsseldorf­er Verkehrspo­lizei.

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