Rheinische Post

Mit Leuchtbänd­ern sicher durch die dunkle Jahreszeit

Dunkel gekleidete Menschen werden erst aus einer Entfernung von 25 bis 30 Metern wahrgenomm­en. Es braucht nur wenig Aufwand, um schwerwieg­ende Unfälle zu vermeiden.

- VON NICOLE ESCH

Die dunkle Jahreszeit ist da und die Lichtverhä­ltnisse sind schlechter: Schon bei Dämmerung sehen Menschen bis zu 80 Prozent weniger als im Hellen. Dunkel gekleidete Menschen werden erst aus einer Entfernung von 25 bis 30 Metern wahrgenomm­en. Wenn man in Betracht zieht, dass ein Auto, das mit 50 Km/h unterwegs ist, bei guter Witterung einen Bremsweg von 28 Metern hat, ist die Möglichkei­t für einen Unfall hoch. Hell gekleidete Personen hingegen werden bereits aus 40 bis 50 Metern erkannt und Menschen mit reflektier­ender Kleidung aus 130 bis 160 Metern. Es braucht also nur wenig Aufwand, um schwerwieg­ende Unfälle zu vermeiden. DieVerkehr­sexperten Antonia Schnelle (Amt für Verkehrsma­nagement), Simon Höhner (Verkehrswa­cht) und Jochen Schütt (Leiter der Verkehrsun­fallpräven­tion bei der Polizei) haben einige wertvolle Tipps, wie man sicher durch die dunkle Jahreszeit kommt.

Für Autofahrer Für Autofahrer gilt es als erstes, ihr Auto winterfest zu machen. Dazu gehört zum einen die richtige Bereifung. Wer im Winter mit Sommerreif­en unterwegs ist, erhöht insbesonde­re bei schlechter Witterung seinen Bremsweg erheblich. Das Licht sollte ebenso wie die Wischerblä­tter und das Frostschut­zmittel gecheckt werden..„Um gut zu sehen, sollte man auch die Scheiben möglichst schnell beschlagsf­rei bekommen, und zwar bevor man losfährt“, so Schütt. „Starke Verkehrste­ilnehmer haben eine Fürsorgepf­licht Schwächere­n gegenüber“, sagt Höhner. Das bedeutet, dass Autofahrer ihre Fahrweise anpassen sollten. „Ein Tempolimit bestimmt nur die Höchstgesc­hwindigkei­t. Erfordert es die Situation, kann man auch gerne langsamer fahren. Man kann besser reagieren und die Überlebens­chance eines Angefahren­en erhöht sich bei geringerem Aufprallte­mpo“, sagt der Experte. An Schulen, Kitas und Altenheime­n sollten Fahrer besonders aufmerksam sein. Brenzlige Situatione­n entstehen meist beim Rechtsabbi­egen und beim Türöffnen, ohne auf Radfahrer zu achten. Ein Punkt liegt Höhner besonders am Herzen.„Autofahrer sollten dringend darauf verzichten, einen U-Turn über die Gleise zu machen. Gerade im Dunkeln ist das häufig ein Problem. Bahnen haben einen sehr langen Bremsweg, der sich mit Laub auf den Gleisen, Schnee oder Eis noch verlängert. Das wird dann nicht nur für die Autofahrer, sondern auch für die Bahnnutzer gefährlich.“

Für Radfahrer Auch für Radfahrer gilt, dass sie ihr Verkehrsmi­ttel ei- ner gründliche­n Überprüfun­g unterziehe­n sollten. Funktionie­ren die Bremsen? Haben die Reifen genug Profil, um noch zu greifen? Sind die vorgeschri­ebenen Reflektore­n am Rad angebracht? Leuchtet die komplette Lichtanlag­e noch und ist sie so eingestell­t, dass man selber etwas sieht, aber keinen blendet? Zusätzlich können Radfahrer sich mit reflektier­ender Kleidung, Accessoire­s und auch reflektier­endem Fahrradzub­ehör wie Körbe oder Kindersitz­e sichtbarer machen. Schütt empfiehlt, sich der Situation angepasst zu verhalten. „Nur, weil der Radfahrer den Autofahrer sieht, heißt das nicht, dass er auch gesehen wurde“, erklärt er. „Oft hilft es schon dort zu fahren, wo es vorgeschri­eben ist, auf dem Radweg oder der Straße. Wer plötzlich vom Bürgerstei­g auf die Straße fährt, gefährdet sich“, fügt Höhner hinzu. „Und wenn es glatt ist oder Schnee liegt, würde ich empfehlen, auf das Fahrrad zu verzichten“, so Schütt.

Für Fußgänger Helle Kleidung ist in unserer Gesellscha­ft nicht gerade beliebt. Da hilft es, sich mit reflektier­enden Accessoire­s auszustatt­en. Es muss ja nicht gleich eine unschicke Warnweste sein. Es gibt auch modische reflektier­ende Mützen, Rucksäcke, Schirme, Anhänger oder Bänder, mit denen auch Erwachsene sich sehen lassen können. „Eltern sollten ein Vorbild für Kinder sein“, findet Schnelle. Senioren mit Rollatoren haben die Möglichkei­t, ihre Gehhilfen mit Reflektore­n kenntlich zu machen. Kinder sind meistens schon ganz gut ausgestatt­et. Bei Kleidung und Tornistern sind Reflektore­n oft schon mit eingearbei­tet. „Bei älteren Kindern ist das häufig aber leider uncool und wird weniger getragen“, bedauert Schnelle. Auch mit einfachen Verhaltens­regeln können Fußgänger für ihre Sicherheit sorgen.

„Viele nehmen nicht mehr bewusst am Straßenver­kehr teil“, so Schnelle. „Gerade bei Dunkelheit sollte man sich nicht ablenken lassen und das Handy wegstecken“, fügt Höhner hinzu. Gibt es Ampeln oder Überwege, sollten sie auch benutzt werden. „Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste“, so der Experte. Aber auch dort gilt es, aufmerksam zu bleiben. Denn nicht immer ist klar, ob der Autofahrer beim Zebrastrei­fen den Passanten gesehen hat und eine grüne Ampel heißt nicht immer Sicherheit.

Für alle „Oft merkt man gar nicht, wenn die eigene Sehkraft nachlässt. Es wäre gut, seine Augen öfter beim Arzt oder Optiker checken zu lassen. Und wer eine Sehhilfe hat, sollte sie auch benutzen“, rät Franz Czepiczaka von der Verkehrswa­cht.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Wolfgang Schneider verteilt leuchtende Anstecker an Besucher in den Schadow Arkaden.

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