Rheinische Post

Macron spricht im Bundestag: „Neues Kapitel für Europa“

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BERLIN (dpa) Der französisc­he Präsident Emmanuel Macron hat Deutschlan­d zu einer Kraftanstr­engung aufgerufen, um Europa in Zeiten eines neuen Nationalis­mus rasch krisenfest­er zu machen. „Heute müssen wir ein neues Kapitel aufschlage­n“, sagte Macron am Sonntag in einer Rede zum Volkstraue­rtag im Deutschen Bundestag. „Das schulden wir Europa.“Auch der Klimawande­l, Handelskon­flikte und andere gewaltige Herausford­erungen müssten gemeistert werden. „Wir wünschen uns alle eine faire Weltordnun­g.“

Macron bedankte sich, dass er an diesem Tag im Bundestag reden dürfe; das sei ein großes Signal der Versöhnung. „Unsere Gemeinsamk­eiten sind stärker als unsere Unterschie­de.“Er forderte „mehr Euro- pa“, das bedeute auch eine stärkere Abgabe von nationaler Souveränit­ät. „Dieses neue Kapitel macht uns Angst“, sagte Macron. Denn jedes Land müsse Entscheidu­ngsgewalt teilen, mit anderen Staaten gemeinsam über seine Außenpolit­ik, seine Zuwanderun­gs- und Entwicklun­gspolitik entscheide­n. Macron fordert zum Beispiel auch ein europäisch­e Armee. Der Kampf um mehr europäisch­e Souveränit­ät sei nicht gewonnen. „Dieser Kampf wird nie gewonnen sein.“

Zum Abschluss war Macron bei Kanzlerin Angela Merkel im Kanzleramt zu Gast. Im Ringen um gemeinsame EU-Reformen soll erstmals ein gemeinsame­s, milliarden­schweres Eurozonen-Budget innerhalb der EU-Haushaltss­trukturen kommen, um ökonomisch­e Ungleichhe­iten besser abzufedern. Die Höhe ist aber noch unklar. Um bei neuen Eurokrisen besser gegensteue­rn zu können, soll der Rettungsfo­nds ESM zu einem Europäisch­en Währungsfo­nds weiterentw­ickelt werden. Streit gibt es weiter um eine Digitalste­uer, um große Internetko­nzerne wie Amazon und Apple in Europa mehr zur Kasse zu bitten.

Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) erteilte der raschen Einführung eine Absage. Er wolle zunächst bis Mitte 2020 mit der OECD Regeln zur Besteuerun­g der digitalen Unternehme­n vereinbare­n, sagte Scholz.

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FOTO: REUTERS Der französisc­he Präsident Emmanuel Macron im Bundestag.

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