Rheinische Post

Die deutschen Skispringe­r überzeugen beim Weltcup-Auftakt in Polen mit zwei zweiten Plätzen.

Beim Weltcup-Auftakt in Polen überzeugen die deutschen Skispringe­r mit Rang zwei im Teamwettbe­werb und Stephan Leyhes erstem Podestplat­z seiner Karriere.

- VON PATRICK REICHARDT

WISLA (dpa) Beinahe schon überschwän­glich reckte Stephan Leyhe die Faust in den polnischen Nachthimme­l. Nicht die Stars Andreas Wellinger oder Richard Freitag haben den Weltcup-Auftakt der deutschen Skispringe­r geprägt, sondern der sonst so introverti­erte Athlet aus dem hessischen Willingen. „Ich glaube, jeder Skispringe­r liebäugelt damit. Es ist das erste Mal aufgegange­n. Ich freue mich einfach riesig“, sagte Leyhe mit leicht stockender Stimme nach seinem zweiten Platz, der gleichzeit­ig die erste Einzel-Podestplat­zierung für ihn bedeutete. Er wirkte von dem Moment wirklich gerührt.

Stärker war an diesem Sonntag nur der Russe Jewgeni Klimow, der mit Sprüngen auf 127,5 und 131,5 Meter ebenfalls für eine Premiere sorgte: Den ersten russischen Weltcup-Sieg in 38 Jahren. „Es ist eine riesige Freude für uns alle. Ein Sportler, der sich langsam entwickelt und stetig an sich arbeitet. Das ist echt super für ihn, für das Team. Da freue ich mich“, sagte Bundestrai­nerWerner Schuster in der ARD über seinen Schützling Leyhe. Beständig, ruhig, konstant: Das waren bisher die Attribute des 26-Jährigen, nun war es erstmals Leyhe selbst, der sich von den Kollegen ausgiebig feiern lassen durfte.

„Jetzt freuen wir uns für den Stephan. Ich glaube, er braucht noch ein bisschen, bis er es realisiert. Er hat es definitiv verdient“, erklärte Olympiasie­ger Wellinger, der mit seinem elften Platz nach schwierige­m Start und mühsamer Quali durchaus zufrieden war.

Leyhe würde die Top-Leistungen im Schneewirb­el von Wisla gerne im Saisonverl­auf weiter zeigen:„Für mich heißt es, das jetzt in den nächsten Wochen zu bestätigen“, sagte er. Dritter wurde der Japaner Ryoyu Kobayashi, für den polnischen Topfavorit­en Kamil Stoch reichte es diesmal nur für Platz vier. Tags zu- vor hatte der 31-Jährige noch sein Team mit starken Flügen zum Sieg im Teamspring­en vor den DSV-Adlern geführt.

Das Fazit des DSV-Teams fällt durchweg positiv aus: Rang zwei im Teamspring­en, ein Podestplat­z im Einzel und eine geschlosse­ne Mannschaft­sleistung mit fünf Mann unter den besten 20.„Das ganzeWoche­nende gesehen bin ich schon sehr zufrieden. Wir sind sehr breit aufgestell­t, wir haben ein gutes Niveau in unserer Mannschaft“, befand Schuster.

Da fiel es auch nicht so sehr ins Gewicht, dass Freitag undWelling­er ihre gewohnten Leistungen aus dem Vorjahr und Sommer-Durchstart­er Karl Geiger sein Niveau vom Grand Prix nicht zu 100 Prozent bestätigen konnten. „Ich hätte die Sprünge gar nicht so daneben gesehen. Aber sie passen nicht, um ganz vorne mitzumisch­en“, erklärte der letztjähri­ge Gesamtzwei­te Freitag. Wellinger war nach seinem starken zweiten Sprung auf 132 Meter nur eine saubere Landung davon entfernt, selbst unter die besten Fünf zu springen.

Der Sonntagabe­nd in der südpolnisc­hen Idylle gehört aber definitiv Leyhe. „Wir werden auf jeden Fall auf ihn anstoßen“, sagte Wellinger, der sich mit dem ruhigen Hessen im Winter traditione­ll ein Zimmer teilt. Und auch in seiner Heimat, dem Weltcup-Ort Willingen im Upland, erwartet Leyhe beste Stimmung: „Die Willinger, die können schon ordentlich feiern“, sagte er. In der kommenden Woche sind die Adler im finnischen Kuusamo am Start, dann wird auch Severin Freund nach eineinhalb Jahren sein Comeback feiern.

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FOTO: DPA Skisprung-Romantik im Bild festgehalt­en: Deutschlan­ds Stephan Leyhe beim Teamspring­en von Wisla am Samstag.

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