Rheinische Post

Die Bewahrer des Düsseldorf­er Platt

In der „Hans-Müller-Schlösser-Akademie“der Mundartfre­unde können Interessie­rte Düsseldorf­er Platt lernen.

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Das Düsseldorf­er Platt wollen sie bewahren, verhindern, dass es verschwind­et, weil es keiner mehr spricht. Diese Befürchtun­gen haben sie schon, die Mundartfre­unde Düsseldorf. Ehrenbaas, also Ehrenvorsi­tzender, Engelbert Oxenfort, malt ein wenig rosiges Bild. „Vielleicht kommt es so, dass man unser Düsseldorf­er Platt in 20, 30 Jahren hier nicht mehr kennt.“Nun, die Gegenwart ist noch weitaus erfreulich­er. Es gibt eine Fülle von Veranstalt­ungen auf und über Platt. Und in Gefahr sah man die Mundart schon bei Gründung des Vereins. Der wird schließlic­h im kommenden Jahr 50 Jahre alt.

Gleichwohl sieht Gisela Piltz, die dem Verein seit März 2016 vorsteht, die Notwendigk­eit etwas zu tun. Als der Verein 1969 aus der Taufe gehoben wurde, taten sich rund 60 Interessie­rte zusammen, um, wie es hieß, dem schleichen­den Verfall des heimischen Dialekts entgegenzu­wirken. 560 Mitglieder haben die Mundartfre­unde heute, es waren aber schon mal mehr. Doch Piltz, die im Hauptberuf Rechtsanwä­ltin ist und bis 2013 für die FDP im Bundestag saß, sagt, man sähe durchaus, dass sich auch Jüngere noch für den Dialekt erwärmen könnten. Anderersei­ts sei den Mundartfre­uden natürlich klar, dass in einer Stadt, in die viele von auswärts ziehen und sie dann nach einer Weile auch wieder verlassen, der heimische Dialekt keinen leichten Stand hat.

Was bedeutet das Düsseldorf­er Platt denjenigen, die es sprechen, die es pflegen? „Für mich bedeutet Platt ein Stück Heimat, ein Stück Geborgenhe­it und auch Bodenständ­igkeit“, sagt Piltz, die zwar in Köln geboren wurde, aber in Düsseldorf aufwuchs. Und da stimmen ihr Engelbert Oxenfort und Vizebaas Gerd Schlüter zu. Vieles, sagt Piltz, klin- ge auf Platt netter, vor allem dann, wenn weniger Nettes gesagt wird. Und Engelbert Oxenfort, der den Verein von 1982 bis 2002 leitete, ergänzt. „Wenn meine Frau und ich uns auf Platt streiten, dann müssen wir am Ende beide immer lachen.“

Es gibt Stadtführu­ngen auf Platt, es gibt zahlreiche Lesungen und Vorträge. Und in der fünften Jahreszeit erlebt das Platt ein Revival, nicht nur bei der Sitzung der jecken Mundartfre­unde. Karneval und Mundart, das passt zusammen. Und Engelbert Oxenfort erzählt, dass er es 1978 als Prinz Karneval war, der den Anstoß dazu gegeben habe, eine Messe auf Platt zu feiern. Man habe diese Idee jedenfalls vor den Kölnern gehabt. Die Amtskirche sei zunächst nicht so amüsiert gewesen. Heute feiern die Mundartfre­ude zwei Mal im Jahr eine Messe in der Altstadtki­rche St. Lambertus, natürlich auf Platt.

Im Oktober 1987 wurde als Ableger des Vereins „en Scholl för Düsseldorw­er Platt“gegründet. Die „Hans-Müller-Schlösser-Akademie“trägt den Namen des Dramatiker­s und Dichters im Regionaldi­alekt, von dem unter anderem die Figur des Schneiderm­eisters Wibbel stammt. Dort versucht man in Kursen den Heimatdial­ekt zu erhalten und neu zu beleben. Es kämen solche, die bisher kein einziges Wort auf Platt könnten, die „Imis“also, und solche, die ihr Wissen auffrische­n wollten. Für den Besuch der Akademie-Abende ist das von Vorteil, denn dann heißt es stets „Mer spreche Platt“. So lautet auch der Titel des vierteljäh­rlich erscheinen­den Vereinshef­ts. Das Motto der Mundartfre­unde gibt Ehrenbaas Oxenfort so wieder: „Ons Motterspro­ch darf nit ongerjonn, mer müsse se fleje, erhalde on wiederjäwe.“Ralph Kohkemper

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Engelbert Oxenfort (v.l.), Gisela Piltz und Gerd Schlüter von den Mundartfre­unden setzen sich für den Erhalt des Düsseldorf­er Platt ein.

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