Lank und Nierst kämpfen gegen Lkw
Die Meerbuscher Politik setzt sich gegen Kreis und Polizei durch und lässt restriktive Lkw-Verbotsschilder in LankLatum aufstellen. Auch in Nierst will der Bürgerverein den illegalen Lkw-Verkehr mit Schildern eindämmen.
Lank-Latum lässt restriktive Lkw-Verbotsschilder aufstellen. Auch Nierst will den illegalen Lkw-Verkehr mit Schildern eindämmen.
Die Zustände auf der Stratumer Straße seien „untragbar“, findet der Nierster Bürgerverein (NBV), das Chaos sei ausgebrochen. Die Nierster fühlen sich vom RheinKreis Neuss, der Stadtverwaltung und der Polizei alleine gelassen. Die Lank-Latumer sagen dasselbe über die Uerdinger Straße. Die beiden Ortsteile verbindet der Ärger über den anhaltenden Lkw-Verkehr, der verbotenerweise durch Meerbusch fließt – auf dem Weg vom und zum Krefelder Hafen – und nach Ansicht der Bürgervereine in der vergangenen Zeit sogar noch schlimmer geworden ist als zuvor.
Das war jetzt auch ein großes Thema bei der Bürgerversammlung in Nierst. „Seit Inbetriebnahme der Logistikzentren von Bauhaus und Amazon im Krefelder Hafen hat das Verkehrsaufkommen in Nierst als neuer ,Schleichweg´ der K9 erheblich zugenommen“, erklärt Hans-Wilhelm Webers vom NBV.
Seit Jahren sind die Nierster zusammen mit Lank in den Interessengemeinschaften Bürgergemeinschaft Meerbusch-Nord und BÜLNI (Bürger-Lank-Nierst) verbunden, um den Lkw-Verkehr gemeinsam einzudämmen. Viele Gespräche mit dem Rhein-Kreis und der Stadt hätten bisher aber nicht zu dem von Nierstern erwünschten Erfolg geführt, so Webers. „Deshalb hat der Vorstand des NBV beschlossen, die Interessen der Nierster Bevölkerung selbst in die Hand zu nehmen.“
Der mobile Blitzer, den der Rhein- Kreis Neuss zeitweise an der Stratumer Straße aufgestellt hatte, war in seinen Augen eine erfolglose Maßnahme, da dieser nur Lkw blitzte, die schneller als 50 km/h unterwegs waren. Auch die Initiative des NBV, nach Lank-Latumer Vorbild einen „No Trucks“-Banner (“Keine Lkw“) über die Lanker Straße K16 am Ortseingang aufzustellen, lief ins Leere. Denn um die Transparentmasten aufstellen zu dürfen, war die Zustimmung des Kreises notwendig. „Bei einer Ortsbegehung aller Beteiligten machte die Vertreterin des Rhein-Kreis Neuss ihre Genehmigung abhängig von dem Bannertext, das heißt nur der Banner „No Trucks“dürfte aufgehängt werden. Andere Banner würden nicht erlaubt wegen unzulässigerWerbung, erklärt Webers. Das aber sahen die Nierster nicht ein.
Nun sollen Schilder helfen. Der NBV fordert, alle Zusatz-Hinweisschilder durch „Anlieger frei“- und „Lieferverkehr frei“-Schilder zu ersetzen. „Die gesamte Stecke der K9 ab Strümp/Bergfeld bis Nierst wäre somit für den Lkw-Durchgangsver- kehr über 3,5 Tonnen zum Krefelder Hafen gesperrt“, so Webers.
Um die Problematik in Lank-Latum ging es auch im letzten Bauausschuss. Die Politiker hatten vor einiger Zeit beschlossen, in Lank-Latum „Lieferverkehr frei“-Schilder aufzustellen. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke hatte Einwände, die Schilder seien in dieser Form rechtswidrig, und den Meerbuschern empfohlen, doch stattdessen „Anlieger frei“-Schilder aufzustellen. „Eine Umsetzung der ,Lieferverkehr frei´-Beschilderung ist nicht mit dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit vereinbar“, sagte gestern Reinhold Jung, Sprecher des Kreises.
Das hatte im Ausschuss auch noch mal Wolfgang Zillekens von der Kreispolizeibehörde bekräftigt, der die juristischen Unterschiede erklärte: Beim Schild „Lieferverkehr frei“seien demnach private Fahrten mit Lkw nicht zulässig, selbst für Umzüge bräuchten Anwohner dann eine Einzelfallgenehmigung. „Diese Variante ist sehr restriktiv“, sagte Zillekens, und sie sei eigentlich etwa für Fußgängerzonen gedacht. Die Meerbuscher Politiker blieben aber bei ihrer Entscheidung für das Schild „Lieferverkehr frei“.
Der Lank-Latumer Franz-Josef Jürgens, Mitglied bei der CDU und der Bürgergemeinschaft Meerbusch-Nord, begrüßt das: „Es ist richtig, dass es ,Lieferverkehr frei´ heißen wird, denn dadurch werden mehr Leute ausgeschlossen.“Auch derWunsch, zwei Brötchen und eine Zeitung kaufen zu wollen, sei ein Anliegen, und daher wäre es viel aufwändiger zu kontrollieren, wer nun durch Lank fahren darf oder nicht.
Nichtsdestotrotz führten aber die juristischen Streitereien der vergangenen Monate in der Sache nicht weiter, so Jürgens. Noch immer würden rund 120 Lkw pro Tag die Abkürzung durch Lank-Latum wählen, die alten Verbots-Schilder seien bereits im Frühjahr abmontiert worden. „Wir hoffen, dass die neuen Schilder jetzt endlich aufgestellt werden und dann auch regelmäßige Kontrollen durch die Polizei durchgeführt werden.“