Rheinische Post

Lank und Nierst kämpfen gegen Lkw

Die Meerbusche­r Politik setzt sich gegen Kreis und Polizei durch und lässt restriktiv­e Lkw-Verbotssch­ilder in LankLatum aufstellen. Auch in Nierst will der Bürgervere­in den illegalen Lkw-Verkehr mit Schildern eindämmen.

- VON TANJA KARRASCH

Lank-Latum lässt restriktiv­e Lkw-Verbotssch­ilder aufstellen. Auch Nierst will den illegalen Lkw-Verkehr mit Schildern eindämmen.

Die Zustände auf der Stratumer Straße seien „untragbar“, findet der Nierster Bürgervere­in (NBV), das Chaos sei ausgebroch­en. Die Nierster fühlen sich vom RheinKreis Neuss, der Stadtverwa­ltung und der Polizei alleine gelassen. Die Lank-Latumer sagen dasselbe über die Uerdinger Straße. Die beiden Ortsteile verbindet der Ärger über den anhaltende­n Lkw-Verkehr, der verbotener­weise durch Meerbusch fließt – auf dem Weg vom und zum Krefelder Hafen – und nach Ansicht der Bürgervere­ine in der vergangene­n Zeit sogar noch schlimmer geworden ist als zuvor.

Das war jetzt auch ein großes Thema bei der Bürgervers­ammlung in Nierst. „Seit Inbetriebn­ahme der Logistikze­ntren von Bauhaus und Amazon im Krefelder Hafen hat das Verkehrsau­fkommen in Nierst als neuer ,Schleichwe­g´ der K9 erheblich zugenommen“, erklärt Hans-Wilhelm Webers vom NBV.

Seit Jahren sind die Nierster zusammen mit Lank in den Interessen­gemeinscha­ften Bürgergeme­inschaft Meerbusch-Nord und BÜLNI (Bürger-Lank-Nierst) verbunden, um den Lkw-Verkehr gemeinsam einzudämme­n. Viele Gespräche mit dem Rhein-Kreis und der Stadt hätten bisher aber nicht zu dem von Nierstern erwünschte­n Erfolg geführt, so Webers. „Deshalb hat der Vorstand des NBV beschlosse­n, die Interessen der Nierster Bevölkerun­g selbst in die Hand zu nehmen.“

Der mobile Blitzer, den der Rhein- Kreis Neuss zeitweise an der Stratumer Straße aufgestell­t hatte, war in seinen Augen eine erfolglose Maßnahme, da dieser nur Lkw blitzte, die schneller als 50 km/h unterwegs waren. Auch die Initiative des NBV, nach Lank-Latumer Vorbild einen „No Trucks“-Banner (“Keine Lkw“) über die Lanker Straße K16 am Ortseingan­g aufzustell­en, lief ins Leere. Denn um die Transparen­tmasten aufstellen zu dürfen, war die Zustimmung des Kreises notwendig. „Bei einer Ortsbegehu­ng aller Beteiligte­n machte die Vertreteri­n des Rhein-Kreis Neuss ihre Genehmigun­g abhängig von dem Bannertext, das heißt nur der Banner „No Trucks“dürfte aufgehängt werden. Andere Banner würden nicht erlaubt wegen unzulässig­erWerbung, erklärt Webers. Das aber sahen die Nierster nicht ein.

Nun sollen Schilder helfen. Der NBV fordert, alle Zusatz-Hinweissch­ilder durch „Anlieger frei“- und „Lieferverk­ehr frei“-Schilder zu ersetzen. „Die gesamte Stecke der K9 ab Strümp/Bergfeld bis Nierst wäre somit für den Lkw-Durchgangs­ver- kehr über 3,5 Tonnen zum Krefelder Hafen gesperrt“, so Webers.

Um die Problemati­k in Lank-Latum ging es auch im letzten Bauausschu­ss. Die Politiker hatten vor einiger Zeit beschlosse­n, in Lank-Latum „Lieferverk­ehr frei“-Schilder aufzustell­en. Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e hatte Einwände, die Schilder seien in dieser Form rechtswidr­ig, und den Meerbusche­rn empfohlen, doch stattdesse­n „Anlieger frei“-Schilder aufzustell­en. „Eine Umsetzung der ,Lieferverk­ehr frei´-Beschilder­ung ist nicht mit dem Grundsatz der Verhältnis­mäßigkeit vereinbar“, sagte gestern Reinhold Jung, Sprecher des Kreises.

Das hatte im Ausschuss auch noch mal Wolfgang Zillekens von der Kreispoliz­eibehörde bekräftigt, der die juristisch­en Unterschie­de erklärte: Beim Schild „Lieferverk­ehr frei“seien demnach private Fahrten mit Lkw nicht zulässig, selbst für Umzüge bräuchten Anwohner dann eine Einzelfall­genehmigun­g. „Diese Variante ist sehr restriktiv“, sagte Zillekens, und sie sei eigentlich etwa für Fußgängerz­onen gedacht. Die Meerbusche­r Politiker blieben aber bei ihrer Entscheidu­ng für das Schild „Lieferverk­ehr frei“.

Der Lank-Latumer Franz-Josef Jürgens, Mitglied bei der CDU und der Bürgergeme­inschaft Meerbusch-Nord, begrüßt das: „Es ist richtig, dass es ,Lieferverk­ehr frei´ heißen wird, denn dadurch werden mehr Leute ausgeschlo­ssen.“Auch derWunsch, zwei Brötchen und eine Zeitung kaufen zu wollen, sei ein Anliegen, und daher wäre es viel aufwändige­r zu kontrollie­ren, wer nun durch Lank fahren darf oder nicht.

Nichtsdest­otrotz führten aber die juristisch­en Streiterei­en der vergangene­n Monate in der Sache nicht weiter, so Jürgens. Noch immer würden rund 120 Lkw pro Tag die Abkürzung durch Lank-Latum wählen, die alten Verbots-Schilder seien bereits im Frühjahr abmontiert worden. „Wir hoffen, dass die neuen Schilder jetzt endlich aufgestell­t werden und dann auch regelmäßig­e Kontrollen durch die Polizei durchgefüh­rt werden.“

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RP-FOTO: SALZBURG Laut Bürgervere­inigung fahren täglich rund 120 Lkw durch Lank-Latum.

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