ADAC: Öfter kleinere Mengen tanken
Weil Binnenschiffe wegen des Rhein-Niedrigwassers nicht viel Ladung aufnehmen können, hält der Spritmangel in Nordrhein-Westfalen an. Bundes- und Landesregierung wollen helfen.
BERLIN/DÜSSELDORF Die Bundesregierung hat Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen niedriger Pegelstände des Rheins auf die Treibstoffversorgung einzudämmen.Wie ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums am Montag mitteilte, hat man die Länder gebeten, von den Kontrollen der Sonn- und Feiertagsfahrverbote abzusehen. „Es müsse möglich sein, dass solche Transporte auch an Sonntagen zur Versorgung mit Benzin stattfinden können“, sagte der Sprecher. Im Ressort von Andreas Scheuer (CSU) geht man davon aus, dass das bereits ab kommendem Sonntag greift. Die Landesregierung teilte mit, dass man die Überlegungen prüfe.
Der Grund für den unüblichen Schritt sind Engpässe an zahlreichen Tankstellen in Nordrhein-Westfalen. Das seit Monaten anhaltende Niedrigwasser im Rhein hat zur Folge, dass Binnenschiffe nur wenig Ladung aufnehmen dürfen. Die Transporte von Heizöl, Diesel und Benzin dauern entsprechend län- ger und sind teurer. „An der Lage hat sich wegen der schwierigen Versorgung nichts geändert“, sagte ein Sprecher von Aral, dem Marktführer in Deutschland.
Der ADAC kritisierte die hohen Treibstoffpreise. „Wir halten die Rekordpreise nicht für gerechtfertigt“, sagte Thomas Müther vom ADAC Nordrhein. Rohöl sei imVergleich zu Anfang Oktober um rund 20 Prozent günstiger geworden, aber der Sprit sei so teuer wie seit Jahren nicht. Für einen Liter Super E10 mussten vergangene Woche laut ADAC 1,54 Euro bezahlt werden, im Januar waren es nur 1,35 Euro. „Der Verdacht liegt nahe, dass die Mineralölkonzerne die Versorgungsschwierigkeiten vorschieben, um ihre Marge zu erhöhen“, sagte Müther.
Angesichts der Spritknappheit empfiehlt der ADAC, häufiger zu tanken und die Reserve nicht auszureizen, um kein Risiko einzugehen. Die Post als Betreiber des größten privaten Fuhrparks in Deutschland rät ihren Fahrern sogar, bei halbem Tank nachzufüllen. Die Auslieferung derWeihnachtspakete sei aber nicht gefährdet, hieß es.
In Köln hatte die Aral-Tankstelle an der Riehler Straße am Sonntag zeitweise überhaupt keinen Sprit. Einem Kunden gelang es, an einer freien Tankstelle in Mönchengladbach Super E5 leerzutanken. „Nach 14 Litern war Schluss, der Kassierer beglückwünschte mich, dann wurden mit Flatterband die Säulen abgesperrt“, berichtete er. Bei Shell in Meerbusch waren die Tanks am Montag ganz leer. Eine Esso-Tankstelle im Düsseldorfer Norden hatte weder Super noch Super E10, bei einer weiteren Station in Düsseldorf-Lichtenbroich herrschte ähnlicher Mangel. „Wir warten seit Tagen auf Lieferungen“, sagte ein Mitarbeiter.
Der Verband der Mineralölwirtschaft hält es noch nicht für nötig, weitere nationale Benzin- und Dieselreserven anzuzapfen, begrüßte es aber, dass der Bund es Tanklastern vorübergehend ermöglichen will, auch sonntags und feiertags zu fahren. „Wir hoffen auf die Zustimmung der Länder“, sagte ein Sprecher. Den Vorschlag, Tanklaster voller zu laden, lehnte die Bundesregierung ab. Sollte sich an der Situation nichts ändern, sei ein verstärkter Einsatz von Zügen denkbar.
Die Grünen warfen der Bundesregierung vor, das Thema verschlafen zu haben. Fraktionsvize Oliver Krischer mahnte ein langfristiges Konzept zum Umgang mit Dürren an, da ihre Zahl in den nächsten Jahren klimabedingt zunehmen würden.