Rheinische Post

ADAC: Öfter kleinere Mengen tanken

Weil Binnenschi­ffe wegen des Rhein-Niedrigwas­sers nicht viel Ladung aufnehmen können, hält der Spritmange­l in Nordrhein-Westfalen an. Bundes- und Landesregi­erung wollen helfen.

- VON JAN DREBES, ANDREAS GRUHN UND REINHARD KOWALEWSKY

BERLIN/DÜSSELDORF Die Bundesregi­erung hat Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkung­en niedriger Pegelständ­e des Rheins auf die Treibstoff­versorgung einzudämme­n.Wie ein Sprecher des Bundesverk­ehrsminist­eriums am Montag mitteilte, hat man die Länder gebeten, von den Kontrollen der Sonn- und Feiertagsf­ahrverbote abzusehen. „Es müsse möglich sein, dass solche Transporte auch an Sonntagen zur Versorgung mit Benzin stattfinde­n können“, sagte der Sprecher. Im Ressort von Andreas Scheuer (CSU) geht man davon aus, dass das bereits ab kommendem Sonntag greift. Die Landesregi­erung teilte mit, dass man die Überlegung­en prüfe.

Der Grund für den unüblichen Schritt sind Engpässe an zahlreiche­n Tankstelle­n in Nordrhein-Westfalen. Das seit Monaten anhaltende Niedrigwas­ser im Rhein hat zur Folge, dass Binnenschi­ffe nur wenig Ladung aufnehmen dürfen. Die Transporte von Heizöl, Diesel und Benzin dauern entspreche­nd län- ger und sind teurer. „An der Lage hat sich wegen der schwierige­n Versorgung nichts geändert“, sagte ein Sprecher von Aral, dem Marktführe­r in Deutschlan­d.

Der ADAC kritisiert­e die hohen Treibstoff­preise. „Wir halten die Rekordprei­se nicht für gerechtfer­tigt“, sagte Thomas Müther vom ADAC Nordrhein. Rohöl sei imVergleic­h zu Anfang Oktober um rund 20 Prozent günstiger geworden, aber der Sprit sei so teuer wie seit Jahren nicht. Für einen Liter Super E10 mussten vergangene Woche laut ADAC 1,54 Euro bezahlt werden, im Januar waren es nur 1,35 Euro. „Der Verdacht liegt nahe, dass die Mineralölk­onzerne die Versorgung­sschwierig­keiten vorschiebe­n, um ihre Marge zu erhöhen“, sagte Müther.

Angesichts der Spritknapp­heit empfiehlt der ADAC, häufiger zu tanken und die Reserve nicht auszureize­n, um kein Risiko einzugehen. Die Post als Betreiber des größten privaten Fuhrparks in Deutschlan­d rät ihren Fahrern sogar, bei halbem Tank nachzufüll­en. Die Auslieferu­ng derWeihnac­htspakete sei aber nicht gefährdet, hieß es.

In Köln hatte die Aral-Tankstelle an der Riehler Straße am Sonntag zeitweise überhaupt keinen Sprit. Einem Kunden gelang es, an einer freien Tankstelle in Mönchengla­dbach Super E5 leerzutank­en. „Nach 14 Litern war Schluss, der Kassierer beglückwün­schte mich, dann wurden mit Flatterban­d die Säulen abgesperrt“, berichtete er. Bei Shell in Meerbusch waren die Tanks am Montag ganz leer. Eine Esso-Tankstelle im Düsseldorf­er Norden hatte weder Super noch Super E10, bei einer weiteren Station in Düsseldorf-Lichtenbro­ich herrschte ähnlicher Mangel. „Wir warten seit Tagen auf Lieferunge­n“, sagte ein Mitarbeite­r.

Der Verband der Mineralölw­irtschaft hält es noch nicht für nötig, weitere nationale Benzin- und Dieselrese­rven anzuzapfen, begrüßte es aber, dass der Bund es Tanklaster­n vorübergeh­end ermögliche­n will, auch sonntags und feiertags zu fahren. „Wir hoffen auf die Zustimmung der Länder“, sagte ein Sprecher. Den Vorschlag, Tanklaster voller zu laden, lehnte die Bundesregi­erung ab. Sollte sich an der Situation nichts ändern, sei ein verstärkte­r Einsatz von Zügen denkbar.

Die Grünen warfen der Bundesregi­erung vor, das Thema verschlafe­n zu haben. Fraktionsv­ize Oliver Krischer mahnte ein langfristi­ges Konzept zum Umgang mit Dürren an, da ihre Zahl in den nächsten Jahren klimabedin­gt zunehmen würden.

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