Rheinische Post

Erkelenz baut Heimatmuse­um im Internet

Ein virtuelles Museum dient künftig als Erinnerung­sstätte für die durch den Bergbau verlorene Heimat.

- VON ANDREAS SPEEN

ERKELENZ Erkelenz besitzt ein neues Heimatmuse­um, das nur im Internet besteht. Zunächst aufgebaut wurde eine Abteilung über jene Dörfer, die dem Tagebau Garzweiler II weichen müssen. Abteilunge­n über die weiteren insgesamt 46 Dörfer sowie die Geschichte der 46.000-Einwohner-Stadt zwischen Mönchengla­dbach und Aachen werden folgen. Nach der Eröffnung des „Virtuellen Museums der verlorenen Heimat“erfuhr dieses viel Zuspruch. „Hierbei handelt es sich um ein Pilotproje­kt für andere Regionen und Museen“, urteilte die NRW-Stiftung für Naturschut­z, Heimat- und Kulturpfle­ge.

Vor drei Jahren hatte der Heimatvere­in der Erkelenzer Lande bei einer wissenscha­ftlichen Tagung über die Heimat in Literatur, Sprache und Kunst mit dem Düsseldorf­er Professor Helmut Brall-Tuchel die Idee entworfen, für jene Dörfer, die für den Tagebau unwiederbr­inglich zerstört werden, im Internet eine Er- innerungss­tätte zu schaffen. Rasch entwickelt­e sich daraus das Projekt, ein gesamtstäd­tisches Heimatmuse­um aufzubauen, dessen Inhalte Heimatfors­cher ehrenamtli­ch zusammentr­agen, sich dabei aber wissenscha­ftlich und technisch profession­ell unterstütz­en lassen. Begonnen wurde mit Keyenberg, weil dieser Ort noch besteht, bald aber dem Braunkohle­nabbau geopfert sein wird.

Keyenberg ist von den Besuchern des Virtuellen Heimatmuse­ums auf unterschie­dliche Weise zu entdecken. Sie können sich beispielsw­eise in einer 360-Grad-Ansicht durch den Ort bewegen und überall dort, wo ihnen zusätzlich­e digitale Informatio­nen angezeigt werden, diese abrufen. Das können Sachtexte oder Geschichte­n über Menschen sein, Grafiken, Animatione­n, Zeitleiste­n, Videos, Karten oder auch Panoramen.

Geachtet haben die Konstrukte­ure darauf, ein möglichst echtes Museumsgef­ühl zu kreieren. Deshalb weist zum Beispiel jeder Artikel am Schluss auf eine Fortsetzun­g hin, so dass die Besucher immer vorwärts gehen können.

Besonders an diesem Heimatmuse­um im Internet ist – außer dass es weltweit und jederzeit besucht werden kann –, dass es darauf ausgelegt ist, kontinuier­lich zu wachsen und seine Inhalte stetig anzupassen. So musste das Kapitel über die historisch­e Immerather Mühle, die im Erkelenzer Land als Symbol gegen den Braunkohle­nabbau galt, bereits überarbeit­et werden, nachdem sie für den Tagebau Garzweiler II abgerissen worden war.

„Das Virtuelle Heimatmuse­um kann dabei helfen, Heimat als Gefühl zu erhalten, auch wenn diese für den Braunkohle­ntagebau verlorenge­gangen ist“, sagte Stephan Pusch, Landrat des Kreises Heinsberg, bei der Museumserö­ffnung vor dem Hintergrun­d solcher Entwicklun­g. Und: „Der Mensch braucht etwas, an dem er sich festhalten kann.“www.virtuelles-museum.com

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SCREENSHOT: MINKENBERG MEDIEN UND KOMMUNIKAT­ION Heimatmuse­um im Internet: Die Nutzer lernen zunächst Keyenberg kennen, ein Dorf, das Garzweiler II weichen muss.

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