„Ich bin keine Partynudel“
Das Topmodel engagiert sich als Unicef-Botschafterin für benachteiligte Kinder. Für den roten Teppich schwört die 43-Jährige auf Teppichklebeband.
NEUSS Mit 22 Jahren wurde Franziska Knuppe von Wolfgang Joop beim Kellnern in einem Potsdamer Café entdeckt. Inzwischen ist die 43-Jährige ein erfolgreiches Model, zierte internationale Magazintitel und arbeitete mit Fotografen wie Karl Lagerfeld und Ellen von Unwerth zusammen. Wir trafen Knuppe in Neuss, wo zum 34. Mal die Unicef-Gala im Crowne Plaza Hotel gefeiert wurde, mit der sich die Commerzbank als Hauptsponsor der Gala verabschiedete. Nach mehr als drei Jahrzehnten zieht sich die Bank aus ihrem Engagement für die Veranstaltungen in Neuss, Köln und Hilden zurück. Knuppe ist Unicef-Botschafterin.
Unicef-Gala, Bambi-Verleihung, GQ Award – drei Events innerhalb einer Woche. Als Laudatorin auf der Bühne und als Unicef-Patin setzen Sie sich für Kinder ein. Frau Knuppe, warum liegt Ihnen Charity so sehr am Herzen?
FRANZISKA KNUPPE Von kleinauf habe ich mich um andere gekümmert, vielleicht, weil ich die Tochter einer Kinderärztin bin.Während der Schulzeit habe ich in Krankenhäusern und Altenheimen gearbeitet. Und heute nutze ich meine Bekanntheit gern, um mich zu engagieren und Spenden für eine gute Sache zu sammeln. Es ist oft eben leichter, durch ein prominentes Gesicht auf eine Sache aufmerksam zu machen.
Bekommen Sie viele Anfragen? KNUPPE Ich unterstütze vor allem Projekte, die mich selbst betreffen und als Mutter einer elf Jahre alten Tochter betroffen machen. Und das sind in erster Linie Kinder.
Als Unicef-Patin sind Sie schon auf die Philippinen gereist, um sich im Kampf gegen Tetanus bei Neugeborenen zu engagieren. Was hat Sie bei diesem Einsatz am meisten bewegt?
KNUPPE Die Reise hat mich tief berührt – vor allem die große Angst vieler Mütter vor den frühen Schwangerschaften ihrer Töchter. Das führt dazu, dass die Mädchen die Schule abbrechen und keine Ausbildung machen können. Diese Teenager-Schwangerschaften sind auch für die Gesundheit der Babys ein großes Problem. Häufig gehen die jungen Mädchen aus Scham nicht zu den Vorsorgeuntersuchungen, bekommen zu wenige Informationen über die Schwangerschaft, was ein erhöhtes Risiko für die Kleinen bedeutet. Es ist wirklich krass, wenn Kinder Kinder bekommen.
Haben Sie Ihrer Tochter Mathilda von den Erlebnissen erzählt? KNUPPE Sie wollte alles genau wissen und immer wieder die Fotos sehen. Mein Mann und ich versuchen, Mathilda vorzuleben, dass man sich für andere einsetzen muss. Besonders dann, wenn es einem selbst so gut geht wie uns. Offenbar wirkt es. Sie hat ihr Herz am rechten Fleck. In der Schule kümmert sie sich um die Kleineren und wird bei Ungerechtigkeiten ganz schön wütend. Sie weiß, dass es im Leben auf etwas anderes ankommt als auf den Ruhm im Blitzlichtgewitter.
Sie sind Potsdam trotz internationaler Karriere stets treu geblieben. Welche Rolle spielen Heimat, Mann und Familie?
KNUPPE Sie sind mein wichtigster Rückhalt. Ich war und bin auch keine Partynudel, sondern am liebsten zu Hause. Dann koche ich jeden Abend, das ist pure Entspannung und kümmere mich um den Haushalt.
Vor 22 Jahren haben Sie Ihre Karriere gestartet. Würden Sie heute wieder Model werden?
KNUPPE Ja. Ich liebe das, was ich tue. Wobei der Laufsteg – bis auf wenige Ausnahmen – nicht mehr meine Bühne ist. Ich arbeite viel, fliege nächste Woche nach Valencia für eine Mode-Kooperation, bin dann in Paris für eine Beauty-Kampagne. Es kommen noch einige große Veranstaltungen, dann ist Weihnachten, und wir feiern alle zusammen.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren? KNUPPE Hoffentlich immer noch da, wo ich jetzt bin. Ich arbeite mit mir und meinem Namen. Mache Fotos, Werbung, TV-Spots, Moderationen – denn brabbeln kann ich. Und ich möchte weiter Kindern eine Stimme geben, ihnen zuhören, denn sie sind ehrlicher und offener als mancher Erwachsene.
Meist sieht man Sie auf Fotos voll gestylt und mit großem Make-up. Gehen Sie auch mal ohne Wimperntusche zum Bäcker?
KNUPPE (lacht) Klar, ich lebe auf dem Land, da laufe ich ungeschminkt in Jeans und Sweatshirts rum. Das wäre natürlich in Berlin und erst recht in Düsseldorf was anderes. Außerdem: So sehr ich den Auftritt in prächtigen Roben genieße, bin ich froh, sie auch wieder auszuziehen. Denn das ist ganz schön anstrengend.
Wieso das?
KNUPPE Na ja, in einen tief dekolletierten Abendkleid, muss man darauf achten, dass nichts verrutscht oder mal eben hervorblitzt. Zum Glück gibt es Teppichklebeband – das ist der beste Styling-Tipp überhaupt: So bleibt alles fest an seinem Platz, und man kann sich normal bewegen.