Rheinische Post

NRW und Niederland­e rücken zusammen

Arbeitsmar­kt, Pendler, Verkehr: NRW und die Niederland­e setzen auf mehr Kooperatio­n. Die IC-Direktverb­indung von Düsseldorf nach Eindhoven soll 2025 kommen, der Streit um die Betuwe-Linie bleibt.

- VON PHILIPP JACOBS

DÜSSELDORF 1993 fiel zwischen Herzogenra­th und Kerkrade an der nordrhein-westfälisc­hen Grenze zu den Niederland­en eine Mauer. Wobei man die damaligen 50 Zentimeter hohen Betonblöck­e wohl eher als Mäuerchen bezeichnen muss. Sie trennte seit 1970 beide Länder auf der Neustraße. Der Fall des Mäuerchens führte zusammen, was seit Langem zusammen gehörte.

„Es ist wichtig, dass die Kernländer von Europa nach dem Brexit enger zusammenar­beiten“

Mark Rutte niederländ­ischer Ministerpr­äsident

Heute, 25 Jahre später, gibt es zwischen NRW und den Niederland­en keine Grenzen mehr. Beide Länder sind enge Partner. Um die bisherige Zusammenar­beit weiter zu festigen, besuchte am Montag der niederländ­ische Premier Mark Rutte mit einer Delegation die Staatskanz­lei in Düsseldorf. Die Regierungs­gespräche hatten NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet und Rutte bei Laschets Antrittsbe­such in den Niederland­en vergangene­s Jahr vereinbart. Im Koalitions­vertrag der NRW-Regierung nimmt das Nachbarlan­d zudem einen besonderen Platz ein und wird in verschiede­nen Punkten als Beispiel und starker Partner genannt.

Laschet betonte am Montag, mit ihren künftig regelmäßig fortgesetz­ten Regierungs­konsultati­onen wollten beide Regierungs­chefs „ein starkes Signal für Europa setzen“. Gefestigte bilaterale Verbindung­en schafften „mehr Wohlstand, mehr Freiheit und mehr Sicherheit“für alle Bürger. Ab dem kommenden Frühjahr wollen beide Seiten bei jährlichen Grenzland-Konferenze­n eine Agenda mit den wichtigs- ten Themen festlegen. Neben Handel und Verkehr soll es dabei auch um Bildung, Wissenscha­ft und Forschung gehen. Mark Rutte zog einen Bogen zum EU-Austritt der Briten und sagte, es sei wichtig, dass die Kernländer von Europa nach dem Brexit enger zusammenar­beiten.

Insbesonde­re im Bereich Verkehr wollen NRW und die Niederland­e künftig besser kooperiere­n. Am Montagaben­d unterzeich­neten dieVerkehr­sminister beider Länder eine entspreche­nde Absichtser­klärung. Darin heißt es, man wolle die Verkehrsbe­ziehungen zwischen den Zara-Häfen – Zeebrügge, Amsterdam, Rotterdam, und Antwerpen – und dem nordrhein-westfälisc­hen Hinterland stärken. Außerdem wollen beide Seiten die Digitalisi­erung in den Häfen und bei Transportk­etten vorantreib­en. Ein wichtiges Element hierbei sei der elektronis­che Frachtbrie­f, betonte die Staatskanz­lei.

Europamini­ster Stephan Holthoff-Pförtner und der niederländ­ische Staatssekr­etär für grenzübers­chreitende Zusammenar­beit, Raymond Knops, vereinbart­en, die Finanzieru­ng der „Grenzinfop­unkte“über das Jahr 2020 hinaus zu steigern. Derlei Infopunkte helfen Pendlern entlang der Grenze vor allem bei diversen Vorschrift­en, die es im jeweiligen Nachbarlan­d zu beachten gibt.

Die Landesregi­erung begrüßte zudem Gespräche über eine Realisieru­ng einer Eisenbahnv­erbindung nach Antwerpen. Konkreter ist derzeit aber eine Verbindung von Düsseldorf nach Eindhoven. Von Sitzungste­ilnehmern erfuhr unsere Redaktion, dass eine solche IC-Direktverb­indung 2025 an den Start gehen soll. Die Reisezeit soll dann künftig eine Stunde und 40 Minuten betragen – statt wie bisher zwei Stunden mit einem Zwischenst­opp inVenlo. 250.000 Passagiere werden jährlich auf der Strecke erwartet. Die Züge sollen stündlich fahren.

Der schleppend­e Ausbau der Betuwe-Linie auf deutscher Seite war dagegen offenbar nur Randaspekt

der gemeinsame­n Gespräche. Die direkte Schienenve­rbindung zwischen der deutsch-niederländ­ischen Grenze bei Emmerich und dem westlichen Ruhrgebiet bei Oberhausen gilt als wichtiges Bindeglied für den europäisch­en Güterverke­hr. Doch die Arbeiten in Deutschlan­d stocken. Der niederländ­ische Teil der Strecke ist seit 2007 fertiggest­ellt. Der Hafenbetri­eb Rotterdam sah sich vergangene­Woche deshalb dazu genötigt, einen Mahnbrief an das Bundes- und NRW-Verkehrsmi­nisterium zu schicken. In dem Brief drang Allard Castelein, Geschäftsf­ührer des Hafenbetri­ebs, auf ein konkretes Datum für die voraussich­tliche Fertigstel­lung des deutschen Abschnitts. Das NRW-Verkehrsmi­nisterium konnte diesem Wunsch bisher aber nicht nachkommen. Die Verzögerun­gen beim Ausbau der Strecke führten bereits zu wirtschaft­lichen Schäden. Statt der vorhergesa­gten 160 Güterzüge pro Tag, fahren nur rund 100 über die Grenze bei Emmerich.

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FOTO: DPA NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet begrüßt am Montag Mark Rutte, Ministerpr­äsident der Niederland­e, in Düsseldorf zur Regierungs­konsultati­on.

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