DEG gewinnt das Derby und meckert
Trotz des 3:2 in Köln ist der Tabellendritte der Deutschen Eishockey Liga unzufrieden. Die Selbstkritik reicht von „schwere Kost“bis „emotionslos“.
Fast konnte man den Eindruck bekommen, die DEG sei im 221. rheinischen Eishockey-Derby so richtig vermöbelt worden.„Wir hatten heute zu wenig Emotionen in unserem Spiel“, murrte Trainer Harold Kreis. Torjäger Philip Gogulla unterstrich das mit der kritischen Anmerkung: „Wir müssen unbedingt vemeiden, dass wir uns solche Spiele aus der Hand nehmen lassen.“Und Nationalverteidiger Bernhard Ebner, ohnehin kein großer Redner, war vielleicht noch ein wenig wortkarger als sonst: „Das war schwere Kost.“
Das Sonderbare an all dem ist: Die DEG hatte überhaupt nicht verloren. Sie nahm durch einen 3:2-Erfolg nach Verlängerung bei den Kölner Haien zwei Punkte mit, die den dritten Platz in der Tabelle der Deutschen Eishockey Liga festigten. Zu allem Überfluss hatte Kostverächter Ebner die prestigeträchtige Partie mit einem spektakulären Doppelpack auch noch persönlich entschieden: 2:2-Ausgleich 260 Sekunden vor der Schlusssirene, nach 49 Sekunden derVerlängerung dann das 3:2.
Das dramaturgische Ausrufezeichen beim Siegtor des gebürtigen Schongauers war noch das Detail, das der abgefälschte Puck so langsam an Haie-Goalie Gustaf Wesslau vorbeitrudelte, dass der Schwede ihn fast noch mit der Kelle erreicht hätte. Aber eben nur fast: Zum Entsetzen der Kölner unter den 14.976 Zuschauern, die die Scheibe den Reaktionen zufolge um Bürgersteigsbreite vor der Torlinie gesehen hatten, zeigte der hinzugezoge- ne Videobeweis deren tatsächliche Position – deutlich hinter der Linie.
Ebners Laune besserte auch dieses Faktum nicht. Und auch Kreis war von Zufriedenheit ein Stück entfernt. „In so ein Derby muss einfach mehr Brisanz rein“, meckerte der Trainer. „Ich hatte den Eindruck, dass es etwas fade war. Vielleicht wollten die Jungs keine Fehler machen, und dann sind ihnen gerade welche passiert.“Selbstkritik, die die gestiegenen Ansprüche der DEG unterstrich. Nach zwei bitteren Jahren ohne Play-off-Teilnahme reichen den Rot-Gelben Siege allein nicht mehr, so süß Derbyerfolge in Köln auch stets schmecken. Es sollen unbedingt die Play-offs werden in dieser Saison, und dafür wollen sich die Eishockey-Profis auf ein stabiles Niveau bringen.
„Wir müssen wieder dahin kommen, dass wir ein Spiel ohne diese Durchhänger wie gegen Augsburg und Köln durchziehen“, forderte Gogulla und verwies darauf, dass es zwar für den Charakter und die Mentalität des Teams spreche, wenn es am Ende doch noch gewinne: „Aber wir sollten uns nicht darauf verlassen.“Harold Kreis ging nachsichtiger mit seinen Spielern um als diese selbst: „Es ist eine lange Saison, da schafft keine Mannschaft eine durchgehend gleichbleibende Leistung.“Langfristig sei der starke Charakter der DEG-Truppe „eine gute und wichtige Eigenschaft, sie glaubt stets an sich“. Es wäre keine schlechte Idee, diese Qualität – am besten bei geringerer Fehlerquote – auch am Donnerstag (19.30 Uhr) bei den Eisbären Berlin zu zeigen.