Die zweite Spielhälfte – Fortunas rätselhafte Schwäche
Hat Fortuna mit dem 4:1 (0:0)-Sieg gegen Hertha BSC eingangs der Länderspielpause ihre große Schwäche abgestellt? Die Fußballer des Bundesliga-Aufsteigers sind nämlich in der Eliteklasse die mit Abstand schwächste Mannschaft während der zweiten 45 Minuten. Daran hat zwar auch das Spiel gegen die Berliner nichts geändert, in dem die Truppe von Trainer Friedhelm Funkel nach der Pause vier Treffer erzielte und erstmals in dieser Saison eine zweite Halbzeit für sich entschied. Aber die Begegnung weckte die Hoffnung, dass sie eine Trendwende sein könnte.
Gravierend ist der Unterschied, mit welchem Ergebnis Fortuna während der ersten elf Spieltage die jeweiligen Spielhälften bestreitet: Würde nur die erste Halbzeit gewertet, wären die Fortunen stolzer Tabellen-Dreizehnter – und nicht wie in der realen Rangliste Vorletzter. Sie haben vor den Seitenwechseln nur fünf Gegentore kassiert – und damit genauso wenig wie der FC Bayern. Es gibt in Augsburg, Mainz und Frankfurt nur drei Teams, die vor dem Halbzeitpfiff weniger Gegentore als der Aufsteiger kassierten. Nur drei Spiele hätten die Düsseldorfer verloren, in acht der elf Partien gepunktet. Ein achtbares Ergebnis.
Doch mit Wiederbeginn nimmt das Unheil aus Sicht der Fortuna dann regelmäßig seinen Lauf. Dann treffen vorn die Stürmer nicht mehr, und in der Abwehr klingelt es im Schnitt alle 24 Minuten. In Halbzeit zwei verspielten die Rot-Weißen viele Punkte. Nimmt man nur diesen Spielabschnitt, sind die Düsseldorfer Bundesliga-Schlusslicht. Viermal – gegen Augsburg,Wolfsburg, Nürnberg und Schalke – verloren sie den zweiten Durchgang 0:2. Gegen Mönchengladbach gab es gar ein 0:3, ge- gen Frankfurt ein 1:4 und gegen Leverkusen ein 1:2.
Die einzigen „Punktgewinne“nach Minute 46 gab es bislang gegen Leipzig, Hoffenheim (beide 1:1) und Stuttgart (0:0) sowie nun mit 4:1 gegen Hertha. Die Düsseldorfer Bilanz in dieser Phase: ernüchternde 8:20 Treffer. Kein Keeper in der Bundesliga musste nach der Pause so viele Bälle aus dem Netz holen wie Michael Rensing.
Völlig rätselhaft ist, woher die Schwäche kommt. Denn konditionelle Gründe können es nicht sein. Trainer Friedhelm Funkel hat seine Schützlinge während der Vorberei- tung schließlich in einen sehr guten körperlichen Zustand versetzt. Doch wenn die Funkel-Elf das erste Gegentor bekommt, bricht sie regelmäßig ein. Sechsmal ist sie in Rückstand geraten, und sechsmal ging sie dann auch als Verlierer vom Platz.
„Wenn wir das 0:1 kassieren, ist es für uns immer schwer, hinterherzurennen und zurückzukommen“, sagt Vizekapitän Adam Bodzek. „Dreimal haben wir durch Handelfmeter das 0:1 kassiert. Wenn wir in der zweiten Halbzeit dann aufmachen und alles auf eine Karte setzen, um den Ausgleich zu schaffen, kassieren wir weitere Gegentore. Gegen Hertha sind wir dann endlich einmal selbst in Führung gegangen. Und da hat es dann auch endlich geklappt, da haben wir dann Hertha für ihre offenere Spielweise bestrafen und weitere Tore erzielen können.“
Vielleicht klappt das ja auch bei den Bayern am Samstag (15.30 Uhr) so. Bodzek hofft, dass das Erfolgserlebnis vom Hertha-Spiel nun die Wende einleitet. „Wir haben so ein Spiel gebraucht, damit das gute Gefühl zurückkommt.“Die Wochen davor seien nicht einfach gewesen: „Es muss viel zusammenkommen, dass wir Spiele gewinnen. Für uns geht es nicht im Vorbeigehen.“