Joshua – Händels großartiges Oratorium wiederbelebt
Klaus-Peter Pfeifer, die Emmaus-Kantorei, das Willicher MusikProjekt, die Camerata Louis Spohr und ausgewählte Solisten überzeugten mit „Joshua“.
Zum schon traditionellen Oratoriumskonzert des Willicher MusikProjekts begrüßte die Pastorin der Friedenskirche, Sylvia Pleger, mit spürbarer Vorfreude alle Mitwirkenden und die große Zahl der erwartungsvollen Besucher. „Joshua“war angekündigt, ein fast vergessenes Oratorium, das Georg Friedrich Händel im Jahre 1747 in nur vierWochen komponierte. Es berichtet von Joshua, der als Nachfolger des verstorbenen Moses um 1230 v. Chr. die Israeliten zum Kampf um Jericho und das gesamte Land Kanaan aufruft. Verwoben in die kriegerische Handlung ist die Liebesgeschichte zwischen dem schließlich siegreichen Hauptmann Othniel und der schönen Achsah, der Tochter des Kundschafters Caleb.
Dem Volk Israel ist in diesem sowohl von prachtvollen Chören als auch von berührenden Arien und Duetten bestimmten Opus die führende Rolle zugedacht. So war dieser Abend die große Stunde der von Klaus-Peter Pfeifer minutiös vor- bereiteten Chorgemeinschaft aus Emmaus-Kantorei und den Projektsängern – zusammen etwa 100 Vokalisten. Sie wurden der kraftvollen Händel’schen Klangpracht ebenso gerecht wie den polyphonen, äußerste Durchsichtigkeit verlangenden Chören – und das alles bei lupenreiner Intonation. Auch die (alt-)englische Originalsprache machte den ausgeglichen agierenden Sängern keine Schwierigkeiten.
Die „Camerata Louis Spohr“aus Düsseldorf erwies sich als bestens vorbereitet, aufmerksam sich ein- bringend und klangschön – vor allem der Solocellist und die Trompeten ließen aufhorchen. Jens-Peter Enk an der Chororgel und Christoph Lehmann am Cembalo schufen die zuverlässige Grundierung. Yamato Hasumi steuerte mit seiner Theorbe erlesene Klangfarben bei.
Für den erkrankten Altus, der die Partie des Othniel übernehmen sollte, war kurzfristig Marie-Sande Papenmeyer vom Opernhaus Hannover eingesprungen. Bewundernswert, wie sicher und voller Wohllaut sie ihren bestens durch- gebildeten Mezzo einzubringen wusste.
Für die Engelverkündigung – im Original einem Tenor zugedacht – hatte Pfeifer eine Überraschung: Von der Kanzel sang glockenrein und mit beachtlicher Souveränität der elfjährige Mark Vargin. Die anspruchsvolle Partie des Joshua war Mark Heines zugedacht, dessen Tenor an dynamischerVielfalt und differenziertem Ausdruck enorm gewonnen hat. Gewohnt zuverlässig Gregor Finke (Bass) als Caleb. Christina Kühne kämpfte mit einer Erkäl- tung und wollte nicht absagen, um das Konzert zu retten. Doch die Sopranistin (in der Partie der Achsah) sang voller Glanz, höhensicher und anscheinend ohne Anstrengung, selbst bei komplizierten Koloraturen – ihr gebührt höchstes Lob. Klaus-Peter Pfeifer leitete mit bewundernswerter Übersicht, unaufgeregt und Ruhe ausstrahlend.
Kaum endender Jubel dankte für einen eindrucksvollen Abend. Der Chor„Tochter Zion“, den Händel für „Joshua“und nicht für „Judas Maccabäus“schuf, war die Zugabe.