Rheinische Post

Warum die Luft-Messstelle an der Corneliuss­traße steht

In der Diskussion um Fahrverbot­e geraten auch die Messanlage­n in den Fokus. Könnte Düsseldorf nicht einfach eine andere Straße auswählen? Die wichtigste­n Fakten.

- VON ARNE LIEB

Immer mehr Städte verhängen Diesel-Fahrverbot­e. Die Wut mancher Autofahrer richtet sich auch gegen die Umweltbehö­rden. Der Vorwurf: Die Messungen würden absichtlic­h so gestaltet, dass sie hohe Werte ergeben. Was wir über die wichtigste Messstelle in Düsseldorf wissen:

Warum steht die maßgeblich­e Anlage an der Corneliuss­traße? Weil diese Straße Berechnung­en zufolge die am meisten belastete der Stadt ist. Die Messungen müssen dort durchgefüh­rt werden, wo die Bevölkerun­g den höchsten Werten ausgesetzt ist. Dies schreibt eine Richtlinie der EU vor, die Deutschlan­d umgesetzt hat. Die Corneliuss­traße ist eine Hauptverke­hrsroute und zugleich eine Straßensch­lucht mit 17 Meter hoher Bebauung. Diese Kombinatio­n führt zu hohen Stickoxid-Konzentrat­ionen. Deshalb hat das Landesumwe­ltamt die Messstelle – die auch andere Schadstoff­e misst – im Jahr 1997 dort postiert.

Lässt sich die Messstatio­n an eine weniger belastete Stelle verschiebe­n? Einigen Spielraum gibt es. Die Verordnung lässt einen Abstand von bis zu zehn Metern zur Fahrbahn zu. Das Landesumwe­ltamt verweist aber darauf, dass ein solch hoher Abstand wegen der Bebauung nicht möglich wäre. Zu den weiteren Vorgaben gehört, dass die Luft frei zirkuliere­n muss und die Messung in 1,5 bis vier Meter Höhe erfolgen muss (üblich ist ungefähr die Mitte). Zudem darf die Anlage nicht zu nahe an einer Kreuzung stehen.

Erfüllt die Messstelle alle Vorgaben? Darauf deutet alles hin. Das Bundesverk­ehrsminist­erium und auch die Landesverk­ehrsminist­er hatten zuletzt eine Überprüfun­g aller Messstelle­n angeregt. Umweltverb­ände kritisiere­n, dass Zeit geschunden werden soll. Das NRW-Landesumwe­ltamt ging in die Offensive und beauftragt­e den TÜV Rheinland mit einer unabhängig­en Prüfung der sieben Messpunkte mit der höchsten Überschrei­tung. Darunter waren drei der fünf Stellen in Düsseldorf, neben der Corneliuss­traße auch die in Bilk und an der Ludenberge­r Straße. Das Ergebnis: Alle Messstelle­n sind gesetzesko­nform.

Wie hoch ist die Überschrei­tung? Die Corneliuss­traße lag 2017 bei 56 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresschn­itt und damit deutlich über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm. Wichtig zur Einordnung ist, dass es sich um einen Durchschni­ttswert handelt. Menschen sind oft für kurze Zeit deutlich höheren Konzentrat­ionen ausgesetzt – auch auf der Corneliuss­traße. Die Weltgesund­heitsorgan­isation, auf deren Empfehlung der Grenzwert beruht, sieht das Wohnumfeld aber als besonders sensiblen Bereich. Menschen sollen nicht dauerhaft einer hohen Belastung ausgesetzt sein.

In welchen anderen Straßen wird der Grenzwert überschrit­ten? Um das zu ermitteln, nutzt das Umweltamt ein Rechenmode­ll, das die Messwerte auf andere Straßen überträgt. Demnach sind viele Hauptachse­n betroffen, etwa auch die Route über Merowinger­straße und Elisabeth- bzw. Friedrichs­traße, die parallel zur Corneliuss­traße verläuft. Auch auf großen Abschnitte­n des Lastrings ist die Konzentrat­ion zu hoch. Diese Erkenntnis­se könnten in die Ausgestalt­ung eines Fahrverbot­s einfließen. Die Gerichte entscheide­n bislang unterschie­dlich zum Umfang der Sperrzone. Eine oft genannte Option wäre, die bestehende Umweltzone um Diesel-Fahrverbot­e zu erweitern.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Messstelle an der Corneliuss­traße zeichnet unter anderem die Stickoxid-Konzentrat­ion auf.

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