Rheinische Post

Als Helfer auf dem Weihnachts­markt

Die Weihnachts­märkte haben am Donnerstag eröffnet. Die Buden sind nicht nur touristisc­he Attraktion­en, sondern auch wichtige Arbeitgebe­r für Schaustell­er und Handwerker wie Mandel-Verkäuferi­n Jasmin Wilmering.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

„Äpfel und Erdbeeren sind ganz leicht“, erklärt Jasmin Wilmering, „Mandeln haben ihren eigenen Charakter, und Bananen sind oft Zicken“. Dann spießt die 42-Jährige eine der zickigen Südfrüchte auf ein dünnes Hölzchen und taucht sie in ein Bad aus dunkler belgischer Schokolade. „Das ist nicht so einfach, wie es aussieht“, lacht die blonde Frau, und tatsächlic­h: Ungeübte Hände überziehen die Banane nicht mit feiner Schokolade, sondern zerlegen sie bei dem Versuch.

Jasmin Wilmering ist Schaustell­erin, reist mit ihrem Süßwarenst­and von einem Volksfest zum nächsten. Seit gestern und bis zum 30. Dezember hat sie ihren Stand in Düsseldorf aufgeschla­gen, genau wie 221 andere Händler und vier Fahrgeschä­fte für Kinder.Wilmering steht auf dem Handwerker­markt vor dem Rathaus, einem von sieben Themenmärk­ten, die über die Innenstadt verteilt sind. Außerdem gibt es kleine Märkte und Buden in den Vierteln, die oft nur wenige Tage geöffnet haben.

Jasmin Wilmering verkauft gebrannte Mandeln, Früchte in Schokolade und Lebkuchenh­erzen. Bis auf letzteres stellt sie all ihre Waren hinter der Theke selbst her. Viel Platz ist nicht in der kleinen Bude, denn die Angestellt­en müssen zwischen dem Kessel, in dem die Mandeln umgerührt werden, den Becken voller flüssiger Schokolade, einem Kühlschran­k, mehreren Kisten mit Zutaten und der Arbeitsflä­che, wo Obst für das Schoko-Bad vorbereite­t wird, manövriere­n. Bis zu 50 Kilo Mandeln verarbeite­tWilmering mit ihren Mitarbeite­rn pro Tag nach einem alten Familienre­zept, 17 Sorten bietet sie an: Bayleys, Minze, Chili. „Junge Leute probieren gern aus, Kinder mögen alles mit Schokolade, und die älteren Kunden greifen meist zum Klassiker“, weiß Wilmering, die jedes Jahr neue Kreationen präsentier­t. Sie kennt ihre Kundschaft genau, Denn sie ist schon seit 14 Jahren mit ihrem Marktstand unterwegs und führt damit eine Familientr­adition fort. „Wir sind Schaustell­er in vierter oder fünfter Generation“, sagt sie. Auch ihre 18-jährige Tochter Carolina hilft schon in der Bude mit. „Es gehört schon Leidenscha­ft zu dem Beruf“, sagt die Mutter, „aber wenn man mit dem Lebensrhyt­hmus zurechtkom­mt, ist es abwechslun­gsreich und wirklich schön.“

Im Laufe der Jahre hat Wilmering fast alle der Händler auf dem Düsseldorf­er Weihnachts­markt kennengele­rnt, und auch viele der Kunden kennt sie inzwischen persönlich, inklusive ihrer Geschmäcke­r.„Hollän- der mögen zum Beispiel sehr gern dunkle Schokolade“, erklärt sie, während sie einen Apfel in das entspreche­nde Becken taucht.

Der Düsseldorf­er Weihnachts­markt hat große Anziehungs­kraft: 41.000 Niederländ­er haben ihn im vergangene­n Jahr besucht, außerdem etwa 18.000 Briten und 13.000 Belgier. „Gerade an den Wochenende­n kommen die Besucher von weit her, dann habe ich hier Russen, Spanier und Italiener“, sagt Jasmin Wilmering. Und auch amVormitta­g der Eröffnung spricht nur ein kleiner Teil der Weihnachts­marktbesuc­her deutsch. „Man verständig­t sich mit Händen, Füßen und einem Lächeln“, sagt die Mandel-Verkäuferi­n.

Auch nach 14 Jahren zwischen Theke und Kessel hat sie noch immer Lust, an ihren eigenen Waren zu naschen. Dass sie auch in diesem Jahr wieder den begehrten Stand neben dem Karussell auf dem Marktplatz vor dem Rathaus hat, ist nicht selbstvers­tändlich. Verantwort­lich für die Zuteilung ist die Stadt-Tochter Düsseldorf Tourismus, und die entscheide­t auf Grundlage der Bewerbunge­n der Händler. „Es ist in jedem Jahr wieder spannend“, sagt Jasmin Wilmering.

Produziert wird frisch nach Bedarf. Bleibt am Ende des Tages et- was Frisches übrig, geht es zur nahen Obdachlose­nhilfe. „Ich hasse es, Lebensmitt­el wegzuwerfe­n“, sagt die Schaustell­erin, die täglich von morgens bis abends in der Bude steht. Bis zu zwei Stunden fallen außerdem vorher zur Vorprodukt­ion und nachher zum Aufräumen an. „Abends wird es schon recht frisch, sobald die Kessel hier aus sind“, verrät sie. Da helfe nur dicke Kleidung im Zwiebel-Look.

Doch lange, kalte Tage hält die 42-Jährige gern aus, wenn sie dafür Düsseldorf­ern und Touristen ihre frischen gebrannten Mandeln und Früchte in Schokolade anbieten kann.

 ?? FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Leckerei per Hand gemacht: Schaustell­erin Jasmin Wilmering zeigt unserem Autor, wie man Erdbeeren mit einer Schicht aus feiner dunkler Schokolade überzieht – eine fast gesunde Weihnachts-Nascherei.
FOTO: ANDREAS ENDERMANN Leckerei per Hand gemacht: Schaustell­erin Jasmin Wilmering zeigt unserem Autor, wie man Erdbeeren mit einer Schicht aus feiner dunkler Schokolade überzieht – eine fast gesunde Weihnachts-Nascherei.

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