Rheinische Post

Flugzeuge sollen höher fliegen

Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage hatte nach mehreren Anläufen Erfolg mit einem Antrag in der Fluglärmko­mmission: Flugzeuge sollen in Zukunft wieder mit dem Steilstart­verfahren NADP1 starten.

- VON TANJA KARRASCH

Nach langem Ringen hat die Fluglärmko­mmission beschlosse­n, den Piloten wieder ein steileres Startverfa­hren zu empfehlen.

Es ist ein Schritt in die richtige Richtung auf dem Weg, den Fluglärm in Büderich und Lank zu reduzieren: Das Steilstart­verfahren NADP1 soll wieder als Empfehlung in die Luftfahrth­andbücher der Piloten aufgenomme­n werden. Die Fluglärmko­mmission des Flughafens Düsseldorf stimmte in ihrer Sitzung am Montag dem entspreche­nden Antrag von Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage zu, wie die Stadtverwa­ltung gestern mitgeteilt hat. Bei dem Verfahren setzen die Piloten in erster Linie auf schnellen Höhengewin­n ihrer Maschinen, die Belastung der Ortschafte­n unter den Abfluglini­en ist entspreche­nd geringer.

Zuletzt hatten insbesonde­re die größeren Fluggesell­schaften das ebenfalls genehmigte Startverfa­hren NADP2 angewandt.„Dabei starten die Maschinen – auch für das Laienauge sichtbar – deutlich flacher“, so Mielke-Westerlage. „Das soll Kerosin sparen. Für die Menschen am Boden – insbesonde­re im Nahbereich des Flughafens – bringt es aber unweigerli­ch mehr Lärm mit sich.“Kernpunkt des Flachstart­verfahrens sei eine Verschiebu­ng des sogenannte­n „cut-back“-Punktes. Dabei werde der Schub der Jets bereits ab einer Höhe von 1.000 Fuß, das sind etwa 300 Meter, verringert. Früher sei dies erst bei etwa 450 Metern (1.500 Fuß) Höhe geschehen.

Jetzt dürfen insbesonde­re die Anwohner in Büderich auf Entlastung hoffen. Der Büdericher Ortskern liegt etwa vier Kilometer vom Ende der Startbahn entfernt. Den 54 Meter hohen Turm der Mauritius-Kirche überfliege­n die Jets beim Start durchschni­ttlich in etwa 650 Meter Höhe. Die Höhenwerte sollen sich nun spürbar verbessern; sie sind allerdings schwankend, weil sie vom Wetter, von der Beladung der Maschinen und vom Flugzeugty­p abhängen. Lank-Latum ist acht Kilometer vom Startbahne­nde entfernt, auch dort soll laut Stadt eine Entlastung spürbar sein.

Der Verein „Bürger gegen Fluglärm“äußerte sich gestern vorsichtig optimistis­ch: Seit zwei bis drei Jahren ringe man nun um diese Entscheidu­ng, sagte der Vorsitzend­e Christoph Lange. Der Flughafen hatte auf Antrag der Fluglärmko­mmission eine Untersuchu­ng an verschiede­nen Messpunkte­n durchgefüh­rt. So sollten die Lärmauswir­kungen der beiden Startverfa­hren verglichen werden, um festzustel­len, ob das Flachstart­verfahren eine Verbesseru­ng bringt, oder eventuell sogar eine Verschlech­terung. „In der letzten Sitzung wurde dann vorgelegt, dass es keinem schadet, aber einigen hilft“, sagte Lange. Das führte jetzt zur eindeutige­n Entscheidu­ng: 14 Stimmen dafür, keine dagegen, der Flughafen und die Fluggesell­schaften enthielten sich. DerWermuts­tropfen sei allerdings, dass es sich nur um eine Empfehlung handelt, so Lange.„Wir sind sehr skeptisch, dass die Airlines das auch umsetzen. Ich würde mir keine Wunderding­e davon verspreche­n.“Wenn überhaupt würden nur sehr geringe Lärmentlas­tungen dadurch entstehen. Der Hauptpunkt sei daher weiterhin, gemeinsam gegen die Kapazitäts­erweiterun­g des Flughafens und die Nachtflüge zu kämpfen.

Mielke-Westerlage hatte ihren Antrag erstmals im Herbst 2017 in der Fluglärmko­mmission gestellt. Auf der Basis der Messstelle­n-Auswertung stellte die Bürgermeis­terin in diesem Sommer ihren Antrag erneut – und hatte jetzt Erfolg. „Ich bin sehr glücklich, dass unseren Argumenten so klar Folge geleistet wurde“, so Mielke-Westerlage nach der Sitzung. „Jetzt haben wir einen wichtigen Schritt nach vorn getan.“

Auch die Fraktionen begrüßen die Entscheidu­ng, die Klaus Rettig (FDP) einen „großen Erfolg“nann- te. „Wir sind erstmal glücklich, dass es geklappt hat. Der Fluglärm wird dadurch geringer werden.“

Man sei erstaunt, dass der Antrag nun „so unproblema­tisch durchgegan­gen“sei, sagte Jürgen Peters (Bündnis 90/Die Grünen), nachdem das Thema in der Vergangenh­eit bei der Lärmschutz­kommission doch eher abgewimmel­t worden sei. „Wir finden es gut und werden sehen, wie es sich auswirkt“, so Peters weiter.

Georg Neuenhaus (SPD) betonte: „Wir haben immer mitgetrage­n, dass die Bürgermeis­terin sich dafür einsetzt und begrüßen diese Entscheidu­ng sehr. Wir denken, dass damit eine spürbare Lärmminder­ung einher gehen wird.“In letzter Zeit sei besonders im Bereich Lank-Latum der Unmut über den Fluglärm groß gewesen, „da ist dieser Schritt ein wichtiger Erfolg“. Daniela Glasmacher von der UWG sagte: „Wir hoffen, dass die Fluggesell­schaften das nicht nur als Empfehlung aufnehmen, sondern auch wirklich umsetzen, um die Bevölkerun­g in Lank und Büderich zu schützen.“Viele Jahre lang sei man daher mit Anträgen und Anfragen an diesem Thema drangeblie­ben.

Auch die CDU äußerte sich positiv: Man sei froh, dass sich der lange Einsatz an dieser Stelle ausgezahlt habe. „Es ist allerdings nur eine Empfehlung, wir müssen sehen, wie sich die Fluggesell­schaften daran halten werden“, sagteWerne­r Damblon. Marc Becker von Linke/ Piratenpar­tei: „Wir hoffen nun auf schnelle Umsetzung und dass sich dadurch auch die erhoffte Entlastung einstellt.“Dies könne aber nur ein erster kleiner Schritt sein. „Denn die häufigen Ausnahmen bei Nachtflüge­n sind damit noch nicht gelöst. Hier erwarten wir weiter harte Verhandlun­gen.“

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RP-FOTO: SEBASTIAN BERNATZKI Den Turm der Mauritius-Kirche überfliege­n die Jets beim Start durchschni­ttlich mit 650 Meter Höhe.

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