Häftlinge randalieren in LVR-Klinik
Nach einem Ausbruchsversuch kam es in Bedburg-Hau zu einer Meuterei.
BEDBURG-HAU Großeinsatz der Polizei: In der forensischen Klinik des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) im niederrheinischen Bedburg-Hau (Kreis Kleve) ist es am Sonntag zu einer Gefangenenmeuterei gekommen. Mehrere drogenabhängige Gefangene randalierten in einem Gemeinschaftsraum. Das Klinik-Personal hatte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Nach einem sechsstündigen Polizeieinsatz, an dem eine Hundertschaft und ein Spezialeinsatzkommando beteiligt waren, gaben die verurteilten Straftäter auf und leisteten den Anweisungen der Ordnungshüter Folge.
In der Nacht zuvor war in der Forensik ein Ausbruchsversuch aufgeflogen. Ein Gefangener soll es geschafft haben, ein Eisengitter vor einem Fenster in Teile zu zersägen. Das bestätigte LVR-Sprecherin Karin Knöbelspies. „Nachdem die Pfleger den Mann isoliert hatten, nannte er die Namen sechs weiterer am Ausbruchsplan Beteiligter.“Wegen des Ausbruchsversuchs sollten die Gefangenen verlegt werden. Das Personal rief die Polizei zur Hilfe.
Als die Streifenwagen eintrafen, eskalierte die Situation: Die Gefan- genen sollen mit Porzellan geworfen und Möbel zerstört haben. Außerdem attackierten sie die Polizisten verbal. Die Ordnungshüter riefen wiederum Verstärkung. Die Polizei riegelte daraufhin das Forensik-Gelände komplett ab. Am späten Sonntagabend meldeten die Behörden, dass die Lage unter Kontrolle sei. Alle Gefangenen konnten festgesetzt und voneinander getrennt untergebracht werden. Verletzte habe es nicht gegeben, auch habe laut Polizei keine Gefahr für Anwohner bestanden.
Die Kripo Kleve hat eine Ermittlungskommission eingerichtet, Poli- zei und Staatsanwaltschaft ermitteln nun wegen Gefangenenmeuterei. Wie es zu dem Vorfall kommen konnte und wie die Männer an das Werkzeug gelangt sind, mit dem sie das Eisengitter zersägen konnten, ist unklar. Der Fall soll aufgearbeitet werden. Der NRW-Maßregelvollzugsbeamte Uwe Dönisch-Seidel kündigte Gespräche an: Es gelte nun, die Ursachen herauszufinden und präventiv tätig zu werden.
Bereits 2017 geriet die Klinik in die Schlagzeilen. Damals kam es dort zu einer Geiselnahme, bei der ein Pfleger schwer verletzt wurde und ein Häftling flüchten konnte.