Kommt Wenger zum FC Bayern?
Der kriselnde Rekordmeister hat schon einmal Kontakt zu dem Trainer gesucht.
MÜNCHEN (dpa) Wie kriegt man den FC Bayern München wieder in die Spur? Mit dieser Frage hat sich Arsène Wenger schon einmal vor anderthalb Monaten beschäftigt. Mitte Oktober, das Abschiedsspiel von Per Mertesacker in Hannover, nach seinem eigenen Abschied nach fast 22 Jahren beim FC Arsenal hat Wenger jetzt für so etwas Zeit. Der 69-Jährige wirkt sehr drahtig, gut erholt und aufgeräumt, er wird in Hannover auch zur damals schon latenten Krise des FC Bayern befragt. „Ich bin wie viele in Deutschland etwas überrascht über diese Situation“, sagt Wenger. „Das Wichtigste ist jetzt, dass man innerhalb des Vereins Ruhe und Stabilität behält.“
Nur wenige Wochen später ist klar: Das mit der Ruhe und Stabilität hat Bayern nicht hinbekommen. Spätestens seit dem 3:3 gegen Düsseldorf glaubt kaum jemand mehr daran, dass der erst im Sommer verpflichtete Niko Kovac noch lange Trainer der Bayern sein wird. Aus einer Reihe von Gründen istWenger ein möglicher, wenn nicht sogar der naheliegendste Kandidat auf seine Nachfolge. Der Name des Franzosen falle „intern immer häufiger“, schrieb die „Bild“-Zeitung.
Wenger ist im Elsass aufgewachsen und spricht deshalb perfekt Deutsch. In England hat er auf höchstem Niveau mit dem FC Arsenal zehn Titel geholt und noch mehr Stars der Kategorie Thierry Henry, Dennis Bergkamp oder Robin van Persie entwickelt. Noch wichtiger ist aber: Wenger will unbedingt wieder als Trainer arbeiten („Ich liebe denWettbewerb“). Und die Münchner wollten ihn im Laufe der Jahre schon mindestens einmal genauso unbedingt haben (1994). „Es ist leider nicht zustande gekommen damals“, erzählte Vorstandschef KarlHeinz Rummenigge im März 2017. Und fügte hinzu: „Ich habe persön- lich ein sehr gutes Verhältnis zu Arsène Wenger, den ich sehr schätze seit langer, langer Zeit.“Diese Aussage ist umso bemerkenswerter, weil sie in eine Zeit fallen, in der Wenger in der Kritik stand.letzter Meistertitel in England schon 13 Jahre zurücklag und in der sich der FC Arsenal in der Champions League von den Bayern gleich dreimal nacheinander mit 5:1 vermöbeln ließ.
Doch die Zeiten haben sich verändert. Mittlerweile werden für Spieler mehr als 100 Millionen Euro ausgegeben – und es wird Wenger als Standfestigkeit ausgelegt, dass er sich solchen Exzessen bei Arsenal stets verweigerte. Über ein paar Dinge müssten er und die Bayern-Bosse aber reden, falls sie noch zueinander finden. Über Mesut Özil zum Beispiel, den Wenger sehr schätzt, den Uli Hoeneß aber nach der WM beschimpfte. Oder über Hierarchien in Fußball-Klubs, von denenWenger in London stets gewohnt war, sie ganz allein zu dominieren.
Akut aber geht es für den schwächelnden Bundesligisten erst einmal mit Trainer Niko Kovac weiter (Dienstag, 21 Uhr). Benfica Lissabon gastiert zur Champions-League-Partie.