Oberlandesgericht: Festakt für die Präsidentin und ihren Nachfolger
Die langjährige Präsidentin Anne-José Paulsen wurde verabschiedet, Nachfolger Werner Richter in sein Amt eingeführt. Ein wichtiges Thema für ihn wird die Nachwuchsgewinnung.
Stabwechsel im Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf: Mit einem Festakt ist die langjährige OLG-Präsidentin Anne-José Paulsen offiziell verabschiedet und ihr Nachfolger Werner Richter in sein Amt eingeführt worden. Justizminister Peter Biesenbach (CDU) sagte, Paulsen habe in ihrer 16-jährigen Amtszeit die hohen Erwartungen „nicht nur überzeugend erfüllt, sondern in außergewöhnlicher Weise übertroffen“. Auch dank ihrem liebenswerten Auftreten und ihrer ansteckenden Lebensfreude sei sie ein Vorbild für die Mitarbeiter gewesen. Ihrem Nachfolger bescheinigte der Minister, für seine neue Aufgabe bestens gerüstet zu sein – besonders hob er dessen Fokus auf das Thema Personal hervor, der lange zum Kern von Richters Wirken gehört habe: „Für Sie bedeutet Personalentwicklung auch Horizonterweiterung.“
Paulsen war sichtlich und hörbar gerührt, als sie sich bei den diversen Rednern des Tages bedankte – und den Gästen, unter denen viele namhafte Vertreter der Stadt, der Kommunal- und Landespolitik sowie der Justiz waren. Wer sie kenne, wisse, dass sie „durchaus empfänglich für Lob“sei, sagte sie: Sie wolle es nun „mit vollem Herzen“an die weitergeben, die mit Arbeit und Engagement vieles möglich gemacht hätten. Für ihre „gelegentlich nicht zu unterdrückende Ungeduld“entschuldigte sie sich augenzwinkernd: „Ich weiß, dass ich auch für das Ministerium nicht immer ein angenehmer Gesprächspartner war – auch nicht für Sie, Herr Richter“, sagte sie an ihren Nachfolger gewandt, der zuletzt im Ministerium die Zentralabteilung leitete, die unter anderem für die Personalangelegenheiten aller Gerichtsbarkeiten zuständig ist.
Ihre Aufgabe als Vorsitzende des Hochschulrats der Heine-Uni will Paulsen weiter wahrnehmen, zudem ist sie Vorsitzende des Kuratoriums der Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, die Trägerin des Goethe-Museums ist. Dazu widmet sich die Juristin nun der Idee eines„Childhood-Hauses“für missbrauchte Kinder in Düsseldorf, in dem Ärzte, Psychologen und Juristen zum Wohle der Kinder zusammenarbeiten sollen. Sie freue sich, dass auch ihr Amtsnachfolger die Idee befürworte.
Richter sagte an seineVorgängerin gewandt: „Die Messlatte für Ihren Nachfolger liegt verdammt hoch.“Er bedankte sich bei Justizminister Biesenbach für das Vertrauen in seine Person und betonte, eine zentrale Zukunftsfrage der Justiz sei die Gewinnung von Nachwuchs. Die anerkannte Kompetenz der Düsseldorfer Senate sei nur dauerhaft zu sichern, „wenn wir auf Dauer gute Juristen für den Beruf des Richters begeistern können“. Im Hinblick auf seine Jahre als Richter in Köln sagte der neue OLG-Präsident, er sei vielleicht „kein Kind Düsseldorfs“: „Aber ich habe über die Jahre an interkultureller Kompetenz gewonnen.“
Oberbürgermeister Thomas Geisel betonte, er habe schon bei Richters Antrittsbesuch im Rathaus gespürt, mit wie viel Zuversicht dieser seiner Aufgabe entgegensehe. „Schön, dass Sie sich auch in Düsseldorf engagieren wollen.“Bei Anne-José Paulsen bedankte er sich dafür, dass sie auch über das Gericht hinaus Spuren in der Stadt hinterlassen habe. Zum Dank für ihr Bemühen um die Aufklärung der Rolle des OLG im Nationalsozialismus überreichte er ihr eine Ausgabe des neu in der Kleinen Schriftenreihe der Mahn- und Gedenkstätte erschienen Buches „,Im Namen des Volkes…’ – Das Düsseldorfer Oberlandesgericht und die Justiz im Nationalsozialismus“. Es ist ihr gewidmet.