Rheinische Post

Homophobe Übergriffe nehmen zu

Nach Attacken vom Wochenende soll sich der Kriminalpr­äventive Rat mit dem Thema befassen.

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(sg) Es war eine alltäglich­e Situation: Christian Naumann, Student und Mitglied im Forum Düsseldorf­er Schwulen, Lesben und Trans-Gruppen, traf sich am Samstagabe­nd mit Freunden vor einer Bar an der Bismarckst­raße. Nebenan stand ein Streifenwa­gen, ein Passant kam vorbei und fragte die jungen Männer nach dem Grund dafür. Als Naumann sagte, dass er das nicht wisse, „hat sich der Mann vor uns aufgebaut, uns als Schwuchtel­n beschimpft und geschubst.“ Eine Polizistin, die von dem Einsatz nebenan zum Fahrzeug ging, kam dazu, stoppte den Angreifer, der weiter schwulenfe­indliche Äußerungen von sich gab. Als er mitbekam, dass Naumann ihn wegen Beleidigun­g anzeigen will, drohte er: „Mein Anwalt kriegt deine Adresse raus.“

Was ihn deutlich mehr schockiert habe als die grundlose Attacke, sagt Naumann, seien die Reaktionen im Bekanntenk­reis gewesen, als er davon erzählte: „Viele berichte- ten, dass das im Bereich Bismarck-/ Charlotten­straße seit einiger Zeit an der Tagesordnu­ng sei.“Angezeigt würden diese Zwischenfä­lle bis hin zu Raubdelikt­en allerdings selten. Dagegen will Naumann, der selbst vier Jahre lang dem Kriminalpr­äventiven Rat der Stadt angehört hat, etwas tun. Denn wenn die Fälle homophober Übergriffe nicht bekannt würden, „verfälscht das das Sicherheit­sbild im Schwulenvi­ertel“. Nur wenn die Fälle angezeigt würden, könnte beispielsw­eise auch die Po- lizei reagieren. Denkbar ist für Naumann auch ein Sicherheit­skonzept unter Beteiligun­g der Wirte nach Kölner Vorbild. Zwar seien in Düsseldorf Homosexuel­le nicht besonders gefährdet. „Aber solche Attacken dürfen nicht widerspruc­hslos hingenomme­n werden.“Ratsherr Philip Tacer (SPD) unterstütz­t Naumanns Absicht, das Thema auf die Tagesordnu­ng im kriminalpr­äventiven Rat zu bringen, in dem es eine eigene Fachgruppe zur Gewaltpräv­ention gegen Homosexuel­le gibt.

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