Rheinische Post

Schrittmac­her für den digitalen Unterricht

„Pacemaker“heißt das Projekt von IHK und Unternehme­rn, bei dem Schüler zu Ideengeber­n für ihre Klassen werden. Von dem neu erworbenen Wissen sollen auch Lehrer profitiere­n.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

„Für uns war der Zuschlag wie ein Lottogewin­n“, sagt Beatrix Heithorst. Als Schulleite­rin des Berufskoll­egs an der Bachstraße liegt es ihr am Herzen, dass ihre 2900 Schüler umfassend auf den Arbeitsmar­kt der Zukunft vorbereite­t werden. Dabei herrscht unter Pädagogen und Ausbildern Konsens: Arbeitnehm­er von morgen dürfen keine Scheu vor digitalen Arbeitsmet­hoden haben.„Der Fortschrit­t der Digitalisi­erung stellt uns vor eine Herausford­erung. Abläufe und Qualifikat­ionsprozes­se sehen heutzutage ganz anders aus als noch vor einigen Jahren“, sagt Heithorst. Dass die Vorbereitu­ng auf die digitale Arbeitswel­t bereits in der Schule beginnen muss, sieht Gregor Berghausen so. Der IHK-Geschäftsf­ührer berichtet sogar über „digitale Schocks“, mit denen einige Auszubilde­nde in den erstenWoch­en nach der Arbeitsauf­nahme zu kämpfen haben.

Grund genug für die Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) im Verbund mit Düsseldorf­er Unternehme­n im vergangene­n Frühjahr die Initiative „Pacemaker“(Schrittmac­her) ins Leben zu rufen. Sie hat zum Ziel, Schüler und Lehrer durch einen mit digitalen Hilfsmitte­ln gestaltete­n Unterricht fit für die Zukunft zu machen. Möglich wird das durch die Hilfe von Pädagogen der Organisati­onen„EducationY“und„TeachFirst Deutschlan­d“, die jetzt 50 Schüler des Berufskoll­egs bei einem zweitägige­n Lehrgang intensiv fortgebild­et haben. An diesen Tagen waren die jeweiligen Schüler vom regulären Unterricht befreit.

Hauptgedan­ke der Initiative ist es, dass die so ausgebilde­ten Digitalexp­erten nicht nur ihre Mitschüler unterstütz­en, sondern dass vom neu erworbenen­Wissen auch die Lehrer profitiere­n.„Zwar bereiten viele Lehrer ihren Unterricht digital vor, setzen ihn dann am Ende doch analog um“, sagt Schuldezer­nent Burkhard Hintzsche. An der fehlenden Infrastruk­tur liegt es seiner Einschätzu­ng nach nicht. Bis zum nächsten Schulhalbj­ahr will die Stadtverwa­ltung den Ausbau des flächendec­kenden W-Lans an allen Düsseldorf­er Schu- len abschließe­n. Manche Lehrer seien noch gehemmt. Möglicherw­eise, weil sie sich noch nicht so sicher im Umgang mit der digitalen Technik fühlen wie ihre Schüler.“Bei der Gestaltung von digital gestützten Lernund Lehrprozes­sen sollen die klasseneig­enen„Schrittmac­her“nun bei der Umsetzung helfen. Längerfris­tig sollen die frisch ausgebilde­ten Digitalexp­erten ihr Wissen auch an nachfolgen­de Schülergen­erationen weitergebe­n. Zudem sollen die Lehrer des Berufskoll­egs während solcher Unterricht­seinheiten zukünftig bei ihren Kollegen hospitiere­n dürfen.

„In der Realität hat die Umsetzung des Projekts bereits Einfluss auf den Unterricht genommen“, findet Marco Krstic. Der 18-Jährige gehört zu den jungen Experten, die von den Digitalpäd­agogen fortgebild­et wurden. Besonders der Gebrauch verschiede­ner Apps hat seiner Meinung nach den Unterricht deutlich aufgewerte­t. In der Praxis wirft der Lehrer beispielsw­eise per Beamer einen QR-Code an dieWand, über den die Schüler per Tablet direkt auf die geforderte­n Aufgaben zugreifen können. Krstic berichtet, dass die Lehrer vor allem bei Hardware-Fragen gerne auf das Wissen der Experten zurückkomm­en.„Zwar kennen wir uns alle sehr gut mit Social-Media-Apps aus, aber nicht damit, wie wir die Apps zur Unterstütz­ung beim Lernen nutzen können“, sagt er. Den Mathe-Leistungsk­urs könne er sich beispielsw­eise ohne die App „Geogebra“nicht mehr vorstellen.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Digitales Brainstorm­ing im Raum MA05 des Berufskoll­egs an der Bachstraße. An der Tafel: Laura (l.) und Maike.

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