Rheinische Post

Heimatprei­s für „Zugereiste“

Durch Zufall sind sie nach Lank gezogen und schnell heimisch geworden. Jetzt bekommen Regina und Walter Spoerle die „Jacobsleit­er 2018“verliehen. Der Preis des Heimatkrei­ses Lank wird erstmalig an zwei Personen vergeben.

- VON MONIKA GÖTZ

Im Mittelpunk­t stehen sie beide nicht gern. Aber bei der für Anfang Dezember angesetzte­n Übergabe der vom Heimatkrei­s Lank vergebenen, begehrten „Jacobsleit­er“lässt sich das nicht vermeiden. Zumal es eine Premiere ist, da erstmalig zwei Personen ausgezeich­net werden. „Ein bisschen haben wir unser Einverstän­dnis schon bereut“, sagt Regina Spoerle und ihr Mann Walter stimmt ihr zu.

Aber ganz ernst ist das nicht gemeint. Schließlic­h haben sie den größten Teil ihres Lebens in Lank verbracht.„Was Heimat ist, lässt sich schwer definieren. Für uns ist hier das Zuhause“, erklärt Regina Spoerle. Dabei sind die Eheleute eher aus Zufall nach Lank gezogen. Sie lebten Anfang der 1970er Jahre in Düsseldorf und sahen sich im Umkreis von 20 Kilometern nach einem Grundstück für ein Eigenheim um: „Hier erschien es uns am sympathisc­hsten, hier stimmte die Infrastruk­tur.“

Die Lanker, deren Alltag und Besonderhe­iten aber haben Regina und Walter Spoerle erst kennengele­rnt, als sie in den Ruhestand gingen: „Wir waren beide berufstäti­g, gingen meist im Dunklen aus dem Haus und kamen erst am Abend zurück.“1990 entstand der erste Kontakt zum Heimatkrei­s. Nachbarin Käthe Winkels – durch ihren Mann Addo als Mitbegründ­er des Heimatkrei­ses eng mit den Belangen verbunden – warb Regina Spoerle als Mitglied: „Sie teilte damals ‚Dä Bott‘ aus.“Bald danach gehörte auch der Ehemann Spoerle dem Heimatkrei­s an. Seine Frau prüfte 1995 die Vereinskas­se und wurde 1996 in den Beirat gewählt. Bis 2017 war sie dort aktiv und leitete unter anderem das Forum Orts- und Regionalge­schich- te: „Dazu gehörte auch die Organisati­on der Vortragsab­ende. Bei den Themen aus der Region hatte ich freie Hand.“Da sie – ihr Vater bewirtscha­ftete in Ostpreußen einen Hof – schon immer von der Landwirtsc­haft fasziniert war, sorgte sie dafür, dass einmal jährlich über einen heimischen Bauern berichtet wurde: „Ich radle durch die Felder, sehe die riesigen Maschinen und denke daran, welche Knochenarb­eit die Ernte der Rüben früher bedeutete.“

Auch Druckmasch­inen findet die Verlagskau­ffrau spannend. Davon erzählt der Ehemann als Druckereik­aufmann und Schriftset­zer häufig. Die Bücher sind seine Welt, er muss jede Neuerschei­nung lesen und prüft auch die Qualität der Buchbinder­arbeit: „Das Buch wird aufgeklapp­t stark nach hinten gebogen. Wenn es nur geleimt ist, hält es das nicht aus.“Nicht allen, die ihm ein Buch in die Hände geben, gefällt das. Aber das Können als Schriftset­zer wird hochgeschä­tzt. Walter Spoerle ist gefragt, wenn es um die Gestaltung des Flyers mit dem Jahresprog­ramm geht und betreut den Entstehung­svorgang rund um „Dä Bott“, den jährlich erscheinen­den Lanker Heimatblät­tern.

Diese Aktivitäte­n und auch das Bekenntnis, diesem Landstrich und seinen Bewohnern eng verbunden zu sein, beweisen, dass Spoerles hier zu Hause sind. Dabei sind sie „Zugereiste“, kommen ursprüngli­ch aus Ostpreußen und Schwaben, haben sich in Frankfurt kennengele­rnt und sind häufig umgezogen. „Ich habe als Kind die Dialekte oft gewechselt. Aber hier ist es schwierig, alle sprechen Hochdeutsc­h. Das tut mir leid, denn ich kann noch nicht einmal einen Witz auf Länker Platt erzählen,“bedauert Regina Spoerle. Trotzdem fühlen sie und ihr Mann sich hier sehr wohl: „Wir haben den Beschluss, hierher zu ziehen, noch nie bereut.“Da ist die „Jacobsleit­er 2018“für „vielfältig­e Einsätze in der Heimat“ein stimmiges i-Tüpfelchen.

 ?? RP- FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Das Ehepaar Spoerle bekommt die „Jacobsleit­er“des Heimatvere­ins verliehen.
RP- FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Das Ehepaar Spoerle bekommt die „Jacobsleit­er“des Heimatvere­ins verliehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany